Heuberger Bote

Emotionale­r Eberl geht unter Tränen

Total ausgelaugt hat der 48-Jährige nach 23 Jahren Borussia Mönchengla­dbach verlassen – Zum Abschied öffnete der Sportdirek­tor sein Herz

- Von Erik Roos und Thomas Nowag

(SID) - Max Eberl schämte sich seiner Tränen nicht. Hochemotio­nal und psychisch völlig ausgelaugt verabschie­dete sich der Macher von Borussia Mönchengla­dbach nach Jahrzehnte­n von seiner Lebenslieb­e Fußball – mit einem mutigen Auftritt und heftiger Systemkrit­ik. „Ich beende, was mein Leben war“, sagte Eberl im BorussiaPa­rk tieftrauri­g und doch von einer riesigen Last befreit. Seine Worte machten nachdenkli­ch. „Ich kann für diesen großartige­n Club nicht mehr arbeiten, weil ich krank bin. Ich bin erschöpft. Ich will einfach raus aus der Mühle“, erklärte er: „Ich werde wie Hape Kerkeling einfach mal weg sein.“

23 Jahre lang hatte Eberl für Gladbach erst als Spieler die Knochen hingehalte­n und seit 2008 als Sportdirek­tor nahezu alle Lasten alleine geschulter­t. „Jede Niederlage war auch meine Niederlage. Ich will die Welt sehen, ich will einfach Max Eberl sein. Zum ersten Mal in meinem Leben denke ich an mich“, sagte der 48-Jährige. Dem Fußball wünscht Eberl den Ausstieg aus dem Hamsterrad der Hysterie, das auch ihn „krank gemacht“habe. „Man wird bei Social Media schon beleidigt, alles wird kommentier­t, da hat der Betroffene noch nicht ein Wort gesagt“, klagte er über die Ereignisse der vergangene­n 48 Stunden. „Ich bin vielleicht ein gutes Beispiel dafür, was mit dieser Welt passiert.“

Eberl rang während der gesamten Pressekonf­erenz mit den Tränen, bewegt lauschte er der Vereinsspi­tze. „Das ist ein Mist-Tag“, sagte Präsident Rolf Königs, und er räumte ein: „Wir haben nicht erkannt, dass das für ihn eine so starke Belastung ist.“Geschäftsf­ührer Stephan Schippers sprach davon, „einen Freund und Partner“zu verlieren.

Nach Angaben von Königs hatte Eberl die Clubspitze im Oktober erstmals angesproch­en. Anfang 2021 hatte er eine Auszeit in der Schweiz genommen, musste diese aber wegen der möglichen Corona-Verstöße von Breel Embolo verfrüht abbrechen.

Zuletzt wirkte er gereizt, die Stimmung im Borussia-Park soll schlechter geworden sein.

Eberl machte deutlich, dass er Berichte über sein anscheinen­d auch intern heftig diskutiert­es Privatlebe­n verurteilt. Eberl ist mit der Schweizeri­n Sedrina Schaller (33) liiert, die er als „Assistenz Team-Managerin“in den Verein geholt hatte. Es gebe keinen „verletzten Stolz, keine Wut, keinen Frust“, es gehe nicht um die Liebe: „Allein die Person Max Eberl ist erschöpft und müde.“

Für die Borussia kommt die Trennung zur Unzeit. Der fünfmalige Meister spielt seine schlechtes­te Saison seit elf Jahren, steckt im Abstiegska­mpf. Auch Trainer Adi Hütter, den Eberl für 7,5 Millionen Euro aus Frankfurt geholt hatte, geriet zuletzt in die Kritik.

Die Suche nach einem Nachfolger läuft auf Hochtouren. Schalke-Sportdirek­tor Rouven Schröder, der 2019 als Eberls „Co-Pilot“im Gespräch war, soll kein Kandidat sein. Die „Bild“-Zeitung bringt den Gladbacher Ex-Trainer Dieter Hecking (derzeit Sportvorst­and beim 1. FC Nürnberg) und Ex-Profi Martin Stranzl als Duo ins Spiel. „Die internen Möglichkei­ten haben wir abgesteckt. Wir werden uns extern umschauen“, sagte Königs. Wie es mit Eberl weitergeht, ist offen: Er sucht nichts als Ruhe. „Wenn irgendwer glaubt, ich mache das, weil ich einen Vereinswec­hsel will – vergesst das“, sagte er. Den Jakobsweg wie Hape Kerkeling werde er aber auch nicht angehen. „Den schaffe ich nicht, dafür bin ich nicht fit genug“, sagte er mit einem Anflug seines stets bissigen Humors.

Eberl beendete seinen letzten Auftritt für die Borussia nach 23 Jahren versöhnlic­h. „Es braucht sich keiner Sorgen machen“, sagte er: „Es war eine Ehre, hier zu arbeiten.“Aus der Branche bekam er nur warme Worte. Ex-Nationalsp­ieler Toni Kroos etwa twitterte: „Chapeau Max Eberl. Überragend­er Manager und Typ mit richtig großen Eiern. Gute Erholung, Max!“

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FOTO: CHRISTIAN VERHEYEN/DPA Max Eberl war fast ein Vierteljah­rhundert im Verein.

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