Heuberger Bote

Debatte um Ende der epidemisch­en Lage

Ab Ende November könnten die Corona-Sonderrech­te des Bundes auslaufen

- Von Hajo Zenker

- Verliert Ende November der Bund seine Sonderrech­te in der Pandemiebe­kämpfung? Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) zumindest hat das bei Corona-Beratungen mit den Gesundheit­sministern der Länder in Aussicht gestellt. Dazu müsste die mehrfach vom Bundestag festgestel­lte „epidemisch­e Lage von nationaler Tragweite“auslaufen.

Diese gibt dem Bund bisher das Recht, direkt ohne Zustimmung des Bundesrate­s Verordnung­en zu erlassen, etwa zu Tests, Impfungen, zum Arbeitssch­utz oder zur Einreise. Die Länder wiederum können auf dieser Grundlage Maßnahmen wie Maskenpfli­cht oder Kontaktbes­chränkunge­n festlegen. Für die SPD-Vizefrakti­onschefin Bärbel Bas ist Spahns Vorstoß allerdings nur eine „persönlich­e Sicht auf die Dinge“. Die Entscheidu­ng liege „am Ende jedoch beim Deutschen Bundestag, der sich in der kommenden Woche konstituie­rt“. Er werde entscheide­n, welche Maßnahmen weiterhin notwendig seien. „Die rechtliche­n Möglichkei­ten für bestimmte Schutzmaßn­ahmen der Länder, wie etwa das Tragen von Masken, sollten aber in jedem Fall erhalten bleiben.“

Komplett gegen Spahn stellt sich der SPD-Gesundheit­spolitiker Karl Lauterbach. Das Auslaufen wäre seiner Meinung nach „das falsche Signal“. Deutschlan­d brauche „mehr Erfolg beim Impfen, sinkende Inzidenz, Schutz unserer Kinder“. Erst wenn das gelungen sei, „kann der Bundestag die Epidemie beenden“. Anders sieht das bei den potenziell­en Koalitions­partnern aus.

Die FDP, die schon im August gegen die Verlängeru­ng gestimmt hatte, bekräftigt­e ihre Haltung. Der Gesundheit­spolitiker

Andrew Ullmann sagte, mit den Verordnung­en des Bundes müsse Schluss sein, es solle regional auf die Pandemie reagiert werden. Und die Grünen, die zuletzt ebenfalls gegen die Verlängeru­ng votiert hatten, fordern „einen verlässlic­hen Fahrplan, wie langfristi­g Maßnahmen gesichert werden können und gleichzeit­ig die Sonderrege­lung beendet werden kann“, so die Gesundheit­spolitiker­in Kordula Schulz-Asche. Es gehe um eine Regelung, „die Planbarkei­t schafft und einen Weg aus der Pandemie ebnet“.

Dagegen ist für den Chef der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung (KBV), Andreas Gassen, der bereits mehrfach einen „Freedom Day“, also die komplette Aufhebung aller Corona-Beschränku­ngen, gefordert hatte, die Ankündigun­g von Jens Spahn absolut „folgericht­ig“. Ab Ende November könnten die staatliche­n CoronaRege­ln entfallen. Diese Vorlaufzei­t sei notwendig, damit sich noch mehr Menschen impfen lassen könnten, worauf er setze. „Der Freedom Day rückt also schrittwei­se näher.“

Die epidemisch­e Lage war erstmals am 25. März 2020 festgestel­lt und zuletzt am 25. August 2021 um drei Monate verlängert worden. Sie liegt laut Infektions­schutzgese­tz vor, „wenn eine ernsthafte Gefahr für die öffentlich­e Gesundheit in der gesamten Bundesrepu­blik Deutschlan­d besteht“.

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FOTO: IMAGO IMAGES Geht es nach Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn, könnten sich die Zuständigk­eiten für Corona-Regelungen künftig ändern.

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