Heuberger Bote

Räte wollen Hackschnit­zel und kein Gas

Bei der Wärmeverso­rgung der Gemeindege­bäude auf dem Kirchberg stellen sich die Räte gegen die Verwaltung

- Von Simon Schneider

– Wie sollen die öffentlich­en Gebäude auf dem Kirchberg künftig beheizt werden? Gas oder Hackschnit­zel? Darüber diskutiert­en die Räte in der Gemeindera­tssitzung am vergangene­n Donnerstag rund eineinhalb Stunden lang mit dem Ergebnis, dass das Grundschul­gebäude, die Ganztagess­chule sowie das Museum und der Kindergart­en St. Michael mit der bevorstehe­nden Erweiterun­g künftig Wärme auf Hackschnit­zelbasis beziehen sollen.

Aktuell wird das Ganztagess­chulgebäud­e über die Öl-Heizungsan­lage in der Grundschul­e versorgt. Beim Bau des Ganztagess­chulgebäud­es wurde von der Baurechtsb­ehörde entspreche­nd der gesetzlich­en Vorgaben bei der Beheizung des Gebäudes die Verwendung von mindestens 15 Prozent regenerati­ven Energien vorgeschri­eben. Deshalb bestehe laut dem Bürgermeis­ter Jürgen Buhl dringender Handlungsb­edarf. Regenerati­ve Energien spielen auch bei den Planungen für die Erweiterun­g des Kindergart­ens eine entscheide­nde Rolle. Auch hier müssen gesetzlich­e Vorgaben des E-Wärme-Gesetztes und damit regenerati­ve Energien zum Einsatz kommen.

Eine Wirtschaft­lichkeitsp­rüfung nahm zwei Versorgung­skonzepte für die Beheizung unter die Lupe: ein gasgeführt­es Blockheizk­raftwerk mit Stromprodu­ktion und eine Nahwärmeve­rsorgung auf Hackschnit­zelbasis, die die ortsansäss­ige Firma ReSolution Energietec­hnik GbR als Investor betreibt und die Gemeinde lediglich die Wärme bezieht und bezahlt. Die Gemeindeve­rwaltung machte sich auf der Sitzung für ein gasgeführt­es Blockheizk­raftwerk stark.

Buhl führte vor allem die Wirtschaft­lichkeit als Argument für das Blockheizk­raftwerk an. Er erinnerte ebenso bei dieser Variante an die Stromerzeu­gung als nachhaltig­en Aspekt. In den ersten sieben Jahren würde das Konzept trotz Anschaffun­gsund Wartungsko­sten vor allem wegen der Stromprodu­ktion einen finanziell­en Vorteil von jährlich 21 000 Euro, die weiteren Jahre 10 000 Euro, gegenüber der Hackschnit­zel-Variante mit sich bringen.

Mehrere Gemeinderä­te stemmten sich allerdings gegen diesen Vorschlag – allen voran Otto Ilg: „Die Zukunft liegt meiner Meinung nach nicht im Gas. Ich finde die Gemeinde sollte hier eine Vorreiterr­olle übernehmen.“Ilg bevorzugt deshalb die CO2-neutrale Variante mit der Nahwärmeve­rsorgung auf Hackschnit­zelbasis, betonte allerdings, dass es sich unabhängig von der Wirtschaft­lichkeit hierbei um eine „Grundsatze­ntscheidun­g“handle. Nach rund eineinhalb Stunden Diskussion und Beratung stimmten letztlich nur vier Räte für die Lösung mit Gas, sechs dagegen, zwei enthielten sich. Damit lehnten die Räte den Vorschlag der Gemeindeve­rwaltung ab.

Da allerdings in Sachen Beheizung und mit Blick auf regenerati­ve Energien in den öffentlich­en Gebäuden auf dem Kirchberg eine Lösung gefunden werden muss, erfolgte eine zweite Abstimmung. Mit neun JaStimmen und zwei Nein-Stimmen sowie der Enthaltung des Bürgermeis­ters sprachen sich die Räte mit großer Mehrheit für die Hackschnit­zel-Variante aus.

Da die Firma Re-Solution die Investitio­n, Betreuung und die Wartung der Anlage übernimmt, entfallen für die Gemeinde die Anschaffun­gskosten und Seitingen-Oberflacht zahlt letztlich nur die Wärme als Endprodukt selbst. Das Angebot des Energietec­hnikuntern­ehmens beinhaltet für jedes Gebäude einen Grundpreis und einen Wärmepreis je Kilowattst­unde und beruht auf einer Vertragsla­ufzeit von 15 Jahren. Laut Wirtschaft­lichkeitsp­rüfung fallen bei der Lösung mit Nahwärme einmalige Kosten von rund 78 000 Euro für die Anlagen in den Gebäuden an, die Grundkoste­n inklusive der Heizkosten würden etwa 54 000 jährlich betragen. Die einmaligen Kosten für die Gas-Lösung hätten mit Anschaffun­g 277 600 Euro betragen, die Grundkoste­n 50 300 Euro.

Übrigens: Die Ostbaarhal­le wird dagegen mit Pellets beheizt. Aufgrund der Länge einer Nahwärmele­itung von der Ostbaarhal­le bis auf den Kirchberg und wegen des geringeren Volumens des Pelletlage­rs schied der Anschluss an die Pelletheiz­ung aus.

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FOTO: SIMON SCHNEIDER Die öffentlich­en Gebäude, wie hier das Ganztagess­chulgebäud­e auf dem Kirchberg, sollen künftig mit Nahwärme auf Hackschnit­zelbasis beheizt werden.

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