Bund und Länder müssen handeln
Der Bundespräsident hat es noch einmal mit einem Appell versucht: Die Deutschen sollten doch bitte freiwillig ihre Kontakte reduzieren, um die weitere Corona-Ausbreitung auszubremsen, damit das öffentliche Leben nicht wieder vollständig heruntergefahren werden müsse. Doch der Zug ist abgefahren. Die Infektionszahlen sind schlimm wie nie, die Intensivstationen füllen sich bedrohlich. Und sie werden wegen der heutigen Neuansteckungen in zwei Wochen noch viel voller sein. Wobei sich da dann langsam die Frage stellt, wohin man Intensivpatienten noch verlegen soll.
Während sich die künftige Ampel-Koalition die Lage noch einige Tage anschauen möchte und ganz stolz darauf ist, ein ständiges Corona-Expertengremium einrichten zu wollen, hat sich eine etablierte Institution der Wissenschaft sehr deutlich zu Wort gemeldet. Die Leopoldina, älteste dauerhaft existierende naturforschende Akademie der Welt, fordert eine massive Kontaktreduktion – und zwar sofort und zwar für alle. Einheitlich angeordnet für Deutschland. Das ist für niemanden lustig und schon gar nicht für die 57 Millionen Bürger, die den Versprechungen der Politik glaubten, ihr Status „vollständig geimpft“entlasse sie in eine pandemiefreie Zone.
Stattdessen wird man bald diesen Status verlieren, wenn man nicht geboostert ist. Und soll wie die noch immer viel zu vielen Ungeimpften mal wieder daheim bleiben, weil auch die vierte Welle offenbar ohne Lockdown nicht ernsthaft zu bekämpfen ist. Noch-Regierung, Nochnicht-Regierung und die Länder, die sich bei unpopulären Maßnahmen so gern hinter dem Bund verstecken, müssen sich endlich sehr schnell zusammensetzen und sehr nachdrückliche Maßnahmen beschließen. Nur so können sie das Land aus dieser fatalen Lage herausholen – in die uns gemeinsames Wunschdenken von Politik und Bevölkerung gebracht hat. Die Zahlen sind schließlich schon heute erschreckend genug. Und die Omikron-Variante, die offenbar noch ansteckender als Delta ist, kann alles noch schlimmer machen. Jetzt geht es um Handeln.