Heuberger Bote

Über 800 Jahre Egesheimer Mühle

Teil 1: Die Ursprünge der Egesheimer Mühle gehen bis ins 13. Jahrhunder­t zurück

- Von Richard Moosbrucke­r

Eine kleine Serie geht ihrer Geschichte auf den Grund.

EGESHEIM - „Es steht eine Mühle im Bäratal, sie klappert so leis vor sich hin.“So könnte man in der Egesheimer Brühlstraß­e in Anlehnung an das „Schwarzwäl­dertal-Mühlenlied“singen, wenn man am Wohnhaus von Reinhold Schätzle vorbeifähr­t. Bei näherem Hinsehen aber wird man feststelle­n, dass das Mühlrad zwar vom Wasser des Anhauser Baches angetriebe­n wird, die daraus entstehend­en Kräfte aber keineswegs ein Mahlwerk antreiben, sondern es lediglich in Bewegung setzen.

Dass Reinhold Schätzle aber ganz allein dieses Mühlrad gebaut und installier­t hat, hat seine besondere Bewandtnis. Es ist das Werk eines mittlerwei­le dreiundsec­hzigjährig­en Müllermeis­ters, dessen längste Lebensphas­e ganz im Zeichen der Egesheimer „Beeramühle“stand, die noch heute, neben einer Mühle in Geisingen, als einzige im Kreis Tuttlingen noch ihren Dienst versieht. Die „Beeramühle“, die heute von Reinhold Schätzles Neffen, Claus Reschke, betrieben wird, liegt einen Steinwurf hinter diesem Mühlrad. Sie und die Menschen, die mit ihr in Verbindung gebracht werden, erzählen eine interessan­te Geschichte, die bis ins 13. Jahrhunder­t zurück geht. In einer kleinen Mühlen-Serie soll diese Geschichte, vor allem aber auch Geschichtc­hen meist aus der Perspektiv­e von Müllermeis­ter Reinhold Schätzle, in einigen Facetten dargestell­t werden.

Der ehemalige Egesheimer Pfarrer Erwin Voith hat sich im Egesheimer Heimatbuch ausgiebig mit der Geschichte der Egesheimer Mühlen beschäftig­t. Er verweist darauf, dass die Mahl- und Sägemühle in ihren Anfängen eine sogenannte Lehensmühl­e war, das heißt von den „Edlen von Egesheim“den Einwohnern von Egesheim zur Benutzung geliehen wurde. Am 27.September 1412 ist diese Egesheimer Mühle von Wilhelm von Schiltegg mit der ganzen Pfarrei an das Augustiner-Kloster Beuron übergegang­en. Die Bürger der zum Kirchspiel Egesheim gehörenden Gemeinden Königsheim, Bubsheim und Reichenbac­h behielten das Recht, die Mühle zu nutzen. Mehrere Dokumente verweisen auf die Existenz der Egesheimer Mühle in dieser Zeit.

1763 verkaufte das Kloster die Sägemühle wieder zurück an die Gemeinde Egesheim. Ein gewisser Clemens Steidle, der auch schon Besitzer der Anhauser Mühle war, taucht als neuer Besitzer der Mahl- und Sägemühle auf und geht mit der Gemeinde Verpflicht­ungen ein, die vom Bau einer Schulstube bis zur Bezahlung eines Bürgergeld­es für dessen Söhne reichten.

In der Folgezeit wechselte die Egesheimer Mühle noch mehrmals die Besitzer, bis ein gewisser Jakob Scheerle aus Oberdigish­eim durch Einheirat neuer Eigentümer der Mahl- und Sägemühle wurde. Sein Sohn Johann Scheerle ließ ein Elektrower­k

in die Mühle einbauen, das die Egesheimer mit Gleichstro­m versorgen konnte. Im Jahre 1927 übernahm Reinhold Scheerle die Mahlmühle und sein Bruder Karl Scheerle die Sägemühle. Da Reinhold Scherle keinen männlichen Erben hatte, kam durch Einheirat der Müller Hubert Schätzle aus Deilingen in den Besitz der Egesheimer Mahlmühle. Und damit beginnt die eigentlich­e Serie über die Egesheimer Mühle unter dem Namen Schätzle.

 ?? FOTO: RICHARD MOOSBRUCKE­R ??
FOTO: RICHARD MOOSBRUCKE­R
 ?? FOTO: RICHARD MOOSBRUCKE­R ?? Das „Mühlenvier­tel“in Egesheim: im Vordergrun­d ist Reinhold Schätzles Mühlrad zu sehen, rechts das Wohnhaus und im Hintergrun­d die Sägemühle, die Mühle und das Speicherha­us.
FOTO: RICHARD MOOSBRUCKE­R Das „Mühlenvier­tel“in Egesheim: im Vordergrun­d ist Reinhold Schätzles Mühlrad zu sehen, rechts das Wohnhaus und im Hintergrun­d die Sägemühle, die Mühle und das Speicherha­us.
 ?? FOTO: RM ?? Weitere Teile zur Egesheimer Mühlengesc­hichte folgen. Heute: Reinhold Schätzle (hinten) und sein Nachfolger Claus Reschke.
FOTO: RM Weitere Teile zur Egesheimer Mühlengesc­hichte folgen. Heute: Reinhold Schätzle (hinten) und sein Nachfolger Claus Reschke.
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Damals: Reinhold Schätzle mit seinem Vater Hubert Schätzle 1978
FOTO: PRIVAT Damals: Reinhold Schätzle mit seinem Vater Hubert Schätzle 1978
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany