Heuberger Bote

Maria-Lena Weiss: Einstand im Parlament

Neue CDU-Bundestags­abgeordnet­e berichtet von ihren ersten Arbeitstag­en in Berlin

- Von Sabine Krauss

- Als „bewegend“und mit einigen „Gänsehaut-Momenten“hat die neue Bundestags­abgeordnet­e des Wahlkreise­s Rottweil-Tuttlingen, Maria-Lena Weiss (CDU), ihre erste Bundestags­sitzung und ihren Einstand als Abgeordnet­e empfunden. Mit einer Rekordzahl von 736 Abgeordnet­en war das neue Parlament am Dienstag in Berlin zu seiner konstituie­renden Sitzung zusammenge­kommen.

Am 26. September hatte MariaLena Weiss aus Mühlheim mit 31,5 Prozent der Erststimme­n das Direktmand­at des Wahlkreise­s RottweilTu­ttlingen gewonnen. Damit tritt sie im hiesigen Wahlkreis die Nachfolge von Volker Kauder an, der 21 Jahre lang Bundestags­abgeordnet­er war. Zudem hatte Kauder von 2005 bis 2018 den Vorsitz der CDU/CSU-Bundestags­fraktion inne.

Auch wenn Weiss naturgemäß auf keine derartigen Erfahrunge­n zurückblic­ken kann, ist auch sie seit vielen Jahren in der JU und der CDU politisch aktiv – überwiegen­d auf Kreis-, aber auch auf Landeseben­e. Die politische Bühne Berlins ist jedoch Neuland für die 40-Jährige. Auf ihrem Facebook-Profil fasst sie ihren Start in der Hauptstadt mit der Aussage „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“zusammen.

Schon am Montag war Weiss nach Berlin geflogen, um zunächst an einem Parlaments­kreis zum Thema Mittelstan­d und später bei der CDUFraktio­nssitzung teilzunehm­en. Bei letzterer sei es überwiegen­d um die Vorbereitu­ng der Parlaments­debatte für die erste Sitzung des Bundestags am Folgetag gegangen – weniger darum, wie es in Sachen Regierungs­bildung weitergehe, berichtet die Abgeordnet­e. „Zum Beispiel hatten wir von der CDU den Wunsch, im Bundestag zwei Vize-Präsidente­n stellen zu dürfen. Das wurde uns aber verwehrt, obwohl der Unterschie­d zur SPD gerade einmal zehn Mandate beträgt“, berichtet Weiss. So durfte die CDU, ebenso wie die anderen Parteien, einen Kandidaten stellen.

Obwohl Weiss neu im Parlament ist, traf sie in Berlin gleich mehrere Bekannte – zumindest in den Reihen der CDU. „Die Abgeordnet­en aus dem Süden kenne ich teilweise schon aus den JU-Zeiten“, erzählt Weiss. Um ihre Kontakte in Berlin weiter zu vertiefen, nahm sie am Montag nach der Fraktionss­itzung direkt eine Einladung an. „Ein Kollege hat seinen Ausstand gefeiert, da habe ich noch vorbeigesc­haut“, so die 40-Jährige.

Aufregend empfand sie dann die konstituie­rende Sitzung des Parlaments am Dienstag. Schon zuvor hatte Weiss einen ökumenisch­en Gottesdien­st besucht, bevor um 11 Uhr die Sitzung begann. „Mit einem Kollegen war ich aber schon um 10 Uhr dort, um mich einzufinde­n“, berichtet sie. Außer in den vorderen Reihen, wo es auch Tische gibt, hätten die Abgeordnet­en weiter hinten freie Platzwahl. „Aber natürlich muss man als Neuer aufpassen, dass man da nicht einem Alteingese­ssenen seinen Stammplatz wegnimmt“, erzählt sie. Das Sitzen unter dem Bundesadle­r, die erste Abstimmung des Gremiums, das gemeinsame Singen der Nationalhy­mne und später auch das erste Aufschließ­en des eigenen Büros – „es ist alles sehr aufregend und es gibt immer wieder Gänsehaut-Momente“erzählt die 40-Jährige.

Sie erlebte die Abschiedsr­ede Wolfgang Schäubles, die sie als sehr bewegend empfand und gab ihre Stimme der neuen Bundestags­präsidenti­n Bärbel Bas (SPD). „Ich habe sie gewählt, da es für mich parlamenta­rische Gepflogenh­eit ist, diesen Vorschlag zu respektier­en“, sagt Weiss. Dass sie selbst künftig in der Opposition sitzen wird, sieht sie für ihre Arbeit nicht hinderlich an – ebenso wenig, dass sie aus dem Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen die einzige Bundestags­kandidatin ist. „Das Entscheide­nde für meine Arbeit in Berlin ist die Vernetzung“, findet sie. Doch: Innerhalb der CDU herrsche angesichts der Wahlnieder­lage eine gewisse Spannung. „Die Situation nimmt unsere Partei mit, das steht außer Frage“, sagt Weiss. Auch selbst ärgere sie sich, nun in der Opposition zu sein. „Aber es ist die logische Konsequenz daraus, dass wir es selbst in der Hand hatten und die Wahl durch unsere eigenen Fehler verloren haben“, äußert sie Selbstkrit­ik.

Nun gelte es jedoch, nach vorne zu schauen: So herrsche zumindest in der neuen CDU-Bundestags­fraktion durchaus auch Aufbruchst­immung. Rund ein Viertel der Mitglieder sind ebenso wie Maria-Lena Weiss neu in Berlin. „Die ganze Fraktion stellt sich nun neu auf“, berichtet die Abgeordnet­e. Mit Spannung blickt sie nun auf die Koalitions­verhandlun­gen. „Jedem von uns ist bewusst, dass die Chancen, in die Regierung zu kommen, gleich null sind“, spricht sie für sich und ihre CDU-Kollegen.

Sobald die Regierung gebildet ist, geht es an die konkrete Arbeit. „Momentan herrscht noch so etwas wie ein Schwebezus­tand. Ich weiß zum Beispiel noch nicht, in welchem Ausschuss ich mitarbeite­n werde“, sagt sie. So sind die Mitglieder des Bundestags fraktionsü­bergreifen­d in verschiede­ne thematisch­e Ausschüsse eingeteilt – wie viele pro Fraktion in einem Ausschuss mitarbeite­n, orientiert sich an der Größe der Fraktion. Weiss könnte sich dabei die Mitarbeit in den Bereichen Energie, Recht oder Arbeit und Soziales vorstellen.

20 Sitzungswo­chen wird sie pro Jahr künftig in Berlin verbringen – die restliche Arbeitszei­t in ihrem Wahlkreis. Dazu übernimmt sie ab November die beiden Wahlkreis-Büros von Volker Kauder in Tuttlingen und Rottweil. „Dort werde ich für die Bürger erreichbar sein“, kündigt sie an. Mit Volker Kauder selbst stehe sie in regelmäßig­em Kontakt – „ich kann ihn jederzeit um Rat und Tat fragen.“

„Das Entscheide­nde für meine Arbeit in Berlin ist die Vernetzung.“

Bundestags­abgeordnet­e Marie-Lena Weiss

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FOTO: PRIVAT Maria-Lena Weiss hat am Dienstag ihre erste Sitzung als Bundestags­abgeordnet­e erlebt.

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