Räte wollen Hackschnitzel und kein Gas
Bei der Wärmeversorgung der Gemeindegebäude auf dem Kirchberg stellen sich die Räte gegen die Verwaltung
– Wie sollen die öffentlichen Gebäude auf dem Kirchberg künftig beheizt werden? Gas oder Hackschnitzel? Darüber diskutierten die Räte in der Gemeinderatssitzung am vergangenen Donnerstag rund eineinhalb Stunden lang mit dem Ergebnis, dass das Grundschulgebäude, die Ganztagesschule sowie das Museum und der Kindergarten St. Michael mit der bevorstehenden Erweiterung künftig Wärme auf Hackschnitzelbasis beziehen sollen.
Aktuell wird das Ganztagesschulgebäude über die Öl-Heizungsanlage in der Grundschule versorgt. Beim Bau des Ganztagesschulgebäudes wurde von der Baurechtsbehörde entsprechend der gesetzlichen Vorgaben bei der Beheizung des Gebäudes die Verwendung von mindestens 15 Prozent regenerativen Energien vorgeschrieben. Deshalb bestehe laut dem Bürgermeister Jürgen Buhl dringender Handlungsbedarf. Regenerative Energien spielen auch bei den Planungen für die Erweiterung des Kindergartens eine entscheidende Rolle. Auch hier müssen gesetzliche Vorgaben des E-Wärme-Gesetztes und damit regenerative Energien zum Einsatz kommen.
Eine Wirtschaftlichkeitsprüfung nahm zwei Versorgungskonzepte für die Beheizung unter die Lupe: ein gasgeführtes Blockheizkraftwerk mit Stromproduktion und eine Nahwärmeversorgung auf Hackschnitzelbasis, die die ortsansässige Firma ReSolution Energietechnik GbR als Investor betreibt und die Gemeinde lediglich die Wärme bezieht und bezahlt. Die Gemeindeverwaltung machte sich auf der Sitzung für ein gasgeführtes Blockheizkraftwerk stark.
Buhl führte vor allem die Wirtschaftlichkeit als Argument für das Blockheizkraftwerk an. Er erinnerte ebenso bei dieser Variante an die Stromerzeugung als nachhaltigen Aspekt. In den ersten sieben Jahren würde das Konzept trotz Anschaffungsund Wartungskosten vor allem wegen der Stromproduktion einen finanziellen Vorteil von jährlich 21 000 Euro, die weiteren Jahre 10 000 Euro, gegenüber der Hackschnitzel-Variante mit sich bringen.
Mehrere Gemeinderäte stemmten sich allerdings gegen diesen Vorschlag – allen voran Otto Ilg: „Die Zukunft liegt meiner Meinung nach nicht im Gas. Ich finde die Gemeinde sollte hier eine Vorreiterrolle übernehmen.“Ilg bevorzugt deshalb die CO2-neutrale Variante mit der Nahwärmeversorgung auf Hackschnitzelbasis, betonte allerdings, dass es sich unabhängig von der Wirtschaftlichkeit hierbei um eine „Grundsatzentscheidung“handle. Nach rund eineinhalb Stunden Diskussion und Beratung stimmten letztlich nur vier Räte für die Lösung mit Gas, sechs dagegen, zwei enthielten sich. Damit lehnten die Räte den Vorschlag der Gemeindeverwaltung ab.
Da allerdings in Sachen Beheizung und mit Blick auf regenerative Energien in den öffentlichen Gebäuden auf dem Kirchberg eine Lösung gefunden werden muss, erfolgte eine zweite Abstimmung. Mit neun JaStimmen und zwei Nein-Stimmen sowie der Enthaltung des Bürgermeisters sprachen sich die Räte mit großer Mehrheit für die Hackschnitzel-Variante aus.
Da die Firma Re-Solution die Investition, Betreuung und die Wartung der Anlage übernimmt, entfallen für die Gemeinde die Anschaffungskosten und Seitingen-Oberflacht zahlt letztlich nur die Wärme als Endprodukt selbst. Das Angebot des Energietechnikunternehmens beinhaltet für jedes Gebäude einen Grundpreis und einen Wärmepreis je Kilowattstunde und beruht auf einer Vertragslaufzeit von 15 Jahren. Laut Wirtschaftlichkeitsprüfung fallen bei der Lösung mit Nahwärme einmalige Kosten von rund 78 000 Euro für die Anlagen in den Gebäuden an, die Grundkosten inklusive der Heizkosten würden etwa 54 000 jährlich betragen. Die einmaligen Kosten für die Gas-Lösung hätten mit Anschaffung 277 600 Euro betragen, die Grundkosten 50 300 Euro.
Übrigens: Die Ostbaarhalle wird dagegen mit Pellets beheizt. Aufgrund der Länge einer Nahwärmeleitung von der Ostbaarhalle bis auf den Kirchberg und wegen des geringeren Volumens des Pelletlagers schied der Anschluss an die Pelletheizung aus.