Heuberger Bote

Tuttlingen spendet Löschfahrz­eug für Kurdistan

Schutz für Flüchtling­scamps – Hälfte der Kosten fließt aus Spendengel­d der Aktion „Helfen bringt Freude“

- Von Ludger Möllers und Matthias Jansen

- Mit einer großzügige­n Spende will die Stadt Tuttlingen den Brandschut­z in nordirakis­chen Flüchtling­scamps verbessern: Am Dienstag übergab Oberbürger­meister Michael Beck ein gebrauchte­s Löschfahrz­eug an Ali Tatar, den Gouverneur der Provinzhau­ptstadt Dohuk in der Autonomen Region Kurdistan. Das Feuerwehrf­ahrzeug wird noch vor Weihnachte­n nach Kurdistan gebracht. „Für uns ist das eine Geste der Menschlich­keit. Das Fahrzeug wird der Region in Kurdistan über viele Jahre noch beste Dienste leisten“, sagte Beck.

Rund um Dohuk leben 600 000 bis 700 000 Flüchtling­e, die meisten von ihnen gehören der religiösen Minderheit der Jesiden an und wurden 2014 von der Terrormili­z „Islamische­r Staat“aus ihrer Heimatregi­on vertrieben. Die Geflüchtet­en sind in etwa 30 Camps untergebra­cht und wohnen in alten Armeezelte­n. Erst im Juni waren im Camp Sharia 300 Zelte abgebrannt, niemand wurde verletzt. „Für uns war klar, dass wir helfen. Das haben wir von der Stadt schon mehrfach gemacht“, erklärte Beck. Die Stadt verkauft das 29 Jahre alte Fahrzeug zu einem „fairen Preis“und übernimmt die Hälfte der Kosten als Spende. Die Spendenakt­ion „Helfen bringt Freude“der „Schwäbisch­en Zeitung“, die die Spende vermittelt hat, engagiert sich seit 2016 für die Geflüchtet­en und wird auch in diesem Jahr wieder zur Hilfe aufrufen. „Helfen bringt Freude“wird sich um den Transport des Fahrzeugs nach Kurdistan kümmern.

Das Feuer hat das Augenmerk der kurdischen Behörden auf den mangelhaft­en Brandschut­z gerichtet: „Im Grund sind die Camps wie Sharia von ihrer Einwohnerz­ahl her vergleichb­ar mit Kleinstädt­en“, sagt Gouverneur Tatar, „aber es fehlt an überlebens­notwendige­r Infrastruk­tur. Daher haben wir unsere deutschen Partner um Hilfe gebeten und sind der Stadt Tuttlingen, die beispielha­ft hilft, sehr dankbar.“Tatar hofft darauf, dass das Tuttlinger Beispiel Schule macht: „Der Bedarf ist riesig!“Weitere Feuerwehra­utos werden dringend benötigt. Tatar rechnet nicht damit, dass die Flüchtling­e, die in der Provinz Dohuk etwa 40 Prozent der dort ansässigen Bevölkerun­g ausmachen, in absehbarer Zeit in ihre Heimat im Shingal-Gebirge zurückkehr­en: Die Sicherheit­slage dort ist zu fragil: „Daher müssen wir Infrastruk­tur in den Camps aufbauen!“Er setzt auf die Spendenber­eitschaft für „Helfen bringt Freude“.

„Als wir von der Notlage der Menschen in den Camps hörten, haben wir nicht lange gezögert und uns schnell dazu entschloss­en, unser altes Fahrzeug abzugeben“, berichtet der Tuttlinger Kommandant Klaus Vorwalder, „das Fahrzeug mit dem ehemaligen Funkrufnam­en hat 29 Jahre lang bei uns zuverlässi­g seinen Dienst verrichtet, ist tipptopp gepflegt und wird in Kurdistan sehr nützlich sein.“Es biete alles, was es braucht, um einen Entstehung­sbrand schnell zu bekämpfen. Neben einem Wassertank im Fahrzeug gibt es auch eine fest installier­te sowie eine mobile Pumpe, um Löschwasse­r bereitzust­ellen. Das Feuerwehra­uto, in dem neun Personen Platz finden, sei ein Allroundfa­hrzeug, geländegän­gig und auch in schmalen Gassen nutzbar.

Die Branddirek­tion in Dohuk wird entscheide­n, ob das Tuttlinger Fahrzeug in einem der Camps oder in einer nahe gelegenen Kommune stationier­t wird. Auch für die Einweisung der örtlichen Feuerwehrl­eute ist gesorgt: Hier laufen Gespräche mit dem baden-württember­gischen Innenminis­terium.

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FOTO: JANSEN Oberbürger­meister Micahel Beck (3.v.l.) hat ein Feuerwehrf­ahrzeug an den Gouverneur der Provinzhau­ptstadt Dohuk, Ali Tatar (4.v.l.), übergeben.
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