Ingo Appelt füllt Plätze der Tuttlinger Stadthalle
Comedian tritt mit neuem Programm auf und begeistert Publikum
- Eine voll besetzte Angerhalle, ein aufgeschlossenes fröhliches Publikum und dazu Ingo Appelt mit seinem neuen Programm „Der Staatstrainer“: In einem irrsinnigen Tempo wirft der Comedian mit seinen Wahrheiten und Weisheiten um sich, lässt dabei die Politik, den Alltag mit spitzfindigen Attacken in ganz anderem Licht erscheinen. Sein derber Humor und die oftmals nicht ganz jugendfreie Wortwahl treffen eindeutig den Geschmack seiner Zuhörer, die sich Schenkel klopfend die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischen.
Dabei hält Appelt seinen Gästen augenzwinkernd den Spiegel vor, wenn er von den harten Coronazeiten mit Homeschooling und Homeoffice berichtet, von fressen und saufen, dem danach einsetzenden boomenden Zulauf bei den Anonymen Alkoholikern, oder bei Weight Watchers. Ein Jahr in dem er zum Beispiel allen „auf den Sack“ging und aus Frust über die Bühnenabstinenz die Leute an der Supermarkt-Fleischtheke angelabert habe. Ingo Appelt braucht die Bühnenpräsenz, das Publikum, den Applaus, was er am Mittwochabend energiegeladen bewies. Deshalb trat er auch allen voller Freude verbal „in den Arsch“, um sie aufzurütteln, um auf allen bereits bekannte Missstände aufmerksam zu machen.
Gleich einem Tornado der Höchststufe wirbelte er durch die
Coronazeiten, attackierte die „Warner-Brothers“Lauterbach und Droste, „die uns alle in Angst Schrecken versetzen“, um unverzüglich zur Bundestagswahl umzuschwenken: Armin Laschet, der sich seine Chance kaputtgelacht habe, bekam dabei genauso sein „Fett weg“, wie Olaf Scholz, das Zugpferd der SPD, die allerdings keine Kutsche mehr habe, bemerkte das langjährige SPD-Mitglied (über 38 Jahre) Ingo Appelt.
Köstlich, wenn er dann Helmut Kohl mit Angela Merkel in eine Diskussion einsteigen ließ, deren Wortwahl nuschelnd herüberkam – getreu dem Motto, dass kein Satz der Beiden, außer Merkels „Wir schaffen das“, tatsächlich in all den Jahren hängen blieb. Wenn dann noch Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer und Mario Barth mit einstiegen, dann tobten die Lachsalven durch die Angerhalle.
Getreu seinem Motto „alles Scheiße“hatte der chronisch untervögelte und langsam zum Sexverweigerer mutierte Comedian auch die Antwort auf den Rechtsdrall der männlichen Ossis parat: „70 Prozent Männerüberschuss, der kein Geld, keine Arbeit und nichts zu vögeln haben.
Dazu die im Osten herrschende Unterversorgung an Ausländern und Flüchtlingen“, stellte er trocken fest. Dabei wollten die frustrierten Männer doch nur die wenigen Frauen beeindrucken, sie beschützen und griffen deshalb unter dem Motto, „Ich hab keine Haare auf dem Kopf, ich kämm nix (Chemnitz) zu den Baseballschlägern. Gleichzeitig wies er voller Ironie auf die berühmten Vorbilder, die Proletariats Darsteller Donald Trump und Boris Johnson hin, die unter der Maßgabe, „es ist viel geiler etwas kaputt zu machen“bewiesen, dass „Männlichkeit“und Krieg eindeutig zusammenhängen.
Bei seinen Betrachtungen schlug er eine Bresche für die Homosexuellen, gab zu, dass er seinem KinderDreckspack in „den Arsch kriechen muss“, weil er das WLAN-Passwort nicht kennt, statt sie zu verwöhnen er sie aber viel lieber zu mehr Arbeit verdonnern würde, zeigte sein Unverständnis über Vegetarier, Veganer, Frutarier – „die Leute werden immer bekloppter“– und zog über die DildoPartys her, die, „Achtung Männer“, für emotionalen Ersatz sorgen.
Getreu seinem Motto: „Alles scheiße – Laune super!“schoss er an diesem Abend ein Feuerwerk messerscharfer, frecher und verschmitzter Attacken ab – auch mal unter der Gürtellinie (man muss es mögen), und entließ das begeisterte Publikum, das lautstark Zugaben einforderte, mit einem augenzwinkernden, gezielten „Tritt in den Arsch“in die reale Welt da draußen.