Neuer Geist: Play-offs statt Tabellenkeller
Vor der Verzahnung der Nord- mit der Südgruppe ziehen die Wild Wings eine Bilanz
VILLINGEN-SCHWENNINGEN - Mit hoher läuferischer Intensität und körperlicher Fitness wollten die Wild Wings seit langem mal nicht in den Tabellenkeller, sondern in die Play-offs. Und die Zwischenbilanz fällt durchaus erfreulich aus.
Tempo und Geschwindigkeit – das waren die Kriterien, nach denen der neue Sportdirektor Christof Kreutzer und Trainer Niklas Sundblad die neue Mannschaft zusammenstellten. Kein läuferisch limitierter Mark Fraser mehr, sondern wieselflinke Akteure wie die beiden Spink-Zwillinge sollten das Schwenninger Eishockey voranbringen. Und das Kalkül scheint aufzugehen, nach Abschluss der gruppeninternen Spiele belegen die Wild Wings mit 33 Punkten aus 24 Spielen Rang vier, der zum Einzug in die Play-offs berechtigen würde.
Erstmals nach 26 Jahren könnten die Schwenninger wieder in das Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft vorstoßen. „Wir sind mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden. Wir haben jetzt Platz vier, den wollen wir in den Spielen gegen die Nordgruppe halten und in die Playoffs einziehen“, sagt Coach Sundblad. Konnten die Wildschwäne beim Vorbereitungsturnier um den Magentasport-Cup nur aufgrund zahlreicher Corona-Fälle innerhalb der Mannschaft gestoppt werden, so starten sie zum Punkteauftakt voll durch. Einem 2:1-Auftaktsieg in Ingolstadt, ließen sie einen 3:2-Erfolg in Augsburg und einen 2:1-Sieg in Nürnberg sowie ein 5:2 gegen Straubing, erstmals daheim in der umgebauten Helios-Arena auf NHL-Eisfläche, folgen.
Die Wild Wings hatten einen neuen Startrekord aufgestellt, belegten Rang zwei in der Südgruppe und träumten schon ein bisschen von der Champions League. Zwar gab es in Mannheim und daheim gegen München jeweils 2:3-Niederlagen, am 12. Januar siegte der SERC aber in der Mannheimer SAP-Arena mit 3:1. Die Spiele erneut gegen München (4:6) und in Ingolstadt (1:3) gingen verloren, gegen Nürnberg wurde aber am 23. Januar 4:2 gewonnen, auch wenn es danach eine 3:4-Niederlage in Straubing setzte. Am 1. Februar gewannen die Schwäne daheim gegen Augsburg glatt mit 4:0. Danach gab es dann aber eine Formkrise, nicht zuletzt auch durch Verletzungspech verursacht. Vor allem die läuferischen Leistungen ließen nach, die
Mannschaft wirkte nicht mehr so spritzig wie am Anfang. Von den folgenden sieben Spielen konnte nur eine Partie gewonnen werden, am 14. Februar daheim gegen Nürnberg 4:1.
Der 2:1-Heimsieg nach Penaltyschießen war dann Auftakt zu einer neuerlichen Siegesserie: Es folgte in Nürnberg ein 4:3 nach Penaltyschießen, daheim gegen Straubing ein 4:1 und in Augsburg gar ein 5:0-Erfolg. Wieder hatten die Schwäne vier Siege in Serie aufs Konto gebracht, verpassten den eigenen DEL-Rekord mit fünf Siegen in Folge aus der Saison 2015/16 nur knapp, weil es zum Abschluss der Spiele in der Südgruppe eine 1:2-Niederlage in München setzte. Großer Rückhalt der Wild Wings ist Torhüter Joacim Eriksson. Der Schwede konnte den nach Wolfsburg abgewanderten Dustin Strahlmeier nicht nur ersetzen, sondern hält sogar stärker als dieser. Dass „Back-up“Patrik Cerveny jederzeit bereit ist zu spielen, bewies er bei seinen wenigen Einsätzen. Überhaupt schlugen die Neuzugänge ein. Verteidiger Johannes Huß: Erhielt dieser bei der Düsseldorfer EG kaum Eiszeit, übernimmt er in Schwenningen mit seinen erst 22 Jahren selbstbewusst Verantwortung auf dem Eis. Die Zwillinge Tyson Spink und Tylor Spink sind gerade für das Überzahlspiel ein wichtiger Faktor. Die Überzahlquote ist mit 22,7 Prozent die beste der Südgruppe. Mit 86,96 Prozent ist die Unterzahlquote noch vorzüglicher und wird in der gesamten Liga nur von den Adler Mannheim (90,63) übertroffen.
Kapitän Travis Turnbull, der von den Straubing Tigers kam, geht auf und neben dem Eis als Vorbild voran. Aber auch Akteure, die in der vergangenen Saison nicht recht zündeten wie Jamie MacQueen oder Andreas Thuresson, bringen jetzt mehr Leistung. Topscorer der Wild Wings ist Thuresson mit 24 Punkten (zehn Tore/14 Assists).
Die Wild Wings haben meist weniger Spielanteile und deutlich weniger Schüsse als der Gegner. Sundblad ist kein Verfechter der Auffassung, dass möglichst viele Pucks auf das gegnerische Tor gebracht werden. Wichtiger ist ihm, aus welcher Position und mit welcher Chance daraus direkt ein Tor beziehungsweise die Chance auf einen Nachschuss entsteht. Allerdings waren die Wild Wings doch zu häufig auf der Strafbank: Mit 306 Strafminuten (Schnitt 12,75) gehören die Schwenninger bislang zu den „bösen Buben“der Liga.