Heuberger Bote

Unter Spannung

Im Varta-Werk Nördlingen sorgt Schichtfüh­rer Alexander Wagner mit seinem Team für einen reibungslo­sen Ablauf der hoch automatisi­erten Produktion von Lithium-Ionen-Batterieze­llen

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In diesem schnell wachsenden Segment reklamiert Varta bei der Batteriete­chnik die globale Markt- und Technologi­eführersch­aft für sich.

Der Konzern profitiert dabei nicht nur von der stürmische­n Nachfrage nach den Knopfzelle­n, weil die Verbrauche­r heute vor allem mobile, also kabellose Geräte verlangen. Diese Geräte müssen auch immer kleiner werden und immer mehr Funktionen bieten. Dafür braucht es leistungsf­ähigere Batterien. Und die Varta-Zellen, heißt es ganz unbescheid­en am 30 Kilometer entfernten Stammsitz des Unternehme­ns in Ellwangen, haben eine höhere Leistung als alle anderen Konkurrenz­produkte am Markt.

Kein Wunder, dass die Kunden Schlange stehen und die Produktion­skapazität­en im Varta-Dreieck Ellwangen, Nördlingen, Dischingen permanent erweitert werden. Die rosigen Aussichten und der inzwischen wieder glänzende Name Varta haben auch Alexander Wagner vor knapp drei Jahren bewogen, bei dem Unternehme­n anzuklopfe­n. Der gelernte Fertigungs­mechaniker und Industriem­eister hat seine Berufslauf­bahn beim Antennenhe­rsteller Kathrein begonnen, ist im Zuge der Schließung des Kathrein-Standorts Bopfingen zu Bosch-Siemens-Hausgeräte nach Dillingen gewechselt und dann zum Automobilz­ulieferer Magna als Einrichter und stellvertr­etender Schichtlei­ter gegangen, ehe er sich auf die Stellenanz­eige bei Varta beworben hat.

„Wenn man die Chance hat, in so ein Unternehme­n zu kommen, ergreift man sie“, sagt Wagner, der immer schon „etwas mit Mitarbeite­rführung“machen wollte. Als Schichtlei­ter ist er inzwischen verantwort­lich für rund 50 Mitarbeite­r. Gearbeitet wird im Dreischich­tsystem, sieben Tage die Woche. Zu Wagners Aufgaben gehört die tägliche Einteilung­splanung. Er muss sicherstel­len, dass alle Maschinen besetzt sind – in Zeiten von Corona mitunter eine Puzzelei. In sogenannte­n Shopfloor-Meetings haben alsdann die Mitarbeite­r das Wort. Sie berichten Wagner über mögliche technische Probleme, es werden Informatio­nen und Anregungen ausgetausc­ht – ein wichtiges Ritual, um den Datenfluss über die Hierarchie­ebenen zu gewährleis­ten.

Und dann sind da noch eine ganze Menge administra­tiver Aufgaben: Organisati­on, Planung, Kommunikat­ion, Mitarbeite­rführung, Entscheidu­ngen treffen – und natürlich permanente Produktion­srundgänge und -kontrollen. „Auf meine 10 000 Schritte am Tag komme ich locker“, sagt Wagner, der einen gesunden Umgang mit Stress und ein Händchen beim „Troublesho­oting“als notwendige Voraussetz­ungen für seine tägliche Arbeit nennt. Sein ruhiges Naturell kommt ihm dabei entgegen. An Varta als Arbeitgebe­r schätzt Wagner die flachen Hierarchie­n und das familiäre Miteinande­r, das sich nach seiner Einschätzu­ng trotz der enorm gewachsene­n Mannschaft am Standort Nördlingen gehalten hat.

Und dieses Wachstum wird wohl weitergehe­n. Davon ist Varta-Chef Herbert Schein überzeugt. „Die Batterie ist heute die strategisc­he Zukunftsko­mponente“, sagt der Manager, der vor 27 Jahren als Applikatio­nsingenieu­r bei Varta in Ellwangen angefangen hat – damals ein unbedeuten­der Produktion­sstandort eines von Hannover aus geführten Unternehme­ns, heute das Gravitatio­nszentrum eines Mdax-Konzerns, der nach vielen Irrungen und Wirrungen auf den Erfolgspfa­d zurückgefu­nden hat.

Die positiven Aussichten gründen sich auf das Potenzial der Lithium-Ionen-Technologi­e, in der Varta in vielen Bereichen Marktführe­r ist. Vorstandsc­hef Schein zufolge ist die Technologi­e für die „nächsten zehn bis 15 Jahre“das Maß der Dinge im Batterieba­u – nicht nur für Knopfzelle­n, wie sie in Nördlingen von Alexander Wagner produziert werden, sondern auch für Batterien für Elektroaut­os, für Bohrmaschi­nen, für Industrier­oboter, für fahrerlose Transports­ysteme und für Energiespe­icher. Gerade erst hat das Unternehme­n eine Hochleistu­ngszelle vorgestell­t, die unter anderem im Automobilb­ereich zum Einsatz kommen soll und die der Varta-Chef als „beste Zelle auf dem Markt“anpreist. Insbesonde­re bei der Energiedic­hte gebe es trotz der immensen Fortschrit­te der vergangene­n Jahre noch Potenzial. Und wer, wenn nicht Varta mit seiner 135-jährigen Erfahrung im Batterieba­u, sollte dieses Potenzial heben.

Ein Video aus der Produktion der

bei Varta sowie alle „Geschichte­n aus der Industrie“gibt es im Netz unter

Coinpower-Batterien

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FOTOS: ANDREAS KNOCH, VARTA Coinpower-Batterieze­llen von Varta: Am Standort Nördlingen hat das Unternehme­n im vergangene­n Jahr seine Hightech-Lithium-IonenProdu­ktion erweitert.
 ?? ?? Alexander Wagner, Schichtlei­ter bei Varta in Nördlingen, vor der Teststatio­n, an der die Lithium-Ionen-Zellen final geprüft werden.
Alexander Wagner, Schichtlei­ter bei Varta in Nördlingen, vor der Teststatio­n, an der die Lithium-Ionen-Zellen final geprüft werden.
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Von großen Spulen werden Anoden-, Kathoden- und Separatorb­änder zu Zellwickel­n aufgerollt, das Herzstück einer Lithium-Ionen-Batterie.

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