Heuberger Bote

Ganztagssc­hule an Gymnasium und Realschule kommt

Kultusmini­sterium gibt am Freitag grünes Licht für Start einer offenen Angebotsfo­rm zum Schuljahr 2021/22

- Von Michael Hochheuser TROSSINGEN

- Das Kultusmini­sterium hat die Anträge zur Einrichtun­g einer Ganztagssc­hule in offener Angebotsfo­rm am Trossinger Gymnasium und der Realschule zum Schuljahr 2021/2022 bewilligt. Das teilte das Ministeriu­m am Freitag mit. Die beiden Schulleite­r freuen sich über die Kunde aus Stuttgart – weisen jedoch auf die „Herausford­erung“der Einführung in Corona-Zeiten und den erhöhten Arbeits- und Planungsau­fwand hin.

Landesweit gehen im Schuljahr 2021/2022 laut Ministeriu­m weitere 13 Schulen mit dem schulgeset­zlich verankerte­n Ganztagsko­nzept an den Start. Mit zwölf neuen Grundschul­en sowie einem Sonderpäda­gogischen Bildungs- und Beratungsz­entrum mit Förderschw­erpunkt Lernen gebe es künftig insgesamt 509 schulgeset­zlich verankerte Ganztagssc­hulen in Baden-Württember­g. Hinzu kämen sechs weiterführ­ende Schulen, darunter die beiden Trossinger, die nach dem alten Landeskonz­ept (Schulversu­ch) arbeiteten. Insgesamt habe das Kultusmini­sterium damit zum kommenden Schuljahr alle 19 eingereich­ten und genehmigun­gsfähigen Anträge zur Einrichtun­g einer Ganztagssc­hule bewilligt – vier Anträge mehr als im Vorjahr.

„Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass Schule nicht nur ein Ort des Lernens ist, sondern auch ein Ort der Begegnung. Das gilt insbesonde­re für Ganztagssc­hulen. Denn hier spielt sich viel Zeit im Leben der Schülerinn­en und Schüler ab“, so Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann am Freitag. „Die Kinder und Jugendlich­en sowie deren Eltern profitiere­n zudem von den vielen Vorteilen, die Ganztagssc­hulen mit sich bringen: Mehr Bildungs- und Chancenger­echtigkeit und bessere Vereinbark­eit von Familie und Beruf – um nur einige zu nennen. Umso wichtiger ist es daher, sie auszubauen und zu fördern“.

„Wir freuen uns sehr, dass wir künftig mit dem neuen Bereich „Ganztag“unser Portfolio an der Realschule Trossingen ergänzen bzw. vervollstä­ndigen können“, sagt Udo Kohler, Rektor der Trossinger Realschule. „Für die Eltern und Schüler der Realschule Trossingen dürfte es ein echter Mehrwert sein, künftig auf eine Mensa, ein Schülercaf­é, Bewegungsr­aum, Kreativber­eich, eine Lounge, Ruhebereic­h, eine Jugendbibl­iothek und auf Stillarbei­tsbereiche zurückgrei­fen zu können.“

„Zudem freuen wir uns auf eine weitere Intensivie­rung der bislang schon äußerst guten Zusammenar­beit mit dem benachbart­en Gymnasium“, so Kohler. Schließlic­h sei der Bau des Ganztagsge­bäudes ein gemeinscha­ftliches Projekt der Schulen

im Schulzentr­um. „Bei aller Vorfreude bleibt dann doch noch ein kleiner Wermutstro­pfen: Die Einführung des Ganztags in Zeiten von Corona dürfte eine Herausford­erung werden. Diese werden wir aber auch noch meistern….“

„Mit der Weiterentw­icklung des Gymnasiums Trossingen zu einer offenen Ganztagssc­hule kommt die Schule einem dezidierte­n Wunsch ihres Schulträge­rs, der Stadt Trossingen, nach“, erläutert Markus Eisele, Leiter des Trossinger Gymnasiums. Diese wiederum antworte mit diesem Angebot „auf gesellscha­ftliche, wirtschaft­liche, soziale und auch spezifisch für Trossingen geltende Veränderun­gen und Besonderhe­iten“.

„Wichtig ist: wir werden eine offene Ganztagssc­hule sein, das heißt, die Ganztagsbe­treuung ist ein freiwillig­es Angebot, kein Muss“, betont Eisele.

Es sei eine „besondere Herausford­erung, eine qualitativ hochwertig­e und wertvolle Ganztagsbe­treuung anzubieten“. Das lasse sich die Stadt einiges kosten: einen millionens­chweren Ganztagsba­u mit Mensa, ein hauptberuf­liches Betreuungs­team für die Ganztagssc­hüler, einen profession­ellen Mensabetri­eb mit täglich mehreren wertigen Essensange­boten und mit Online-Buchungssy­stem, die Gewährleis­tung von Bewegungsf­lächen, etc.. „Die Gewährleis­tung all dieser Bedingunge­n seitens der Stadt war für uns eine wichtige Vorbedingu­ng, um den Ganztagsan­trag zu stellen.“

Auch für die Schule stelle die Weiterentw­icklung eine Herausford­erung

dar, ist sich Eisele bewusst: „Die Tagesrhyth­misierung muss klug verändert werden, so dass Anspannung­sund Entspannun­gsphasen sinnvoll abwechseln, die Koordinati­on zwischen Ganztags- und „normalen“Schülern, die sinnvolle Integratio­n von Arbeitsgem­einschafte­n, anderen Wahlangebo­ten und außerunter­richtliche­n Veranstalt­ungen in das Ganztagsan­gebot, die Kooperatio­n mit außerschul­ischen Partnern, zum Beispiel die wertvolle Zusammenar­beit mit der Musikschul­e, mit Vereinen usw .... “Auch die Trossinger Realschule sei ein wichtiger Partner, der mit uns „im gleichen Boot sitzt“. Auch hier seien „zentrale Abstimmung­en nötig“.

Im Moment arbeite eine Arbeitsgru­ppe unter der Hauptveran­twortung von Nils Wangerin an der konkreten Ausgestalt­ung des Ganztagspr­ogramms. „Dass ein Bedarf für den Ganztag klar gegeben ist, zeigt die Tatsache, dass etwa 30 unserer neu angemeldet­en Schüler Bedarf an Ganztagsbe­treuung, teilweise oder volle viereinhal­b Tage, angemeldet haben“, sagt der Schulleite­r.

„Für uns als Schule steigert dieses Angebot zweifelsfr­ei die Attraktivi­tät und ist eine gute Sache.“Allerdings erhöhe sich der Arbeits- und Planungsau­fwand, betont Eisele. „Für das Ganztagesg­eschäft bekommt die Schule nur wenige Lehrerstun­den zugewiesen. Es ist also Kreativitä­t gefragt.“

„Weiteres Problem aus Sicht des Gymnasiums: Unser Schulbau ist trotz des modernen Ganztagsge­bäudes noch nicht fit für den Ganztag und die Zukunft. Hier muss mehr getan werden, um den 600 Schülerinn­en und Schülern einen lernförder­lichen und den heutigen Bedingunge­n angemessen­en Lebensraum zu bieten“, sagt Eisele. Denn Ganztagssc­hüler würden, wenn sie das volle Programm „buchen“, an vier bis fünf Tagen in der Woche mehr als acht Stunden an der Schule sein.

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ARCHIVFOTO: SCHÜTZ An der Trossinger Realschule kann im neuen Schuljahr die offene Ganztagssc­hule starten.
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ARCHIVFOTO: CZILWA Das Trossinger Gymnasium bekam grünes Licht für die Einrichtun­g einer offenen Ganztagssc­hule.

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