Wenn Hausärzte Patienten glücklich machen
Impfungen sind gut angelaufen – Fraglich, wie viele Dosen noch kommen
- Seit vergangener Woche impfen auch die Hausärzte im Landkreis Tuttlingen einige ihrer Patienten gegen Covid-19. Der Start sei gut angelaufen, berichten Ärzte aus zwei Praxen.
„Bei uns war es sehr gut“, sagt Dr. Ulrich Kroczek aus Mühlheim auf Nachfrage. Nicht zuletzt deswegen, weil seine Frau seit Januar jeden Samstag im Impfzentrum in Tuttlingen sei und daher mit der Verarbeitung des Impfstoffes vertraut sei.
Geimpft haben sie am Donnerstagnachmittag zu zweit – und zwar im Zehn-Minuten-Rhythmus. „Wir hatten in der Woche vor Ostern Urlaub und haben daher schon in der Woche davor die Leute angerufen und gefragt, ob sie Interesse haben“, erzählt Kroczek. Und er fügt hinzu: „Die Leute sind froh, dass sie eine Impfung kriegen.“
Allzu viele Patienten konnten sie von ihrer Liste allerdings nicht abhaken, sagt Kroczek. Nur 25 Impfungen habe man vornehmen können. Davon waren 22 für Menschen über 70 mit mehreren chronischen Krankheiten. Drei gingen an Menschen mit medizinischen Berufen. Das sei bei 1000 bis 1500 Impfwilligen natürlich nicht viel. Daher hofft Kroczek auch, dass sie in Zukunft mehr Impfstoff bekommen. Denn: „Das ist das einzige, was uns aus der Situation heraus hilft: Impfen, auf Teufel komm raus.“
In der Tuttlinger Gemeinschaftspraxis im Ärztezentrum sehen die fünf Ärzte das ähnlich – und waren deshalb froh, eine große Zuteilung an Impfstoff zu bekommen. 240 Dosen waren es, „drei von uns waren am Donnerstag und Freitag nur mit Impfen beschäftigt“, berichtet Internistin Martina Klein. Am Donnerstag war sie selbst eine von den dreien: „Ich bin mit Schokolade und Kaffee überhäuft worden, so glückliche Patienten hat man selten“, sagt sie und lacht.
Wie die Mühlheimer haben die Tuttlinger den Impfstoff von Biontech/Pfizer bekommen. Am Montagabend wanderte das frisch aufgetaute Serum in den Kühlschrank und musste bis Freitag verimpft sein. Das Prozedere, sechs Impfdosen aus jeder Ampulle zu ziehen, sei gar nicht so einfach gewesen, sagt Klein. Sie sei deshalb froh, Unterstützung von erfahrenen Mitarbeitern aus dem Kreisimpfzentrum bekommen zu haben. Auch spezielle Spritzen mussten sie nutzen.
In den kommenden Wochen rechnet sie mit weniger Impfstoff für die Praxis, die Termine für die Zweitimpfung hat sie deshalb auf einen größeren Zeitraum verteilt.
Für die Mühlheimer Praxis werden es wieder etwa 25 Dosen sein, denkt Kroczek. Doch er hofft, dass sie dann aus jeder Ampulle nicht nur sechs, sondern sieben Dosen herausbekommen. Das sei ihnen am Donnerstag nur bei der letzten Ampulle gelungen, da es gar nicht so einfach sei.
Doch das ist nicht das einzige, was Kroczek umtreibt. In den Medien habe er gelesen, dass Bayern und Baden-Württemberg den Hausarztpraxen nur noch AstrazenecaImpfstoff geben wollen. Das finde er nicht gut, denn „wir sollen uns dann mit den Diskussionen rumärgern“. Doch das ist nicht sein Hauptkritikpunkt. Mit Astrazeneca könnten sie nur noch Leute über 60 impfen und wären deutlich weniger flexibel.
Und diese müssen den Impfstoff dann auch wollen. Auch Martina Klein hat am Telefon schon von Patienten gehört: „Wenn es Astrazeneca ist, komme ich nicht.“