Über 800 Jahre Egesheimer Mühle
Teil 1: Die Ursprünge der Egesheimer Mühle gehen bis ins 13. Jahrhundert zurück
Eine kleine Serie geht ihrer Geschichte auf den Grund.
EGESHEIM - „Es steht eine Mühle im Bäratal, sie klappert so leis vor sich hin.“So könnte man in der Egesheimer Brühlstraße in Anlehnung an das „Schwarzwäldertal-Mühlenlied“singen, wenn man am Wohnhaus von Reinhold Schätzle vorbeifährt. Bei näherem Hinsehen aber wird man feststellen, dass das Mühlrad zwar vom Wasser des Anhauser Baches angetrieben wird, die daraus entstehenden Kräfte aber keineswegs ein Mahlwerk antreiben, sondern es lediglich in Bewegung setzen.
Dass Reinhold Schätzle aber ganz allein dieses Mühlrad gebaut und installiert hat, hat seine besondere Bewandtnis. Es ist das Werk eines mittlerweile dreiundsechzigjährigen Müllermeisters, dessen längste Lebensphase ganz im Zeichen der Egesheimer „Beeramühle“stand, die noch heute, neben einer Mühle in Geisingen, als einzige im Kreis Tuttlingen noch ihren Dienst versieht. Die „Beeramühle“, die heute von Reinhold Schätzles Neffen, Claus Reschke, betrieben wird, liegt einen Steinwurf hinter diesem Mühlrad. Sie und die Menschen, die mit ihr in Verbindung gebracht werden, erzählen eine interessante Geschichte, die bis ins 13. Jahrhundert zurück geht. In einer kleinen Mühlen-Serie soll diese Geschichte, vor allem aber auch Geschichtchen meist aus der Perspektive von Müllermeister Reinhold Schätzle, in einigen Facetten dargestellt werden.
Der ehemalige Egesheimer Pfarrer Erwin Voith hat sich im Egesheimer Heimatbuch ausgiebig mit der Geschichte der Egesheimer Mühlen beschäftigt. Er verweist darauf, dass die Mahl- und Sägemühle in ihren Anfängen eine sogenannte Lehensmühle war, das heißt von den „Edlen von Egesheim“den Einwohnern von Egesheim zur Benutzung geliehen wurde. Am 27.September 1412 ist diese Egesheimer Mühle von Wilhelm von Schiltegg mit der ganzen Pfarrei an das Augustiner-Kloster Beuron übergegangen. Die Bürger der zum Kirchspiel Egesheim gehörenden Gemeinden Königsheim, Bubsheim und Reichenbach behielten das Recht, die Mühle zu nutzen. Mehrere Dokumente verweisen auf die Existenz der Egesheimer Mühle in dieser Zeit.
1763 verkaufte das Kloster die Sägemühle wieder zurück an die Gemeinde Egesheim. Ein gewisser Clemens Steidle, der auch schon Besitzer der Anhauser Mühle war, taucht als neuer Besitzer der Mahl- und Sägemühle auf und geht mit der Gemeinde Verpflichtungen ein, die vom Bau einer Schulstube bis zur Bezahlung eines Bürgergeldes für dessen Söhne reichten.
In der Folgezeit wechselte die Egesheimer Mühle noch mehrmals die Besitzer, bis ein gewisser Jakob Scheerle aus Oberdigisheim durch Einheirat neuer Eigentümer der Mahl- und Sägemühle wurde. Sein Sohn Johann Scheerle ließ ein Elektrowerk
in die Mühle einbauen, das die Egesheimer mit Gleichstrom versorgen konnte. Im Jahre 1927 übernahm Reinhold Scheerle die Mahlmühle und sein Bruder Karl Scheerle die Sägemühle. Da Reinhold Scherle keinen männlichen Erben hatte, kam durch Einheirat der Müller Hubert Schätzle aus Deilingen in den Besitz der Egesheimer Mahlmühle. Und damit beginnt die eigentliche Serie über die Egesheimer Mühle unter dem Namen Schätzle.