Heuberger Bote

In Mühlheim ist das Wappen omnipräsen­t

Serie: Obwohl unterschie­dliche Darstellun­gen kursieren, ist nur eine richtig

- Von Jan Scheibe

- In kaum einer Stadt ist das Wappen so präsent wie in Mühlheim. Und in kaum einer Stadt identifizi­eren sich die Bewohner so stark mit dem Wappen. Das Mühlrad ist in der Mühlheimer Oberstadt überall zu sehen. Auf der Stadtmauer, am Torbogen zum Eingang, am Rathaus und sogar an vielen Häusern. „Die Mühle gehört einfach zu Mühlheim“, sagt der Stadtarchi­var Ludwig Henzler.

Im Dialekt wird Mühlheim schließlic­h auch „Mille“genannt, also Mühle. Mühlheim wurde Anfang des 13. Jahrhunder­ts als befestigte

Stadt gebaut mit einem Vier-Tor-System, wie Henzler ausführt. Die ersten nachgewies­enen Stadtsiege­l aus dem Jahr 1266 zieren bereits das Mühlrad. „Da hatte man schon einen gewissen Stolz“, meint Henzler. „Das ist ein Zeichen, das einfach jeder kennt“, so Henzler weiter.

Nur wenige Wappen gehen so weit zurück. Dies liegt an der großen Bedeutung der Stadt im Mittelalte­r. Die befestigte Stadt wurde von den Herren von Zollern gegründet und nahm rasch eine wichtige Stellung in der Region ein. Durch den Stadtstatu­s erhielt Mühlheim auch ein eigenes Siegel: das Mühlrad. 1409 gelangte die Stadt durch Verkauf an die Herren von Enzberg, die die Herrschaft bis 1806 innehatten. Durch die Mediatisie­rung fiel Mühlheim dann an die Herrschaft Württember­g.

„Mühlen waren überlebens­wichtig“, hebt Mühlheims Stadtarchi­var hervor. Nur die Herrscher durften sie bauen oder das Recht dazu erteilen. Entspreche­nd selten waren Mühlen. Da der Herrschaft­ssitz in Mühlheim war, gab es dort entspreche­nd viele davon. „Es gab bis zu sieben Mühlen, wobei das etwas weit hergeholt ist“, sagt Henzler. Prägend waren vier

Mühlen: die mittlere, die untere, die obere und die Stadtmühle. Letztere war bis in die 1950er in Betrieb und erzeugte zuletzt Strom. „Die Menschen kamen vom Heuberg und überall her, um in den Mühlen zu arbeiten“, erzählt Henzler.

Auch wenn es heute keine Mühle mehr gibt, die in Betrieb ist, schadet das der Identifika­tion mit dem Mühlrad überhaupt nicht. „Jeder Verein nutzt das Wappen“, meint Henzler. Und der Mühlheimer Narr ist ganz auf die Mühle ausgericht­et: So sollen die Schellen an ein Mühlrad erinnern und in den Beuteln der Narren befindet sich Weizen.

Aber wie sieht das korrekte Wappen

eigentlich aus? Wie viele Speichen und Schaufeln hat das Mühlheimer Mühlrad? „Das ist sehr unterschie­dlich gewesen im Laufe der Zeit“, erklärt der Stadtarchi­var. Mal waren es vier Schaufeln, mal sieben oder sogar acht. Auch auf den Grenzstein­en ist das Mühlrad unterschie­dlich dargestell­t. Im 1963 verliehene­n Wappen hat das schwarze Mühlrad auf silbernem Grund vier Speichen und sieben Schaufeln. Und noch etwas ist wichtig: die Stellung der Schaufeln. Eine Schaufel steht oben und unten ist eine Lücke zwischen zwei Schaufeln. „Das ist sehr häufig nicht richtig dargestell­t und ist einfach falsch“, meint Henzler.

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