Der Vorkämpfer dankt ab
Fechter Max Hartung verabschiedet sich als Präsident der Athleten Deutschland
(SID) - Revolutionärer Ideengeber, mutiger Vorkämpfer und unermüdlicher Vermittler: Max Hartung war in den vergangenen Jahren weit mehr als ein Weltklasse-Fechter. Mit seinem „Baby“Athleten Deutschland durchbrach der 32-Jährige Barrieren im deutschen Sport, erreichte unzählige Meilensteine. Auf der virtuellen Versammlung am Samstag verabschiedet er sich nach vier Jahren als Präsident des Vereins und hinterlässt ein Vermächtnis.
Hartung sei „geradezu beispielgebend im und für den deutschen Sport“, schwärmte Dagmar Freitag, langjährige Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag: „Er steht für eine neue Generation mündiger und konstruktiv-kritischer Athleten, die unabhängig von festgefahrenen Strukturen im organisierten Sportsystem ihre Interessen artikulieren wollen.“
Im Januar 2017 wurde Hartung zum Vorsitzenden der Athletenkommission gewählt, ehe er ab Oktober des gleichen Jahres im neu gegründeten Verein Athleten Deutschland sei- ne Ideen verwirklichte. „Ich bin stolz darauf, wie sich Athleten Deutsch- land entwickelt hat“, sagte Hartung. Es sei gelungen, „eine professionelle Organisation aufzubauen, die als eine wirkungsvolle Vertretung der Athletinnen und Athleten fungiert“.
Der viermalige Säbel-Europameister und die mit ihm ebenfalls freiwillig ausscheidenden sechs Präsidiumsmitglieder hinterlassen ein bestelltes Feld. Längst gibt es eine hauptamtliche Geschäftsführung mit breitem Netzwerk, auch eine juristische Beratung wurde aufgebaut. Und doch hadert Hartung wegen der Corona-Pandemie: „Wir hätten gerne im direkten Kontakt mehr Athleten erreicht und Räume für Begegnungen geschaffen.“
Gleich mehrere große Projekte schob der gebürtige Aachener in seiner Amtszeit an. Wo es nötig war, leg- te er den Finger in die Wunde. Gleich auf seiner ersten großen Mission er- kämpfte er eine bessere finanzielle Förderung für Sportler außerhalb von Bundeswehr, Polizei und Zoll. „Das war eine tolle Geschichte, ein tolles Erlebnis für mich“, schwärmte Hartung. Das habe ihn "total motiviert. Es hat gezeigt: Wir können etwas verändern, wir werden auch als junge Leute gehört, sogar von der Politik in Berlin.“Schon nach einem Jahr wurde dort auch die Finanzierung des Vereins mit öffentlichen Geldern bewilligt. „Ich weiß mittlerweile, wie langsam manche Mühlen mahlen. Wahrscheinlich wird so etwas von dieser Größenordnung nie wieder in meinem Leben so schnell passieren“, sagte Hartung. Selbst auf internatio- naler Ebene scheute er im Sinne der Sportler keine noch so schwere Diskussion. IOC-Präsident Thomas Bach konfrontierte er im September 2018 mutig mit einer Millionenforderung, 25 Prozent der IOC-Einnahmen wollte der Mannschaftsweltmeister von 2014 für die Athleten. Die wurden es zwar nicht, dennoch bewirkte er auch hier kleine Veränderungen wie bessere Vermarktungsmöglichkeiten bei den eigenen Bildrechten.
Mit dem nach Olympia in Tokio zurückgetretenen Fechter verliert Athleten Deutschland nun sein Gesicht, er ist neuer Geschäftsführer der Sportstiftung Nordrhein-Westfalen. Als Nachfolgekandidaten bei Athleten Deutschland stellen sich Beachvolleyballerin Karla Borger, Rollstuhlbasketballerin Mareike Miller und Wasserballer Tobias Preuß zur Wahl.
Als kritischer Geist wird Hartung aber erhalten bleiben. Er sehe sich weiter als „Ansprechpartner“sowie „Ratgeber“und werde sich, „wenn es angebracht ist, auch weiter in der Öffentlichkeit für Athletinnen und Athleten einsetzen“.
„Er steht für eine neue Generation mündiger und konstruktiv-kritischer Athleten.“
Dagmar Freitag