Geduldsprobe für Bauherren nach dem KfW-Förderstopp
(dpa) - Nach dem Schock des plötzlichen KfW-Förderstopps werden Tausende von Bauherren nun auf eine Geduldsprobe gestellt. Die Bundesregierung hat sich intern noch nicht darauf einigen können, wie es mit den eingegangenen, aber noch nicht beschiedenen Anträgen weitergeht. Im Gespräch sind Härtefallregelungen und ein Darlehensprogramm über die KfW. Die ursprüngliche Förderung, mit der viele private Haushalte gerechnet haben, dürfte es aber nicht geben. Von dem Förderstopp der Bundesregierung sind rund 4000 private Hausbauer betroffen, wie die Deutsche Presse-Agentur in Berlin am Freitag aus Regierungskreisen erfuhr. Diese Zahl sei geringer als zunächst befürchtet, hieß es. Der Großteil der noch offenen Anträge entfalle auf Unternehmen.
- Die Produktionshalle des Batterieherstellers Varta in Nördlingen versprüht den faszinierenden Charme von Automatisierung und Hightech: In riesigen Glaskästen werkeln Anlagen in rasend schnellen, exakt aufeinander abgestimmten Arbeitsschritten vor sich hin. Teile des Herstellungsprozesses erinnern den Außenstehenden an die Technik eines Lichtspielhauses: Von großen Spulen werden hauchdünne Folienbänder abgewickelt – Kathode, Anode und Separator –, laufen aufeinander zu und werden auf einem Dorn wieder aufgewickelt. Ist der gewünschte Durchmesser erreicht, werden die Folienbänder abgeschnitten, und der Dorn gibt den fertigen Zellwickel wieder frei.
Im nächsten Arbeitsschritt platziert ein Greifarm die Zellwickel – im Fachjargon Jellyroll genannt – in ein Edelstahltöpfchen – und ab geht es zur Dosierstation. Auf tausendstel Gramm genau wird dort Elektrolyt in die Batteriebecher gespritzt. In der anschließenden Fügestation bekommen die Zellen einen Deckel, der Ableiter wird angeschweißt und Untersowie Oberteil auf einer Bördelmaschine verschlossen. Die Lithium-Ionen-Zelle, bei Varta Coinpower genannt, ist fertig.
„Noch nicht ganz“, korrigiert Alexander Wagner, Schichtführer bei Varta in Nördlingen. Denn bis dahin ist lediglich der mechanische Produktionsprozess abgeschlossen. Nun gilt es, die Batteriezellen „zum Leben zu erwecken“– sie aufzuladen. Bei der sogenannten Formierung wird die Batteriezelle dem ersten Lade- und Entladeprozess ausgesetzt. Dazu werden die Zellen in speziellen Warenträgern nach genau definierten Strom- und Spannungsverläufen in Formierungsschränken geladen, wieder entladen und erneut angeladen. Dabei lagern sich Lithium-Ionen in die Kristallstruktur der mit Graphit beschichteten Anodenfolie an, und es wird die wichtige Grenzschicht zwischen dem Elektrolyt und der Elektrode gebildet.
Die Formierung bestimmt in einem hohen Maß die spätere Leistungsfähigkeit der Batterie. „Was ich hier nicht generiere, kann ich auch bei künftigen Ladevorgängen nicht mehr generieren“, erklärt Wagner. Der Prozess gehört deshalb auch zu den Kernkompetenzen eines Batteriezellenherstellers. Wagner vergleicht das Vorgehen mit dem Füllen einer Wasserflasche unter dem Wasserhahn: Voll aufgedreht bekommt man die Flasche nie randvoll, weil der Wasserstrahl immer auch bereits eingefülltes Wasser wieder herausdrängt. Tröpfchenweise befüllt wird die Flasche hingegen randvoll.
Genauso macht es Varta beim Formieren: Die Zellen werden lediglich mit einem Zehntel der normalen Ladeleistung befüllt. Das dauert länger – der gesamte Initialisierungsvorgang laden, entladen und erneutes anladen nimmt rund sieben Stunden in Anspruch – dafür haben die Zellen am Ende aber auch die Kapazität, dass sie den Namen Coinpower, mit dem Varta seine Lithium-Ionen-Knopfzellen getauft hat, zu
Recht tragen.
Alexander Wagner blickt auf einen Monitor, der auf einem Glaskasten neben den Formierungsschränken steht. Hier wird jede Batteriezelle noch einmal auf Spannung und Innenwiderstand geprüft. Ist alles okay, leuchtet das digitale Batteriezellenabbild auf dem Bildschirm grün, wenn nicht, rot. Der Schichtführer ist zufrieden – alles im grünen Bereich! Nun können die Warenträger mit den jeweils 64 Batteriezellen zur letzten Station, dem Röntgen. „Dort wird ein Schnitt durch jede einzelne Zelle gemacht, um die Wickellagen zu überprüfen“, erklärt Wagner. Die müssen nämlich exakt gleichmäßig sein. Geprüft wird dabei der Überstand, der im Vergleich zur Kathodenfolie um 0,5 Millimeter breiteren Anodenfolie, der auf beiden Seiten 2,5 zehntel Millimeter betragen soll.
„Ein ziemlich großer Aufwand für solch eine kleine Zelle“, fasst Wagner die Gesamtprozedur zusammen. Dass dabei nichts schiefläuft – dafür trägt er als Schichtleiter Verantwortung. Seit Juni 2019 ist der 31-Jährige bei Varta in Nördlingen, wo der Mdax-Konzern Lithium-IonenZellen für den Wachstumsmarkt der sogenannten Wearables fertigt – das sind Geräte, die direkt am Körper getragen werden wie kabellose Ohrhörer, Fitnessuhren oder Brillen mit Displays.