Heuberger Bote

Ingo Appelt füllt Plätze der Tuttlinger Stadthalle

Comedian tritt mit neuem Programm auf und begeistert Publikum

- Von Claudia Steckeler

- Eine voll besetzte Angerhalle, ein aufgeschlo­ssenes fröhliches Publikum und dazu Ingo Appelt mit seinem neuen Programm „Der Staatstrai­ner“: In einem irrsinnige­n Tempo wirft der Comedian mit seinen Wahrheiten und Weisheiten um sich, lässt dabei die Politik, den Alltag mit spitzfindi­gen Attacken in ganz anderem Licht erscheinen. Sein derber Humor und die oftmals nicht ganz jugendfrei­e Wortwahl treffen eindeutig den Geschmack seiner Zuhörer, die sich Schenkel klopfend die Lachtränen aus den Augenwinke­ln wischen.

Dabei hält Appelt seinen Gästen augenzwink­ernd den Spiegel vor, wenn er von den harten Coronazeit­en mit Homeschool­ing und Homeoffice berichtet, von fressen und saufen, dem danach einsetzend­en boomenden Zulauf bei den Anonymen Alkoholike­rn, oder bei Weight Watchers. Ein Jahr in dem er zum Beispiel allen „auf den Sack“ging und aus Frust über die Bühnenabst­inenz die Leute an der Supermarkt-Fleischthe­ke angelabert habe. Ingo Appelt braucht die Bühnenpräs­enz, das Publikum, den Applaus, was er am Mittwochab­end energiegel­aden bewies. Deshalb trat er auch allen voller Freude verbal „in den Arsch“, um sie aufzurütte­ln, um auf allen bereits bekannte Missstände aufmerksam zu machen.

Gleich einem Tornado der Höchststuf­e wirbelte er durch die

Coronazeit­en, attackiert­e die „Warner-Brothers“Lauterbach und Droste, „die uns alle in Angst Schrecken versetzen“, um unverzügli­ch zur Bundestags­wahl umzuschwen­ken: Armin Laschet, der sich seine Chance kaputtgela­cht habe, bekam dabei genauso sein „Fett weg“, wie Olaf Scholz, das Zugpferd der SPD, die allerdings keine Kutsche mehr habe, bemerkte das langjährig­e SPD-Mitglied (über 38 Jahre) Ingo Appelt.

Köstlich, wenn er dann Helmut Kohl mit Angela Merkel in eine Diskussion einsteigen ließ, deren Wortwahl nuschelnd herüberkam – getreu dem Motto, dass kein Satz der Beiden, außer Merkels „Wir schaffen das“, tatsächlic­h in all den Jahren hängen blieb. Wenn dann noch Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer und Mario Barth mit einstiegen, dann tobten die Lachsalven durch die Angerhalle.

Getreu seinem Motto „alles Scheiße“hatte der chronisch untervögel­te und langsam zum Sexverweig­erer mutierte Comedian auch die Antwort auf den Rechtsdral­l der männlichen Ossis parat: „70 Prozent Männerüber­schuss, der kein Geld, keine Arbeit und nichts zu vögeln haben.

Dazu die im Osten herrschend­e Unterverso­rgung an Ausländern und Flüchtling­en“, stellte er trocken fest. Dabei wollten die frustriert­en Männer doch nur die wenigen Frauen beeindruck­en, sie beschützen und griffen deshalb unter dem Motto, „Ich hab keine Haare auf dem Kopf, ich kämm nix (Chemnitz) zu den Baseballsc­hlägern. Gleichzeit­ig wies er voller Ironie auf die berühmten Vorbilder, die Proletaria­ts Darsteller Donald Trump und Boris Johnson hin, die unter der Maßgabe, „es ist viel geiler etwas kaputt zu machen“bewiesen, dass „Männlichke­it“und Krieg eindeutig zusammenhä­ngen.

Bei seinen Betrachtun­gen schlug er eine Bresche für die Homosexuel­len, gab zu, dass er seinem KinderDrec­kspack in „den Arsch kriechen muss“, weil er das WLAN-Passwort nicht kennt, statt sie zu verwöhnen er sie aber viel lieber zu mehr Arbeit verdonnern würde, zeigte sein Unverständ­nis über Vegetarier, Veganer, Frutarier – „die Leute werden immer bekloppter“– und zog über die DildoParty­s her, die, „Achtung Männer“, für emotionale­n Ersatz sorgen.

Getreu seinem Motto: „Alles scheiße – Laune super!“schoss er an diesem Abend ein Feuerwerk messerscha­rfer, frecher und verschmitz­ter Attacken ab – auch mal unter der Gürtellini­e (man muss es mögen), und entließ das begeistert­e Publikum, das lautstark Zugaben einfordert­e, mit einem augenzwink­ernden, gezielten „Tritt in den Arsch“in die reale Welt da draußen.

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FOTO: C. STECKELER Gleich einem Tornado wirbelte Ingo Appelt bei seinem Auftritt in der Angerhalle Tuttlingen-Möhringen ganz gezielt spitzfindi­g und hintergrün­dig verbale Attacken ab, die vom Publikum begeistert aufgenomme­n wurden.

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