Heuberger Bote

Eine große Schippe drauf

Handballer sind im Soll, haben aber Steigerung­spotenzial

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(SID) - Alfred Gislason ist zufrieden, und das ist durchaus bemerkensw­ert. Der Bundestrai­ner der deutschen Handballer ist dafür bekannt, auch bei Erfolgen recht kritisch mit seinem Team umzugehen. Nach der Olympia-Generalpro­be gegen Ägypten aber zog der Isländer ein äußerst positives Zwischenfa­zit. „Die Woche ist sehr gut gelaufen. Wir haben uns ganz gut eingespiel­t“, resümierte Gislason einen Tag nach dem 29:27 (12:10) gegen den Afrikameis­ter zum Abschluss der ersten Vorbereitu­ngsphase. Schon am Vortag hatte er gesagt: „Es sieht recht gut aus.“

Keine Frage: Der Coach und seine 17 Auserwählt­en steigen am Mittwochab­end mit reichlich Mut in den Flieger LH 716 von Frankfurt nach Japan. Die Vorfreude auf Tokio wächst von Tag zu Tag, zugleich aber auch die Anspannung. Denn die Fallhöhe ist erstmals in Gislasons Amtszeit recht groß. Anders als bei der WM im Januar, als der Trainerfuc­hs bei seinem ersten Turnier wegen vieler Absagen mit stumpferen Waffen kämpfte, geht er nun mit dem (nahezu) besten Kader auf Medaillenj­agd. Abgesehen von Patrick Wiencek und Fabian Wiede sind keine schwerwieg­enden Ausfälle zu verkraften, wovon vor allem die Deckung profitiert. „Wir sind in der Abwehr ganz sicher stärker als in Ägypten“, stellte Gislason fest.

Zudem bleiben noch knapp zwei weitere Wochen zur Vorbereitu­ng. Das sind nicht die schlechtes­ten Voraussetz­ungen, gleichwohl andere Teams noch mehr Zeit hatten. Gislason sucht aber keine Ausreden, das hat er noch nie gemacht. „Ich freue mich riesig auf diese Aufgabe“, sagt er stattdesse­n. Bekanntlic­h soll es nach

Wunsch des Verbands eine olympische Medaille geben – DHB-Vizepräsid­ent Bob Hanning spricht sogar seit Jahren von Gold.

Um das große Ziel zu erreichen, ist Gislason nun menschlich und fachlich gefordert. Und deshalb packte er Uwe Gensheimer und Co. nach den Tests gegen Ägypten und den olympische­n Vorrundeng­egner Brasilien (36:26) auch nicht nur in Watte. So stehe die Abwehr, von der in Tokio die Erfolgscha­ncen laut Gislason am ehesten abhängen, zwar gut, „aber wenn ich anfange zu wechseln, bekommen wir Probleme“. Uberhaupt hätten seine Jungs „natürlich noch Luft nach oben“, sagte er – wohl wissend: In der deutschen Gruppe warten viel höhere Hürden auf sein Team, zum Auftakt geht es am 24. Juli gleich gegen Europameis­ter Spanien. „Da“, mahnte Gislason, „müssen wir eine ganz große Schippe drauflegen.“

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FOTO: IMAGO IMAGES Große Vorfreude, große Fallhöhe: Alfred Gislason (li.).

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