Der Kreis ist für Wölfe ein mögliches Ziel
Nach zwei Vorfällen im Land macht sich ein Leser Sorgen – Raubtier läuft große Strecken
- Vier tote Schafe, ein gerissenes Rotwild: Die Meldungen aus Singen und Baiersbronn haben auch im Kreis Tuttlingen für Aufregung gesorgt. Ein Leser fragt nach, ob es sich dabei jeweils um einen Wolf handelt, der die Tiere getötet hat und ob die Gefahr besteht, dass das Raubtier auch in den Kreis Tuttlingen kommt. Dies sei nicht ausgeschlossen, aber auch nicht wahrscheinlich, sagt Felix Böcker, aus dem Luchs- und Wolfmonitoring an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg.
Es ist der 17. März: Unabhängig voneinander berichten andere Medien über tote Wildtiere, die vom Wolf erlegt worden sein sollen. Bei den vier Schafen, die in der Aachniederung gefunden worden sind, kann Böcker dies bestätigen. Man habe die Bissstellen untersucht, die im Forschungsinstitut Senckenberg ausgewerteten Proben hätten den genetischen Nachweis auf das größte hundeartige Raubtier geliefert. Woher der Wolf stammt, ist noch unklar. „So ein Tier hatten wir noch nicht“, sagt der Fachmann vom Wildtierinstitut. Man gehe bisher von der „dinarischen Population“aus, heißt aus Kroatien oder Slowenien.
Bei dem Fall von Baiersbronn ist die Erkenntnislage noch unklar. Es könne sich ebenfalls um einen Wolf handeln, „wir warten aber noch auf die genetischen Ergebnisse“, sagt Böcker. Die Wahrscheinlichkeit ist aber gegeben. Zwei Wölfe sind im Schwarzwald wieder heimisch. Einige Tiere sind aus Niedersachsen – dem Rudel bei Schneverdingen in der Lüneburger Heide – nach Baden-Württemberg gekommen.
Dies, genauso wie das Tier vom Balkan, würden zeigen, dass es auch möglich sei, dass ein Wolf im Landkreis Tuttlingen gesichtet wird.
„Die Tiere haben ein hohes Migrationspotential“, erklärt Böcker. Strecken von 100 bis 1000 Kilometer würden zurückgelegt. Bei den Wölfen, die für die Tötungen in Singen und Baiersbronn verantwortlich sein sollen, werde aber wohl kein Tier den Weg an die Donau finden. Der
Wolf aus dem „dinarischen Rudel“sei sicher schon wieder über alle Berge, meint der Fachmann. Der Baiersbronner Wolf sei eher im nördlichen Schwarzwald heimisch, habe aber auch schon in den benachbarten Kreisen Calw, Rastatt, Pforzheim und in der Ortenau vorbeigeschaut.
Seit dem Jahr 2015 werden auch in Baden-Württemberg einzelne Wölfe nachgewiesen. Das Tier ist eine nach nationalem und internationalem Recht streng geschützte Art. Zugleich
stellt er eine Bedrohung für Weidetiere in Baden-Württemberg dar, heißt es auf der Internetseite des Umweltministerium Baden-Württemberg. Einen Vorfall mit einem Wolf habe es im Kreis Tuttlingen bisher nicht gegeben, sagt Böcker. Sollte man einen Wolf zu Gesicht bekommen oder Sorgen haben, soll man sich mit dem Ministerium oder der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg in Verbindung setzen.