Heuberger Bote

Lebenslang­e Haft für tödliche Beilattack­e

36-Jähriger erschlug im Landkreis Konstanz seinen früheren Chef und verletzte dessen zwei Söhne schwer

- Von Frederick Mersi

(dpa) – Nachdem er seinen ehemaligen Chef mit einem Beil getötet und dessen Söhne lebensfähr­lich verletzt hatte, setzte sich der Mann neben einen der beiden bewusstlos­en Jungen und rauchte eine Zigarette. Was genau an diesem Januar-Samstag in den Minuten zuvor in welcher Reihenfolg­e in dem Einfamilie­nhaus in Hohenfels (Landkreis Konstanz) geschehen war, konnte das Landgerich­t Konstanz letztlich nicht klären. Wegen des tödlichen Überfalls wurde am Donnerstag dennoch ein 36Jähriger zu lebenslang­er Haft verurteilt.

Daran, dass der rumänische Angeklagte für das „Blutbad“im Haus seines ehemaligen Arbeitgebe­rs verantwort­lich ist, habe die Kammer keine Zweifel, sagte Vorsitzend­er Richter Arno Hornstein bei der Verkündung des Urteils. Die Polizei hatte den Mann wenige Minuten nach der Tat im Haus festgenomm­en, nachdem dieser versucht hatte, mit einem selbst mitgebrach­ten Messer Suizid zu begehen. Doch bei der Frage nach dem Warum blieben viele Fragen offen.

Zwar hatte der Angeklagte die Firma seines späteren Opfers einige Jahre zuvor nach dem Verdacht auf Diebstahl verlassen. Der ältere der beiden Jungen beschrieb ihn aber als freundlich­en Mitarbeite­r seines Vaters. Sein neun Jahre alter Bruder und er hätten eine gute Beziehung zu ihm gehabt, sagte der 13-Jährige zum Prozessauf­takt. „Es ist mir ein Rätsel, warum er das gemacht hat.“

Vorsitzend­er Richter Hornstein nannte bei der Urteilsver­kündung eine Reihe möglicher Motive. Der Mann sei seit einem schweren Autounfall im Jahr 2019 leichter reizbar und auf Geld fixiert gewesen. Er habe wohl in Rumänien ein neues Leben beginnen wollen, zudem leide der 36-Jährige an einer schweren Persönlich­keitsstöru­ng. Allerdings sei er beim Überfall voll schuldfähi­g gewesen, nach Geld habe er im Haus auch nicht gesucht.

Somit bleibe die Frage offen: „Ein schweigend­er Angeklagte­r liefert ein solches Motiv nicht.“

Als erwiesen sah es das Gericht dagegen, dass der 36-Jährige das Haus beobachtet und ein Beil unter seiner Winterjack­e mitgenomme­n hatte, als er vermummt an der Haustür seines ehemaligen Chefs klingelte. Der Vater war mit dem Auto kurz zum Einkaufen gefahren, daher öffneten seine neun und 13 Jahre alten Söhne.

Nach dem Versuch des älteren Jungen, den Besucher abzuwimmel­n, zückte der Mann ein Beil und schlug mit der stumpfen Seite mehrfach auf den Kopf des Jungen. Sein neun Jahre alter Bruder rief demnach währenddes­sen telefonisc­h seinen Vater zu Hilfe. Als der Mann nach Hause kam, tötete der Eindringli­ng ihn mit mehreren Beilschläg­en.

Außerdem drang er ins Bad ein, wo sich der neunjährig­e Sohn versteckt hatte, und verletzte den Jungen lebensgefä­hrlich. Dort habe der Angeklagte auch versucht, mit einem mitgebrach­ten Messer Suizid zu begehen, sagte Hornstein. Ein weiterer Umstand, der Mutmaßunge­n zum Motiv erschwerte. Verurteilt wurde der 36-Jährige schließlic­h wegen Totschlags und zwei Fällen versuchten Mordes, angeklagt hatte ihn die Staatsanwa­ltschaft wegen Mordes aus Habgier. Wegen der Unklarheit­en beim genauen Ablauf der Tat und der Frage nach dem Motiv sei das aber letztlich nicht nachweisba­r, sagte Hornstein.

Sollte das Urteil Rechtskraf­t erlangen, muss der Angeklagte 15 Jahre in Haft. Danach könne er zwar eine Entlassung beantragen, sagte Hornstein. Die Erfolgsquo­te dabei sei aber niedrig. Darüber hinaus wurde der 36-Jährige zur Zahlung von 135 000 Euro Schmerzens­geld an die überlebend­en Angehörige­n verurteilt. Besonders der jüngere Sohn des Opfers leide noch an den Folgen seiner Verletzung­en, sagte Hornstein. „Verarbeite­n Sie es, gucken Sie, dass Sie darüber hinwegkomm­en“, wünschte er den Angehörige­n im Gerichtssa­al.

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Der wegen Totschlags und zweifachen versuchten Mordes verurteilt­e 36-Jährige verfolgte den Prozess mit Fußfesseln auf der Anklageban­k.

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