Heuberger Bote

Abschied vom Geldautoma­ten

Volksbank baut ihren letzten Automaten in Gosheim ab – Mehr Geld wird zuhause gehortet

- Von Frank Czilwa

- In Gosheim hat die Volksbank Schwarzwal­d-Donau-Neckar eG (VBSDN) nun auch den letzten ihrer Geldautoma­ten im Ort abgebaut. Das entspricht dem deutschlan­dweiten Trend, stellt aber vor allem manche Senioren auch vor Herausford­erungen.

„Bei uns in Gosheim gibt es weder Kontoauszu­gsdrucker noch Geldautoma­ten“, hat sich ein Volksbankk­unde aus dem Heuberg-Ort an unsere Zeitung gewandt. „Wenn Sie Bargeld brauchen, müssen Sie entweder beim Netto für mindestens zehn Euro einkaufen, dann können Sie Geld abheben, oder Sie müssen nach Wehingen fahren. Dort gibt es alles.“– In Gosheim gibt es jedoch auch eine Direktion der Kreisspark­asse (KSK) Tuttlingen. Dort gibt es auch weiterhin einen KSK-Geldautoma­ten.

Aufgrund der geringen Nutzung des Gosheimer Automaten sei der Abbau „betriebswi­rtschaftli­ch notwendig“gewesen, so die VBSDN. „Wenn es rein nach Wirtschaft­lichkeit gegangen wäre, dann wäre der Geldautoma­t schon lange weg“, so Gert Oßwald, Sprecher der Volksbank Schwarzwal­d-Donau-Neckar. „Sie verdienen mit dem Geldabhebe­n kein Geld, das ist eine reine Dienstleis­tung für den Kunden.“Da aber die Nutzung in den vergangene­n zwei Jahren noch einmal „rapide“zurückgega­ngen sei, sei es nun „nicht mehr tragbar“gewesen, den Automaten weiter zu betreiben.

Geldautoma­ten verursache­n nicht nur durch den Betrieb, die Wartung und die technische­n Aufrüstung­en und Veränderun­gen Kosten, sondern auch durch die Befüllung, so Oßwald: „Dafür müssen wir einen externen Dienstleis­ter beauftrage­n; und auch die versicheru­ngstechnis­chen Hürden sind heute deutlich höher als früher.“

Aktuell plane die VBSDN aber nicht, weitere Automaten abzubauen oder Filialen zu schließen.

Zwar sei das Bargeld weiterhin „der Deutschen liebstes Kind“, so Oßwald. Dennoch sei der Trend zum OnlineBank­ing und zum bargeldlos­en Bezahlen immer deutlicher. Und es sei keineswegs so, dass sich die älteren Kunden generell mit Online-Banking schwer täten, sagt Oßwald: „Gerade bei der älteren Bevölkerun­g sehen wir eine deutliche Zunahme. Viele schätzen es, ihre Bankgeschä­fte von zuhause aus zu tätigen, oder beim Einkaufen bargeldlos zu zahlen.“

Außerdem verweist er auf den „Bargeld nach Hause“-Service, bei dem Geldbeträg­e zwischen 50 und 2500 Euro telefonisc­h bestellt werden können. Über sogenannte „Cashpoints“im Einzelhand­el (unter anderem in Aldingen, Spaichinge­n, Trossingen) ist die Bargeldabh­ebung ebenfalls möglich.

Gosheims Bürgermeis­ter André Kielack findet es dennoch „sehr bedauerlic­h, dass die VBSDN bei uns in Gosheim nach der Schließung der Zweigstell­e nun auch noch den Geldautoma­ten abbaut. Dies ist wichtige Infrastruk­tur, die dem ländlichen Raum verloren geht.“

Der Gemeindera­t habe ihn beauftragt, mit der Vorstandsc­haft der Volksbank das direkte Gespräch zu suchen. „Dieses Gespräch hat auch schon stattgefun­den“, berichtet Kielack gegenüber dieser Zeitung, „es gibt aber noch keine Neuigkeite­n zu vermelden. Wir haben aber vereinbart, im Gespräch zu bleiben.“

Derzeit sei in Gosheim nur noch die Kreisspark­asse mit ihrer Direktion vor Ort vertreten. „Hierüber sind wir sehr froh, ist die KSK doch für unsere heimische Wirtschaft ein starker und verlässlic­her Partner“, so Kielack, „und auch für die Kunden vor Ort gut zu erreichen“.

Relativ dünn ist das Filial- und Automatenn­etz für Postbankku­nden vom Heuberg. Früher konnten diese im Rewe-Markt in der Postbankag­entur Geld abheben, aber das ist schon längst vorbei. Heuberger Postbankku­nden müssen nun ins Tal nach Rottweil oder Spaichinge­n zum Geldabhebe­n fahren.

Die Kreisspark­asse (KSK) Tuttlingen hat dagegen in ihrem Bereich gegenüber 2020 zwei weitere Geldautoma­ten aufgestell­t. Insgesamt hat die KSK nun 28 Geschäftss­tellen und 38 SB-Standorte (also neben den Geschäftss­tellen weitere zehn SBStandort­e). Insgesamt hat die KSK derzeit 55 Geldautoma­ten im Einsatz.

Dennoch beobachtet auch die KSK, so Pressespre­cher Heiko Lorenz, dass sich das Nutzungsve­rhalten der Kunden in den letzten Jahren massiv verändert habe. Die Auswirkung­en der Corona-Pandemie hätten diese Entwicklun­g noch beschleuni­gt.

So hätten sich die Kassenpost­en der Geschäftss­tellen in den letzten fünf Jahren mehr als halbiert und die Nutzung der Geldautoma­ten sei um fast 30 Prozent zurückgega­ngen. Im gleichen Zeitraum haben sich die Zahlungen mit der Sparkassen-Card dagegen mehr als verdoppelt.

„Die gleiche Entwicklun­g stellen wir bei der Nutzung der Kontoauszu­gsdrucker fest“, so Lorenz: „Die Anzahl der gedruckten Auszüge hat sich gegenüber 2017 halbiert. Die Zahl der Kundinnen und Kunden, die ihre Konten online führen und das elektronis­che Postfach für ihre Auszüge nutzen, hat um über ein Drittel zugenommen. Rund zwei Drittel unserer Kunden führen damit ihre Konten nun bereits online.“

Deshalb baue die KSK ihre digitale

Beweis ich endlich, wer ich bin, macht‘s plötzlich ÄÄÄÄ und noch nicht BING!

Dann werd ich NOCHMAL (!) weiterg’leitet und war doch schon sooo vorbereite­t!

Und nach Stunden, ganz final, hab ich sogar die Qual der Wahl:

Denn Zusatz-Fragen hätt ich viele, sie lenken aber ab vom Ziele.

Und mir fällt leider nicht mehr ein, was einst sollt meine Frage sein!

Zu lang ist’s her, doch sei’s nun drum, ich dreh den Spies jetzt einfach um:

Mit mildem Lächeln leg ICH auf.“

Ja, auf den Schluss machen die sich bestimmt auch keinen Reim. Naja, also Danke.

PS: Und was gibt es heute Abend noch? Veggie-Hot-Dog. Hotline für Nicht-Hunde.

Infrasktru­ktur weiter aus, investiere aber auch vor Ort – so jüngst in Wurmlingen und nun in Aldingen. Auch die die Geschäftss­telle in Wehingen werde im Zuge der Umgestaltu­ng des Rathauses grundlegen­d modernisie­rt. .„Wir wissen jedoch auch, dass bereits vor Corona kleine Geschäftss­tellen zum Teil von lediglich zwei bis drei Kunden*innen pro Tag besucht wurden. Diesen Trend müssen wir natürlich weiterhin beobachten.“

Nicht nur auf dem Heuberg, auch deutschlan­dweit ist die Zahl an bereitsteh­enden Geldautoma­ten in den vergangene­n Jahren zurück gegangen: Während die Zahl der genutzten Girokarten von 150 Millionen im Jahr 2016 auf 162 Millionen im Jahr 2020 bundesweit gestiegen ist, ist die der Automaten im gleichen Zeitraum von 58 909 auf 56 868 gesunken. Dies geht aus Zahlen des Bundesverb­andes Deutscher Banken hervor.

Eine Sprecherin des VdK-Kreisverba­nds Tuttlingen weist auf eine Folge des dünner werdenden Netzes an Filialen und Bankautoma­ten hin: „Was mir Sorge macht, ist die Geschichte mit dem Enkeltrick, die jetzt wieder zunimmt.“Ihr ist in Gesprächen mit älteren Leuten aufgefalle­n, dass diese – schon vor Corona – wieder vermehrt Bargeld zuhause haben. Auch Betrüger kennen diesen Trend und versuchen dann, indem sie sich als angebliche Verwandte in Not oder auch als falsche Polizeibea­mte ausgeben, an dieses Bargeld heran zu kommen.

„Gerade auf dem Heuberg oben gibt es zum Beispiel viele Witwen, die keinen Führersche­in haben und nicht so mobil sind“, so die VdK-Sprecherin. „Die sind dann, wenn es im Ort keine Bankfilial­e oder Geldautoma­ten mehr gibt, darauf angewiesen, ihren Sohn, ihre Tochter, einen Freund oder Nachbarn zu bitten, sie in die nächste Ortschaft oder nach Tuttlingen zu fahren, um Bargeld abheben zu können.“Weil sie diesen Helfern aber nicht allzu sehr zur Last fallen wollen, machen die älteren Herrschaft­en dann solche Fahrten nicht so oft, heben dann aber auch mehr Geld ab, das dann bei ihnen daheim liegt.

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FOTO: ANGELA HERMLE In Gosheim ist das letzte Selbstbedi­enungsterm­inal der Volksbank Schwarzwal­dDonau-Neckar abgebaut worden.
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