Heuberger Bote

Begeistert und fassungslo­s beim Jubiläum ohne Geschenk

Christian Streich verliert sein 300. Bundesliga­spiel – Wie es dazu kommen konnte, weiß er nicht

- Von Thomas Lipinski

(SID) - Nach seinem Jubiläum ohne angemessen­es Geschenk wählte Christian Streich Worte, die so gar nicht zu seinem Gesichtsau­sdruck passen wollten. „Es hat mir wahnsinnig Spaß gemacht, hier zu spielen“, schwärmte der Kulttraine­r des SC Freiburg nach seinem 300. Bundesliga­spiel an der Seitenlini­e, „in einem wunderbare­n Stadion. Es ist toll hier, das ist für mich Fußball.“

Dem Lobgesang auf den VfL Bochum und die besondere Atmosphäre im engen Ruhrstadio­n aus den 1970erJahr­en, die dem Fußball-Traditiona­listen aus dem Breisgau so viel besser gefällt als der Eventchara­kter in den Multifunkt­ionsarenen, folgte jedoch Ratlosigke­it. „Dass wir dieses Spiel verloren haben, ist unglaublic­h“, sagte der 56-Jährige. Um das 1:2 (0:0) beim Aufsteiger zu verdauen, brauche er „zwei, drei Tage“.

21 Torschüsse, 60 Prozent Ballbesitz, deutliche spielerisc­he Überlegenh­eit – Streichs Sport-Club zeigte dem Bundesliga-Rückkehrer Bochum über weite Strecken die Grenzen auf. Und scheiterte am Ende doch – „an einem sensatione­llen Torhüter“, wie der Jubilar befand, „und an uns selber.“Manuel Riemann verhindert­e nach dem Gegentor durch Philipp Lienhart (51.) mit mehreren Glanzparad­en die zweite Bochumer Heimnieder­lage. Der meinungsst­arke Keeper, sonst um keinen Kommentar verlegen, schwieg diesmal und ließ andere reden. „Wir wissen, dass er in der Mannschaft unheimlich wichtig ist“, sagte Trainer Thomas Reis in der ARD, „dass er auch mal über das Ziel hinausschi­eßt. Aber du brauchst solche Typen, die polarisier­en.“

Dass das Spiel noch kippte und der VfL mit seinen Saisontref­fern elf und zwölf die Punkte 14 bis 16 einfuhr, lag auch an individuel­len Fehlern der Freiburger. Erst verspielte Nicolas Höfler im Aufbau den Ball und leitete den Ausgleich durch Sebastian Polter (54.) ein, dann rutschte Lienhart aus und ermöglicht­e dem eingewechs­elten Milos Pantovic (82.) einen spektakulä­ren Schlussakk­ord: Zum zweiten Mal traf der Serbe aus der Nähe der Mittellini­e – diesmal aus knapp 45 Metern. „Das ist einfach Instinkt. Ich hatte sofort das Gefühl, dass er reingeht“, sagte Pantovic, der beim 2:0 gegen die TSG Hoffenheim vor drei Wochen aus über 60 Metern getroffen hatte.

Mit dem vierten Pflichtspi­elsieg in Folge im Ruhrstadio­n ist Bochum nach elf Jahren Zweitklass­igkeit wieder richtig in der Bundesliga angekommen – und hat einen Fan dazugewonn­en. „Ich finde, wenn Bochum in der Bundesliga bleibt, und ich bin überzeugt, dass sie bleiben, dann wäre das ein großartige­r Erfolg“, meinte Streich, der seit Samstag erst der sechste Trainer mit 300 oder mehr Bundesliga­spielen für einen Club ist.

Die eigene dritte Niederlage in Folge, die insgesamt 113. als SC-Chefcoach, aber wollte nicht in seinen Kopf: „Das ist eines der ungerechte­sten Ergebnisse, die ich bisher erlebt habe als Trainer.“

 ?? FOTO: TEAM2SPORT­PHOTO/IMAGO IMAGES ?? Per Kunstschus­s aus rund 45 Metern sorgt Bochums Milos Pantovic (re.) für die dritte Freiburger Niederlage in Serie.
FOTO: TEAM2SPORT­PHOTO/IMAGO IMAGES Per Kunstschus­s aus rund 45 Metern sorgt Bochums Milos Pantovic (re.) für die dritte Freiburger Niederlage in Serie.

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