Puppen finden eine neue Heimat
Bei Alex und Christian Sailer ist die Sammlung Schmitt in guten Händen.
BÖTTINGEN - Nur in gute Hände abgeben wollte Gerd Schmitt die Puppensammlung seiner verstorbenen Frau Jutta. Seine einzige Bedingung dabei: Die Sammlung muss erhalten bleiben und darf nicht weiter veräußert werden. Durch einen Artikel in dieser Zeitung ist ein Ehepaar aus Böttingen darauf aufmerksam geworden und hat sich bei Gerd Schmitt um die einzigartige Sammlung beworben und jetzt den Zuschlag erhalten.
Alex und Christian Sailer wohnen in Böttingen. Während Alex als Industriekaufmann in einem Dürbheimer Betrieb seine Brötchen verdient, führt sein Mann Christian ein „Brautmoden-Frisör-Floristik-Geschäft“in Tuttlingen. Christian Sailler bezeichnet sich auf seiner Webseite als „ehrlich-anders-besonders“und genauso trat er auch bei Gerd Schmitt auf, als er zum ersten Mal die Puppensammlung inspizierte und sie für „sehr interessant“taxierte.
Irgendwie muss die „Chemie“sofort gestimmt haben, denn es kam zum Deal ohne dass Geldmittel flossen, allein das gegenseitige Vertrauen ebnete den Weg für die Puppen in das schöne Sailler-Domizil in der Böttinger Hauptstraße.
Wenn man dort an der Haustür klingelt, wird man gleich von zwei vor Freude bellenden Vierbeinern und einer miauenden Katze empfangen und der erste Eindruck, den man gewinnt, deutet darauf hin, dass das Interieur im ganzen Haus auf besondere Weise aufeinander abgestimmt ist.
Ein Sammelsurium von Gegenständen aus Kristall, Holz, edlen Puppen und glänzendem Metall, alles schön drapiert, offenbart sich dem Gast, der unter einem riesigen Kronleuchter Platz nehmen und mit den beiden Protagonisten ins Gespräch kommen darf.
So sympathisch auftretend hat Christian Sailler wohl bei Gerd Schmitt sehr schnell den Eindruck hinterlassen, dass daraus ein Deal werden konnte, ohne dass dabei Geld fließen sollte. Vielleicht hat auch die landsmännische Gleichheit – beide stammen aus der Gegend um Bernkastel – eine Rolle gespielt, dass Gerd Schmitt, nachdem er die neue Heimat der Puppen bei Saillers inspizieren durfte, schließlich zugestimmt hat, dass die Puppensammlung den Weg auf den oberen Heuberg nehmen darf.
Vorher aber musste in einem Zimmer im Erdgeschoss zuerst einmal ein würdiger Platz für die Puppen eingerichtet werden. Hier sorgte Alex Sailler dafür, dass rundherum an den Wänden weiße Vitrinen aufgestellt wurden, in denen die Sammlung eine neue, staubsichere Heimat finden konnte.
Mit einem Transporter machte sich Christian auf den Weg in den „Harras“, einem Ortsteil der Heuberggemeinde Wehingen, wo einst Schmitts Frau Jutta die Puppensammlung liebevoll aufgebaut hatte. Christian Sailler: „Jede Puppe habe ich sauber gemacht und teilweise mit neuen Perücken versehen und neu eingekleidet.“
Entstanden ist ein „Puppen-Panoptikum“mit Stil, und könnten die Puppen etwas sagen, dann würden sie wohl zu dem Urteil kommen: „Hier ist gut sein!“Gerd Schmitts Urteil: „Einen besseren Platz für die Puppen hätte man nicht finden können. Das Menschliche hat den Ausschlag
gegeben“.
Am Schluss dieser sehr interessanten Unterhaltung ist aber dann doch noch durchgesickert, das Gerd Schmitt für seine Puppensammlung etwas bekommen hat: Eine FrisörJahreskarte bei Christian Sailler. Bei Schmitts spärlichem Haarwuchs wohl eher eine bescheidene Gegenleistung.
Gerd Schmitt: „Einmal durfte ich schon diesen Service genießen.“Die Puppen würden sich über die Friseurkunst von Christian Sailler wohl auch freuen, wenn sie`s denn könnten.
Schließlich müssen auch Puppenhaare gepflegt werden.