Witz und Wortspielereien mit Bodo Wartke und seinem Programm „Wandelmut“
Der Klavier-Kabarettist und frühere Krähe-Publikumspreis-Gewinner begeistert in der Stadthalle
(sib) – Man hat ihm die Freude angemerkt, endlich wieder live auftreten zu können und sein Publikum war begeistert: Der Klavier-Kabarettist Bodo Wartke ist mit seinem Programm „Wandelmut“am Freitagabend in der Stadthalle Tuttlingen zu Gast gewesen.
Seine Songs sind teils schon eineinhalb Jahre alt, aber faktisch neu – wegen Corona - , betonte der Gewinner des Publikumspreises der Tuttlinger Krähe 2001. Der Name ist Programm: Die ganze Welt ist im Wandel, so auch seine Lieder im Wechselspiel von Stetigkeit und Wandel. Bodo Wartke überzeugte mit perfektem Klavierspiel, köstlichem Witz und Wortspielereien, ernst und humorvoll, mit politischen, gesellschaftlichen aber auch poetischen Themen.
Er sei weder Edward Snowden noch Harry Potter, meint der Klavier-Kabarettist in seinem ersten Song „Sind sie nicht?“– gleich ein perfekter Einstieg. Einen köstlichen Vers hat er zum Beispiel über den Regen verfasst, in dem er sich auch mit dem Klimawandel befasst. Und so rät er den Regierenden: „Es wird Zeit, dass sie sich regen und bewegen. Es geht ums Überleben.“Im Lied „Hambacher Wald“meint er: „Es geht nicht nur um einen einzigen Baum, sondern um unseren Umgang mit unser aller Lebensraum.“Mit religiösem Fanatismus rechnet Wartke kompromisslos ab. „Wenn ich ein Gott wär’ von irgendeiner traditionsreichen, populären Weltreligion, dann hätt’ ich was zu sagen, denn ihr handelt“– so sein Song - „nicht in meinem Namen“. Köstlich sein „Gangster-Rap“durchmischt mit Schlagermelodien und Reimen: „Atemlos-arbeitslos-ahnungslos-tatenlos“.
In der Pause wechselt Wartke sein Outfit: von rotem Anzug mit grünen Socken zu grünem Anzug mit roten Socken. Er gibt den Beatboxer, stopft sich „dicke Eier“in die Socken und legt los, lässt am Ende des Tracks das Mikrophon fallen (doch zur Beruhigung des Publikums meint er, „keine Angst, es ist schon kaputt“). Zum Beethoven-Jubiläum verneigt er sich vor dem Komponisten und spielt das bekannteste Klavierstück aller Zeiten „Für Elise“, anschließend noch seine Version von Mozarts kleiner Nachtmusik. „Wir hab`n ein Recht auf freie Meinungsäußerung“, fordert Wartke in seinem Lied „Es wird Zeit!“.
Und zuletzt macht er sein Publikum vertraut mit dem Land, in dem er leben will: „Statt Hass und Gewalt regieren hier Herz und Verstand, ein Land, das klare Kante zeigt gegen jede Form von Intoleranz, das bei Unrecht laut wird und bei Nationalstolz still“, so einer seiner Wünsche. Doch ohne Zugaben – es werden sogar drei – darf Bodo Wartke nicht von der Bühne. Liebevoll berichtet er in seinem Song „Pusten, Aua weg“von den Wehwehchen seines Sohnes, stellt sein jüngstes Lockdown-Lied über das „Austreten“vor und ganz zum Ende gibt es noch ein Poplied, umgeschrieben in ein Schlaflied.