Schlechte Bilanz zum Adventsauftakt
Der Einzelhandel in Süddeutschland klagt über fernbleibende Kunden und die Verunsicherung durch das Virus
(lsw/lby) Die Geschäfte am ersten Adventssamstag sind in Baden-Württemberg nach Auskunft des Handelsverbands außerordentlich schlecht gelaufen. Ähnlich sieht es der bayerische Einzelhandel. Die möglichen Kunden hätten womöglich schon einen Lockdown im Kopf, vermuten die Händler.
„Unsere Befürchtungen sind leider wahr geworden. Die gültigen Corona-Regeln sorgen für Verunsicherung. Die Kunden kommen nicht, sondern bestellen im Netz“, sagte Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands BadenWürttemberg (HBW) am Sonntag in Stuttgart. Eine Umfrage des HBW habe ergeben, dass der Samstag in Bezug auf Umsatz und auf die Kundenfrequenz von knapp der Hälfte der Händler als mangelhaft oder ungenügend bezeichnet worden sei. „Der Blick nach vorne ist düster“, sagte Hagmann.
Die Hoffnung auf Besserung des Weihnachtsgeschäfts in den kommenden Wochen sei nicht groß. Fast 75 Prozent der Befragten in einer HBW-Umfrage gaben laut Hagmann an, dass sie für die kommenden Wochen mit einem Rückgang der Kundenfrequenz rechnen. Auch die Umsatzprognose sehe düster aus. Mehr als zwei Drittel der Befragten rechneten mit einem Umsatzrückgang in den kommenden Wochen des Weihnachtsgeschäfts.
Durch die 2G-Regelung im Einzelhandel werde ein beträchtlicher Anteil der Kunden vom Einkauf im stationären Einzelhandel ausgeschlossen. Auch die 3G-Regelung sorge dafür, dass die Kundenfrequenz in den Innenstädten sinke. Bei 2G haben nur Geimpfte und Genesene, bei 3G auch Getestete Zutritt. Die Zutrittsbeschränkungen müssten wieder entfallen, fordert der HBW. „Fällt das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr erneut zu großen Teilen der Corona-Pandemie zum Opfer, so wird dies dramatische Folgen für die
Vielfalt des Handels und die Lebendigkeit unserer Innenstädte haben“, sagte Hagmann. Der Handelsverband Baden-Württemberg vertritt die Interessen von über 40 000 Handelsunternehmen in Baden-Württemberg.
Für Bayern berichtet Bernd Ohlmann, Sprecher des Handelsverbands im Freistaat. Er sagt, in den Innenstädten seien 20 bis 30 Prozent weniger Menschen unterwegs als sonst zum Adventsbeginn üblich. Im Vergleich zu 2019 – also vor Corona – falle die Bilanz des ersten Adventswochenendes
deutlich schlechter aus, im Vergleich zu 2020 allerdings etwas besser.
Die Kundinnen und Kunden gingen heuer meist gezielt in die Geschäfte, um etwas Bestimmtes zu kaufen, erläuterte Ohlmann. Der weihnachtliche Schaufensterbummel falle dagegen in diesem Jahr eher aus – was auch mit den abgesagten Weihnachtsmärkten zusammenhänge, weshalb nicht so recht Stimmung aufkomme. „Zum Weihnachtsshopping gehört auch dazu, zwischendurch einen Glühwein zu trinken.“
Im Gegensatz zu anderen Bundesländern gilt in Bayern für die Kundinnen und Kunden in Geschäften nur Maskenpflicht. Auch in den Hochinzidenzgebieten bleibt der Handel weiterhin geöffnet. Dennoch blieben dort viele Menschen ganz zu Hause, weil sie Angst vor Ansteckung haben oder meinten, die Geschäfte seien geschlossen, sagte Ohlmann.
Nach dem ersten Adventswochenende geht der Einzelhandel nicht mehr davon aus, den erhofften Rekordumsatz von 14,2 Milliarden Euro im Weihnachtsgeschäft zu erreichen. „Corona macht uns einen fetten Strich durch die Rechnung“, sagte Ohlmann. Wachstumstreiber sei aber der Online-Handel. Aufgrund der sich weiter verschärfenden Corona-Lage werde es noch größere Verschiebungen zum Kauf per Klick im Internet geben.