Die Müller und ihre Pferde
Reinhold Schätzle erinnert sich an wertvolle Mitarbeiter der Egesheimer Mühle.
EGESHEIM - Reinhold Schätzle blickt in seinen Aufzeichnungen immer wieder bewundernd auf seinen Großvater Reinhold Scheerle im Umgang mit seinen Pferden zurück. Diese Leidenschaft habe sich auch auf seinen Vater Hubert und schließlich auch auf ihn übertragen. Im dritten Teil unserer kleinen Serie über die Mühle in Egesheim geht es unter anderem darum, welche Rolle früher Pferde dort spielten, und wie ein Jahrhunderthochwasser in den 1970ern die Existenz der Mühle gefährdet hat.
Reinhold Schätzle beschreibt die Einsatzmöglichkeiten der Pferde als Zugtiere für Lasten aller Art, als Kutschenvorspann zum Transport von Personen und so weiter. In seinen Sinnen kreist noch der alte Fuchs, den er als Junge umsorgen durfte und dessen letzter Gang zum Metzger ihn tief verletzte.
Doch Vater Hubert Schätzle kümmerte sich um die Nachfolge und kaufte einen arg heruntergekommenen Schimmel, was bei seiner Frau auf totale Ablehnung gestoßen sei. Sohn Reinhold musste seine Ersparnisse
beisteuern und ging auch die Verpflichtung ein, für den Gaul zu sorgen. Der anfängliche, von Huberts
Frau kritisierte Fehlkauf entwickelte sich aber prächtig, so dass er zum Lebensmittelpunkt von Reinhold wurde und nach einem Jahr nicht mehr wiederzuerkennen war.
Reinhold konnte vier Jahre lang mit dem Schimmel so manches erleben, bis dieser wegen einer Darmverschlingung das Zeitliche segnete, was den jungen Reinhold in eine erste persönliche Krise stürzte, die nur durch einen unmissverständlich scharfen Ton des Vaters ihr Ende fand. Damit war aber die Pferdeepisode nicht zu Ende, denn es folgten weitere Pferde, die aber in der Erinnerung des jungen Müllers keine so große Rolle mehr spielten.
Opa Hubert gab schließlich die Pferdehaltung auf. So konnte sich der junge Müller, zusammen mit seinem Vater wieder voll der Mühle widmen.
Diese schlitterte aber 1975 in eine Katastrophe, als am 24. Juni ein Jahrhunderthochwasser der Mühle großen Schaden zufügte und die weitere Existenz in Frage stellte. Doch Hubert Schätzle gab nicht auf und ließ ein neues Mahlwerk einbauen. Die Kundschaft konnte, nicht zuletzt auch durch Unterstützung durch die Nachbarmühle Werner Schneider in Aldingen, weiter bedient werden.
Reinhold Schätzle wäre seinem Vater gerne zur Seite gestanden, doch seine schulische Ausbildung zum Müller – die eigentlich eine eigene Geschichte wert wäre – hinderte ihn daran.
Am 2. Dezember 1975 konnte die Mühle wieder ihren Betrieb aufnehmen. Die Mühle konnte wieder auf Erfolgskurs zusteuern.
Zahlreiche Erweiterungsbauten verlangten von dem Familienunternehmen alles ab. Auf der einen Seite wuchs die Stammkundschaft, auf der anderen aber ließ die Nachfrage nach Mehlprodukten wieder nach. Heute aber ist die Mühle wieder ein beliebter Einkaufsort für Naturprodukte aller Art.
Auch die Säge ist bis zum heutigen Tag noch in Betrieb. Hans-Karl Scheerle betreibt das durch einen Elektromotor angetriebene Gatter wie in guten alten Zeiten.