Heuberger Bote

Ende 2022 sollen die Windräder stehen

Die Vorarbeite­n für fünf Windkrafta­nlagen auf dem Möhringer Berg beginnen

- Von Dorothea Hecht

Das Projekt war lange umstritten, im kommenden Jahr wird es nun aber umgesetzt: Zwischen Eßlingen und Ippingen, Ortsteile von Tuttlingen und Immendinge­n, entsteht auf dem Möhringer Berg ein Windpark. Fünf Anlagen sind geplant. So richtig damit abgefunden haben sich aber noch nicht alle Anwohner.

Windpark Junge Donau wird das Ensemble heißen, dass hinter den Häusern auf dem Eßlinger Winterberg für Strom sorgen soll. Drei der fünf Windkrafta­nlagen stehen auf der Gemarkung Immendinge­n, zwei auf Tuttlingen. Die Flächen gehören dem Staatsfors­t, der Stadt Tuttlingen und einem Kirchenfon­ds.

Hinter dem Projekt steht die Kommunalwi­nd GmbH, ein Zusammensc­hluss von mehreren Stadtwerke­n (Kommunal-Partner) und dem Projektent­wickler Juwi AG. Die Kommunalwi­nd ist in der Gegend kein Unbekannte­r: Sie hat auch den Windpark auf dem benachbart­en Amtenhause­r Berg gebaut. Für den Bau der Anlagen hat Juwi einen straffen Zeitplan aufgestell­t: Bis Ende 2022 sollen laut Pressespre­cher Felix Wächter die fünf Anlagen stehen.

In den nächsten Tagen sollen dafür die Ausgleichs­maßnahmen starten, teilt die Stadt Tuttlingen mit. Im Fokus sind dabei Fledermäus­e und Haselmäuse. Weil die Anlagen ihnen Flächen wegnehmen (Juwi kalkuliert mit durchschni­ttlich einem Hektar pro Anlage), sollen umliegende Waldfläche­n auf dem Möhringer Berg aufgewerte­t werden. Das heißt, der Staatsfors­t wird dort keine Waldwirtsc­haft mehr betreiben, sondern auf 7,8 Hektar Fläche Fichten ausdünnen und stattdesse­n blüten- und beerenreic­he Sträucher anpflanzen.

Bis Ende Februar müssen die Arbeiten aus naturschut­zrechtlich­en Gründen abgeschlos­sen sein. Dann sollen die Flächen für die Windräder gerodet werden und die Bauarbeite­n beginnen, erläutert Wächter. Spätestens Anfang 2023 sollen sie in Betrieb gehen. „Wir haben schon ein paar Anlagen gebaut – wenn nichts dazwischen kommt, sollte der Zeitplan haltbar sein“, meint Wächter. Die Anlagen mit einer Nabenhöhe von 166 Metern und einem Rotordurch­messer von 150 Metern kommen aus einem Werk in Sachsen-Anhalt, sie werden voraussich­tlich nachts und in Randzeiten über die Autobahn transporti­ert. Erschlosse­n wird das Gebiet dann über Ippingen.

Das Diffizile beim Aufbau ist laut Wächter die finale Phase: „Wir bauen ja eigentlich in windstarke­n Gebieten, aber wenn die Rotorblätt­er eingespann­t werden, muss es ein paar Tage windstill sein“, erklärt er. Die Arbeiten seien in der Höhe sonst nicht möglich.

Was der Bau kostet, dazu macht Juwi keine Angaben. In der Branche rechnet man mit mehreren Millionen Euro pro Anlage.

Jede Anlage bringt 4,2 Megawatt Leistung, insgesamt sollen die fünf Windräder damit genug Strom für 16 000 Haushalte jährlich generieren (durchschni­ttlich 3100 Kilowattst­unden jährlicher Verbrauch). Juwi hält das für realistisc­h. „Die Anlagen sind größer und leistungsf­ähiger geworden“, sagt Wächter. Neuere Anlagen bringen gegenüber älteren, kleineren zum Teil den achtfachen Ertrag.

Zum Vergleich: Die fünf Anlagen auf dem Amtenhause­r Berg wurden 2018 gebaut und sollen je 3,3 Megawatt Leistung bringen. Das würde 10 000 Haushalte pro Jahr versorgen. Ob die Erwartunge­n bisher erfüllt wurden, dazu hält sich der Betreiber bedeckt. Es gehe um einen durchschni­ttlichen Wert, gerechnet auf 20 Jahre, teilt Ortwin Wiebecke, Geschäftsf­ührer der Stadtwerke Tübingen und Geschäftsf­ührer der Kommunal-Partner, mit. Ob er erfüllt werde, lasse sich „aufgrund der jährlichen Windschwan­kungen noch nicht prognostiz­ieren“. Es hänge davon ab, wie sich das Windaufkom­men entwickle.

Im Tuttlinger Ortsteil Eßlingen indes mussten sich die Einwohner trotz langer Proteste damit abfinden, dass die Anlagen gebaut werden. Einige sehen das Projekt nach wie vor kritisch. „Ich sträube mich immer noch in meinem Innersten dagegen, dass man Industriea­nlagen in unseren Berggipfel setzt“, sagt Ortsvorste­her Hartmut Wanderer. Das habe mit Naturschut­z seiner Ansicht nach nichts zu tun. Er sieht Widersprüc­he bei der aktuellen Energiepol­itik der Grünen. „Wichtig ist vorerst Energie einzuspare­n und nicht ständig neue Verbrauchs­stellen zu schaffen“, glaubt Wanderer.

Er hatte sich auch in der Aktion Lebenswert­es Eßlingen gegen den Bau der Anlagen eingesetzt. Inzwischen ist er kein Mitglied mehr, der aktuelle Vorsitzend­e war am Donnerstag nicht zu erreichen.

Mindestens 20 Jahre soll der Windpark Junge Donau bestehen bleiben. Der Rückbau muss von Anfang an einkalkuli­ert sein, möglicherw­eise werden die Anlagen aber auch darüber hinaus betrieben. Wer den Windpark betreiben wird, ist indes noch nicht klar. Am ehesten in Frage kommen, wie beim Amtenhause­r Berg, die Kommunal-Partner.

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FOTO: Auf dem Amtenhause­r Berg bei Ippingen gibt es bereits einen Windpark mit fünf Windenergi­eanlagen. Das Bild zeigt zwei der Windkraftr­äder vom Typ Vestas mit einer Nabenhöhe von 137 Metern und einer Gesamthöhe von 200 Metern.
 ?? JUTTA FREUDIG FOTO: ?? Auf dem Amtenhause­r Berg bei Ippingen gibt es bereits einen Windpark mit fünf Windenergi­eanlagen. Das Bild zeigt zwei der Windkraftr­äder vom Typ Vestas mit einer Nabenhöhe von 137 Metern und einer Gesamthöhe von 200 Metern. Bild: Jutta Freudig
JUTTA FREUDIG FOTO: Auf dem Amtenhause­r Berg bei Ippingen gibt es bereits einen Windpark mit fünf Windenergi­eanlagen. Das Bild zeigt zwei der Windkraftr­äder vom Typ Vestas mit einer Nabenhöhe von 137 Metern und einer Gesamthöhe von 200 Metern. Bild: Jutta Freudig

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