Muss der Lungen-Tumor jetzt warten?
Pandemie: Krebspatient moniert OP-Absage – Prekäre Lage am Klinikum
(sbo) - Es ist die Angst, die bei Schwerkranken umgeht: Am Schwarzwald-BaarKlinikum in Villingen-Schwenningen abgewiesen zu werden – weil die Corona-Pandemie angeblich nichts anderes zu lässt.
Die Nachricht macht gerade in diversen Gruppen, vornehmlich bei Querdenkern und Corona-Kritikern, des Nachrichtendienstes Telegram die Runde: Ein Mann mit Lungenkarzinom soll wegen der Corona-Pandemie am Schwarzwald-Baar-Klinikum abgewiesen worden sein. Sein OP-Termin sei eigentlich am vergangenen Mittwochmorgen, 24. November, gewesen. Der Tumor sei „noch operabel“. Der Patient könnte also zuversichtlich sein. Doch jetzt ist er vor allem eines: stinksauer.
„Nun kam gerade die Absage des Klinikums, wegen !? Corona“– berichtet er und gibt zu: „Ich bin wütend und enttäuscht. Das wird wohl mein Todesurteil sein.“Möglicherweise hänge die Absage auch damit zusammen, spekuliert er, dass „ich nicht geimpft bin“. Journalisten hakten bei der Pressestelle des Schwarzwald-Baar-Klinikums in VillingenSchwenningen nach: Kann sich der Fall so wirklich zugetragen haben? Die Antwort aus dem Krankenhaus zwischen Villingen und Schwenningen
bestätigt den Fall zwar nicht konkret, lässt aber jeglichen Schluss zu: Aufgrund der aktuellen Corona-Lage, erläutert Kathrin Lander von der Pressestelle des Klinikums, sehe sich das Schwarzwald-Baar-Klinikum „gezwungen, alle geplanten Eingriffe, die nicht aus medizinischen Gründen akut vorgenommen werden müssen, zu verschieben“.
Grund dafür sei die hohe Inanspruchnahme des Klinikums durch
Corona-Patienten, die unmittelbar medizinisch-pflegerisch behandelt werden müssen.
Auf die Nachfrage, wie mit ungeimpften Patienten am Klinikum verfahren werde, verweist man die Spekulation des Patienten allerdings ganz klar ins Märchenreich: „Ungeimpfte und geimpfte Patienten erfahren dabei selbstverständlich eine Gleichbehandlung.“Im Alleingang wird die Entscheidung über Behandlung
oder Nicht-Behandlung im übrigen offenbar nicht getroffen. Zur Unterstützung der Entscheidungsfindung „bei besonders schwer zu entscheidenden Einzelfällen“habe man am Klinikum eine Art Krisenteam, ein interdisziplinär zusammengesetztes, medizinisch dominiertes Gremium, erklärt Lander. Gleichsam wird versprochen: „Sobald es die Situation zulässt, werden die Patienten, deren Operationen verschoben werden musste, operiert.“
Wie prekär die Lage am Schwarzwald-Baar-Klinikum im Oberzentrum ist, können Interessierte am Divi-Intensivregister des RobertKoch-Instituts tagesaktuell im Internet sehen. So zeigte dies am Freitagnachmittag von 46 Intensivbetten nur noch ein einziges freies an. 20 Corona-Patienten mussten dort zu diesem Zeitpunkt versorgt werden. Blickt man auf die Landkarte mit dem Anteil an freien Intensivbetten im Land, so ist der SchwarzwaldBaar-Kreis darin seit Tagen vor allem eines: alarmierend tiefrot.