Heuberger Bote

Augenarzt erregt als Impf-Kritiker Aufsehen

Villinger Mediziner sorgt mit Aufruf gegen angebliche Corona-Verschwöru­ng für Wirbel

- Von Cornelia Spitz

(sbo) - Schon im vergangene­n Frühjahr sorgte ein riesiges Plakat an der Augenarztp­raxis von Jens Eckert als Aufruf gegen eine angebliche Corona-Verschwöru­ng für Wirbel. Die Haltung des Mediziners fällt jetzt auch bundesweit auf.

In Querdenker-Kreisen wird der Arzt aus VS geradezu gefeiert. Mit seiner Meinung hält er nicht hinterm Berg. Das wurde bereits im vergangene­n Jahr deutlich. Im XXL-Format – fünf mal sieben Meter groß - hängt ein Plakat, weithin sichtbar, an der Fassade des „Augenzentr­ums“im Zentralber­eich. Schon das Wort „Corona-Gate(s)“als Überschrif­t zeigt, wovon der Augenarzt ausgeht: „Internatio­nale Korruption­spyramiden erfordern global vernetzte gegenseiti­ge Aufklärung und internatio­nale Strafgeric­htshöfe“, ist da zu lesen. Während das für viele Leser den Schluss zulässt, dass es hier um die Bill-Gates-Stiftung geht, merkt Eckert selbst an, dass sich das Wort auf „eine politische Krise im Zusammenha­ng mit einer von der WHO erklärten Corona-Pandemie in zahlreiche­n Ländern“beziehe.

Im Eingangsbe­reich des Hauses stellt Eckert via Plakat gleich für alle klar: „Für den Fall weiterer staatliche­r Repression: Ich behandele gern auch Ungeimpfte! Beugt Euch nicht vor dem Unrecht. Nur die Wahrheit hat Bestand. Bleibt standhaft. Dr. med. Jens Eckert“Ein Plakat weiter unten empfiehlt er, sich zur CoronaImpf­ung zu informiere­n – „Mikrotechn­ologische Verunreini­gungen der Impfstoffe, Nebenwirku­ngen, Erkrankung­en und Tod nach Impfung“. Eine Einordnung dieser Schlagwört­er gibt der Autor nicht, so bleibt Raum für Spekulatio­nen und individuel­le Auslegunge­n, was er damit wohl auszudrück­en wünscht. Mit Blick auf frühere Äußerungen Eckerts im April 2021 aber wird deutlich, dass die Äußerungen wohl auch dieses Mal wohl überlegt sind. Auf Nachfrage erklärte Eckert: „Der Inhalt

des Plakates beschreibt die bestmöglic­he Roadmap für die Menschheit sowie die Rahmenbedi­ngungen, unter welchen dies möglich erscheint.“Jeder Satz ist nach Aussagen des Villinger Augenarzte­s wohl gewählt und beruhe auf einem Weltbild, welches sich ihm durch seine wissenscha­ftliche Tätigkeit und Spirituali­tät erschlosse­n habe. Auf Presseverö­ffentlichu­ngen antwortet er in Form von öffentlich ausgehängt­en „Kommentare­n“an der Tür zu seinem Praxisgebä­ude, spitzfindi­g formuliert.

Sein „Weltbild“trägt er nicht nur dank des Riesenform­ats seines Transparen­ts am Praxisgebä­ude weit hinaus, es verbreitet sich mittlerwei­le auch digital. So wird der Villinger Augenarzt in Querdenker-Kreisen als revolution­ärer Geist geradezu gefeiert. In einer Gruppe des Nachrichte­ndienstes Telegram aus der Region Ulm/Neu-Ulm wurde ein Foto des Villinger Praxis-Eingangs verbreitet und virtuell eifrig beklatscht und bejubelt. Das Bild macht bei Impfgegner­n die Runde – sofern kein FakeAccoun­t angelegt worden ist, ist das Bild im Fall dieser Ulmer Gruppe offenbar von einer Praxis weitergele­itet worden, die einem Mediziner zuzuordnen ist, der in Waiblingen schon als Masken-Attest-Arzt gilt. Die Querdenker-Szene heißt ihn willkommen, weil er bereits zahlreiche Atteste ausgestell­t haben soll, die Patienten von der Pflicht befreit, eine Mund-Nase-Bedeckung zu tragen.

Gilt er in diversen TelegramGr­uppen als leuchtende­s Beispiel eines „standhafte­n“Mediziners, eckt Eckert bei manchen Kollegen jedoch an. David Friedrich, ein Ulmer Medizinstu­dent im höheren Semester der Uni Ulm, hat den Fall Eckert, auf den er im Internet in einer TelegramGr­uppe gestoßen ist, jetzt an die Landesärzt­ekammer Baden-Württember­g weitergele­itet. Es mache ihn wütend und fassungslo­s, „dass man sich so von der gemeinsame­n Basis, der Wissenscha­ft, dieses Berufs entfernen kann, ohne dass einem scheinbar bisher irgendwelc­he Konsequenz­en diesbezügl­ich drohen“.

Die Landesärzt­ekammer hingegen scheint den Beschwerde­n in dieser Pandemie kaum mehr nachzukomm­en. Konkret: Für das erste Dreivierte­ljahr 2021 sind bei den Bezirksärz­tekammern 166 Fälle aktenkundi­g geworden zu ganz verschiede­nen Aspekten der Corona-Thematik – von Gefälligke­itsatteste­n über Maskenverw­eigerern bis hin zu Corona-Leugnern.

In manchen Fällen werde noch ermittelt, einige davon wurden bereits eingestell­t und insgesamt 28 Fälle wurden an die zuständige­n Staatsanwa­ltschaften weitergege­ben. Auch in Konstanz sind Verfahren anhängig. Der Villinger Augenarzt jedoch ist nicht mit von der Partie. Laut dem Leitenden Oberstaats­anwalt Johannes-Georg Roth wird gegen ihn derzeit kein Ermittlung­sverfahren geführt.

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FOTO: EICH „Für den Fall weiterer staatliche­r Repression“sagt ein Villinger Augenarzt es unumwunden: „Ich behandele gern auch Ungeimpfte!“

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