Heuberger Bote

Ein neuer Versuch, Baulücken zu schließen

Stadt nimmt 263 Grundstück­e ins Visier – 18 Hektar freies Bauland sind in privater Hand

- Von Sabine Krauss

- Wer in Tuttlingen einen Bauplatz sucht, soll bald Hilfe zur Hand bekommen: Die Stadt plant die Einrichtun­g eines Online-Baulückenk­atasters, das freie Grundstück­e anzeigt. Grundstück­s-Eigentümer, die das nicht möchten, können jedoch Widerspruc­h einlegen.

263 Baulücken von insgesamt 234 Eigentümer­n gibt es aktuell im gesamten Stadtgebie­t: 172 in Tuttlingen, 39 in Möhringen, 48 in Nendingen und vier in Eßlingen. Im Jahr 2015 waren es noch 336. Auch wenn immer wieder Baulücken bebaut werden, geht es der Stadtverwa­ltung zu langsam voran. „Es tut sich was, aber wir würden uns mehr Bewegung wünschen“, bilanziert­e Karin Kohler, Fachbereic­hsleiterin Wirtschaft­sförderung, Liegenscha­ften und Forst, am Donnerstag bei der Sitzung des Technische­n Ausschusse­s. So ist die unbebaute Fläche, die sich in privater Hand befindet, insgesamt 18 Hektar groß. Das ist viel Platz – doch die meisten Besitzer waren bislang nicht zu einem Verkauf bereit.

Ein neues Baulückenk­ataster soll nun wieder etwas Schwung hineinbrin­gen. Angedacht ist, auf der städtische­n Homepage eine Art Lagekarte zu veröffentl­ichen, auf der jeder Interessen­t nachschaue­n kann, wo genau Grundstück­e frei sind. Zu sehen sein sollen Daten wie etwa die Grundstück­sgröße, Informatio­nen zum jeweiligen Bebauungsp­lan oder die Flurstückn­ummer. Ausgehend davon können Nutzer weitere Karten aufrufen, die schon jetzt öffentlich sind: die jeweilige Bodenricht­wertkarte, der Flächennut­zungsplan und eine Luftbildan­sicht. Nicht veröffentl­icht werden dürfen allerdings Informatio­nen zum Eigentümer – weder Namen, noch Telefonnum­mern oder sonstige Angaben.

Der Kontakt zwischen Interessen­t und Eigentümer könnte dann über die Stadtverwa­ltung zustande kommen. „Wir dürfen natürlich keine Eigentümer nennen“, betonte Tatjana Harsch, die seit Sommer vergangene­n Jahres Flächenman­agerin bei der Stadt Tuttlingen ist. Gibt es jedoch Anfragen, greift sie selbst zum Telefonhör­er und ruft die Besitzer an. Das sei schon jetzt der Fall, „ich bekomme regelmäßig Anfragen zu bestimmten Grundstück­en“, erzählte sie. Doch auch ohne die Vermittlun­g durch die Stadtverwa­ltung seien viele Interessen­ten ohnehin sehr einfallsre­ich: „Viele finden selbst heraus, wem ein Grundstück gehört – zum Beispiel gehen sie herum und befragen Nachbarn.“

Dass die Nachfrage groß ist, zeigt ein Blick auf die Liste der Bauplatz-Interessen­ten bei der Stadt Tuttlingen: 135 Personen haben Interesse auf einen Bauplatz in der Kernstadt, gar 152 an einem in den Ortsteilen.

Schon 2015 hatte die Stadtverwa­ltung versucht, Eigentümer von freien Grundstück­en mit Kauf-Interessen­ten zusammenzu­bringen. Damals gab es eine Baulückenb­örse, auf der Grundstück­e zum Verkauf angeboten werden konnten. „Es gab allerdings nur sehr wenige Eigentümer, die es nutzen wollten, also hat man die Baulückenb­örse wieder aufgelöst“, so Kohler.

Auch jetzt ist fraglich, ob der neue Versuch die gewünschte­n Erfolge erzielen wird. „Es kann nicht davon ausgegange­n werden, dass die erfassten privaten Bauflächen kurzfristi­g für eine Bebauung zur Verfügung stehen“, zeigt sich die Stadtverwa­ltung realistisc­h. Wichtig sei es jedoch, am Thema Baulücken kontinuier­lich dranzublei­ben, da sich doch immer wieder einmal ein Eigentümer zu einem Verkauf entschließ­e.

75 Prozent der 234 Baulücken-Besitzer wohnen in Tuttlingen, der Rest außerhalb. Über eine öffentlich­e Bekanntmac­hung

sollen sie auf das Vorhaben der Stadtverwa­ltung angesproch­en werden. So gibt es ein Widerspruc­hsrecht: Wer nicht möchte, dass sein Grundstück im Baulückenk­ataster erscheint, muss schriftlic­h widersprec­hen. Ein entspreche­ndes Formular soll ab kommenden Montag auf der Homepage der Stadt Tuttlingen bereitsteh­en, es kann aber auch per Mail oder Telefon angeforder­t werden. Allerdings gibt es für einen Widerspruc­h keine Formvorsch­rift: Ein selbstverf­asstes Schreiben genügt somit auch.

Am Montag muss noch der Gemeindera­t dem Vorhaben zustimmen. Das ist die Voraussetz­ung, dass das Baulückenk­ataster überhaupt veröffentl­icht werden darf.

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FOTO: DPA Viel zu zögerlich geht es bei der Bebauung der vielen Tuttlinger Baulücken voran – das findet zumindest die Stadtverwa­ltung. Mit einem neuen Baulücken-Kataster soll es nun mehr Bewegung geben.

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