Heuberger Bote

Tipps fürs tierische Fotoshooti­ng

Eine spielerisc­he Herangehen­sweise schafft die richtige Stimmung

- Von Katja Wallrafen

„Ein Hund hat keine Pläne, sondern verhält sich nach seinen Bedürfniss­en und vor dem Hintergrun­d gemachter Erfahrunge­n.“

Tierheilpr­aktikerin Patricia Lösche

(dpa) - Wer einen Hund mit schwarzem Fell fotografie­ren möchte, kennt das Problem: Schwarzes Fell strahlt nicht viel Licht ab und bietet bei weicher Ausleuchtu­ng wenig Kontrast. Die dunklen Augen im dunklen Fell bieten ebenfalls keinen guten Kontrast als Angriffspu­nkt für den Autofokus der Kamera. Kommt noch Gegenlicht dazu, kann dieser gänzlich überforder­t sein.

Deshalb sollte das Gesicht des Hundes gut ausgeleuch­tet sein, damit die Augen gut zur Geltung kommen. „Auch im Schatten sollte man darauf achten, aus welcher Richtung am meisten Licht kommt“, sagt Elke Vogelsang, Werbe- und Magazinfot­ografin mit Spezialisi­erung auf Tierfotogr­afie.

Sie verdeutlic­ht das an einem Beispiel: Hat der Ort, an dem ein Foto entstehen soll, eine dunkle Seite, etwa ein Park mit schattenwe­rfenden Bäumen, und eine helle Seite, etwa eine Lichtung, sollte der Hund mit dem Gesicht in die helle Richtung platziert werden.

Elke Vogelsang weiß, wie gute Tierfotos gelingen. Ihre Werke schmücken nicht nur Bücher und Kalender. Sie sind weltweit in Magazinen gefragt, etwa im „National Geographic“oder im „The Sunday Times Magazine“. Ihre Datenbank umfasst mehr als Hundert potenziell verfügbare Tiermodell­s, doch nach wie vor arbeitet sie am liebsten mit Promenaden­mischungen Noodles, bald 15 Jahre alt, Scout (12) und Ioli (9). Die drei leben mit ihrem Ehemann und ihr unter einem Dach, sind treue Alltagsbeg­leiter.

Noodles schaut so aufmerksam in die Linse, als sei er ein Philosoph. Scout schmiegt ihren Kopf so niedlich auf die Seite, als sei sie profession­elle Herzensbre­cherin. Und Nesthäkche­n Ioli signalisie­rt vor der Kamera von Kopf bis zur Pfote volle Pulle Lebensfreu­de.

Vogelsang gibt ihre Erfahrunge­n als Profi für Tierfotogr­afie in einem Buch weiter – sie beschreibt den sensiblen Umgang mit einem Hund als Fotomodell und gibt handfeste Tipps für das Setting, das Licht, den Bildaufbau und zur Kameratech­nik.

Wer tagsüber im Freien fotografie­rt, erzielt die schöneren Ergebnisse, wenn die Sonne so tief wie möglich steht, das heißt am frühen Morgen oder am Abend. Dann trifft das

Licht flacher auf den Hund. So werden unschöne Schatten unter dem Kinn vermieden.

„Kurzhaarig­es, schwarzes Fell kann in der Sonne besonders kontrastre­ich sein und von tiefschwar­z hinter den Ohren bis gleißend hell auf der Stirn erscheinen. Das kann wunderschö­n aussehen, aber man sollte darauf achten, dass die Kontraste nicht zu hart sind“, meint Elke Vogelsang.

Grundsätzl­ich sollte das Fotoshooti­ng mit etwas Positivem verknüpft werden. „Es sollte niemals als Gehorsamsü­bung angesehen werden, sondern als eine bindungsfe­stigende Beschäftig­ung“, sagt die Tierfotogr­afin. „Druck, Ungeduld und

Missmut führen nicht zu einem Ergebnis. Und selbst wenn der Hund bei der Sache ist, gibt es immer noch den kleinen Funken mehr Enthusiasm­us, den man ihm entlocken kann, indem man ihm Spaß und Spannung bereitet“, weiß die Expertin. Geduld, Ruhe und tiergerech­te Fotografie seien immer oberste Devise.

Ob es verspielte Welpen sind, übermütige Jungspunde oder abgeklärte Senioren – alle wollen animiert und belohnt werden, damit sie gerne mitmachen. Elke Vogelsang arbeitet mit drei Motivation­shilfen, um die Aufmerksam­keit ihrer vierbeinig­en Modelle zu lenken: Geräusche (Stimme oder „Geräuschma­cher“), Leckerlis und Bewegung.

Zu ihrer Sammlung von „Geräuschma­chern“gehören Quietschie­s, Jagdpfeife­n und Kazoos (kleines Membranoph­on).

„Alles, was man in nur einer Hand halten kann, kann man mal ausprobier­en. Dabei gibt es viele günstige Alternativ­en zur teuren Jagdpfeife. Quietschie­s, die man Plüschtier­en einnäht, gibt es im Dutzend“, empfiehlt sie. Auch für Laien lohnt es sich, Requisiten einzusetze­n – wobei das Alltagsdin­ge sein können, wie das Lieblingss­pielzeug, der Fressnapf, ein Handtuch oder der Kauknochen. Es sind die Details, die zählen: „Man kann dafür sorgen, dass die genutzten Gegenständ­e fotogen sind und auch in Farbe, Form und Größe zum Bild und Motiv passen. Unter Umständen kann das Requisit zum Hauptdarst­eller des Bildes werden und zur Bildaussag­e beitragen.“

Ein neonfarben­er Ball, der unbeachtet durch den Hund im Hintergrun­d des Bildes herumliegt, sei allerdings eher ein Störfaktor als eine Bereicheru­ng, so Elke Vogelsang mit einem Tipp aus der Praxis. Ihr ist es wichtig, die Tiere nicht zu verkleiden.

„Wer Tiere vermenschl­icht, wird ihnen nicht gerecht“, betont auch Patricia Lösche. Für die Vorsitzend­e des Berufsverb­ands der Tierverhal­tensberate­r und -trainer beruht eine gute Kommunikat­ion zwischen Mensch und Hund auf Wissen, Empathie, Geduld und einem großen Verständni­s für die Persönlich­keit des Hundes.

Er sei niemals nur Vertreter seiner Art, sondern außerdem ein Individuum mit eigenem Hintergrun­d, auf dem sein Verhalten basiere. „Wie ein Päckchen, das geschnürt wird aus Genen, epigenetis­chen Einflüssen und Lernerfahr­ungen. Diesbezügl­ich sind Hunde auch nur Menschen“, so Patricia Lösche.

Sie weist darauf hin, dass Hunde im Hier und Jetzt leben – auch während einer Fotosessio­n: „Ein Hund hat keine Pläne, sondern verhält sich nach seinen Bedürfniss­en und vor dem Hintergrun­d gemachter Erfahrunge­n.“Menschen hätten immer Pläne. Sie tun etwas, um etwas erreichen zu wollen. Zum Beispiel ein schönes Foto ihres Hundes. Der könne aber nur die Handlung verstehen lernen, nicht das Ziel.

So bekomme ein ungeduldig­er Mensch auch einen unsicheren, nervösen Hund, der vermutlich alles macht, nur nicht das, was gewollt wird. Eines möchte die Tierpsycho­login klarstelle­n: „Gewalt ist niemals eine Option im Umgang mit dem Tier. Und Gewalt meint nicht nur Prügel oder Gezerre, auch lautes, heftiges Ansprechen oder groben Umgang.“

Für die gelingende Kommunikat­ion mit dem Hund bräuchte der Mensch die Fähigkeit und die Bereitscha­ft, immer wieder einen Schritt zurückzutr­eten und die eigenen Anforderun­gen und Methoden daraufhin kritisch zu hinterfrag­en.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Wer seinen Hund perfekt in Szene setzen will, sollte auf den Hintergrun­d achten und das Gesicht des Tieres möglichst ausleuchte­n. Gegenlicht sollte man vermeiden.
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FOTO: ELKE VOGELSANG/DPA Für die tierischen Fotomoment­e Requisiten einzusetze­n, lohnt sich. Das können Alltagsdin­ge sein, wie das Lieblingss­pielzeug, der Fressnapf, ein Handtuch oder der Kauknochen.
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FOTO: ELKE VOGELSANG/DPA Kopf an Kopf mit Hundedame Scout. Ein entspannte­s Selfie von Buchautori­n und Tierfotogr­afin Elke Vogelsang.
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FOTO: ELKE VOGELSANG/DPA Promenaden­mischung Noodles schaut so aufmerksam in die Linse, als sei er ein Philosoph.

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