Gefahr durch Starkregen: Karte zeigt Risiko für jedes Haus
Leute können exakte Angaben für ihr Eigenheim generieren
– Als eine der ersten Gemeinden in der Region hat Fridingen eine Karte erstellen lassen, die für jedes einzelne Haus die Gefahr von Starkregen aufzeigt. Solche Karten werden derzeit landauf-landab ausgearbeitet – Anlass ist der Klimawandel, der extreme Regenfälle auf vergleichsweise kleinen Flächen vermehrt auftreten lässt.
Fridingen ist gleich doppelt von Hochwasser bedroht: seit jeher von der Donau sowie von Starkregen, wie er im Ahrtal und in der Eifel Schlagzeilen gemacht hat. Spätestens diese Bilder vom Sommer haben in Fridingen Konsequenzen ausgelöst – der Gemeinderat hat das Ingenieurbüro itr aus Neuhausen beauftragt, ein „Starkregen-Risikomanagement“zu erarbeiten. Das besteht im wesentlichen in einer Karte, die für die Stadt, für öffentliche Einrichtungen, aber eben auch für jedes Privathaus aufzeigt, woher Gefahr droht, wenn es extrem heftig regnet.
„Beängstigende Konsequenzen“haben solche Extremereignisse, unterstrich Bürgermeister Stefan Waizenegger jetzt bei einer Bürgerversammlung zum Thema. Denn anders als bei der Donau, die einigermaßen langsam anschwillt, haben solche Wasserattacken eine sehr kurze Vorwarnzeit – manchmal kann es gerade einmal 20 Minuten dauern, bis ein Haus regelrecht ertrinkt. Die Starkregen-Karten, die jetzt auf der Website der Stadt stehen, zeigen punktgenau, wo es besonders gefährlich ist und wo weniger. Sie können bei der Vorbeugung helfen, wenn sie Schwachpunkte aufzeigen, wo sich Wasser etwa sammelt und zum Sturzbach werden kann, der alles mitreißt.
Möglich gemacht haben solche Szenarien neue technische Verfahren von Büros wie itr. Sie greifen auf von Radar-Fliegern erzeugte Karten des Landes zurück, die sehr exakt die Topographie einer Kommune aufzeigen – bis hin zu einzelnen Häusern. Computersimulationen berechnen die möglichen Regenmengen, woher es kommt, welche Geschwindigkeit er aufnehmen kann, wo schützende Flächen sind wie Wälder, die Wasser speichern, und wo verstärkende wie Äcker liegen, die Wasser schnell abfließen lassen. Dabei teilen sie die Starkregen
in die Klassen „selten“, „außergewöhnlich“und „extrem“ein – und die Forschung ist sich einig, dass die extremen „Abflussereignisse“mit dem Klimawandel zunehmen werden.
Immo Gerber von itr stellte das Projekt jetzt vor und machte auf die Dringlichkeit der Situation aufmerksam. Starkregen ist räumlich begrenzt: Es kann vorkommen, dass es in Fridingen rechts der Donau extrem schüttet, und links des Flusses bleibt es trocken. Starkregen ist intensiv, mit großen Wassermassen, die zudem den Boden erodieren und viel Unrat mit sich spülen. Und Starkregen sind „willkürlich verteilt und überall möglich“, mit Gerbers Worten: „Es kann jeden erwischen.“
Die Karten, die er und sein Team für die Donaustadt erstellt haben, stehen auf der Website und sind interaktiv: Der User kann exakte Angaben für sein Haus generieren und potenzielle Gefahren seiner Nachbarschaft aufzeigen (wer kein Internet hat, kann das Material im Rathaus bekommen oder einsehen). In der Stadt können zudem die Rettungsund Hilfsdienste darauf zurückgreifen, wenn die Flut droht. Denn auch und gerade sie müssen wissen, welche Straßen passierbar sind und welche nicht, wenn sie gerufen werden. Deshalb haben Stadt und itr die Feuerwehr, Rotes Kreuz und Co. vorab in Workshops mit den Karten vertraut gemacht.
Die interaktive Karte finden Sie auf der Homepage der Stadt Fridingen unter: ●» www.fridingen.de