Vor allem das Quilten ist ihre Leidenschaft
Elisabeth Hengge zeigt ihre textilen Kunstwerke in der Galerie im Altbau
(al) - Mit Wandbehängen und Collagen findet derzeit unter dem Titel „Textiles“gleich eine Doppelausstellung in der Galerie im Altbau bis zum 14. August statt. Zu ihrem 90. Geburtstag, den sie demnächst im Café Waltraud feiern kann, zeigt Elisabeth Hengge aus Trossingen verschiedene Exponate aus ihrem 40-jährigen textilen Arbeiten.
Zur Erinnerung an ihren Mann Felix Hengge, Grafikdesigner, Fotograf und Siebdrucker, wurden parallel Schwarz-Weiß-Fotos der Reichstagsverhüllung in Berlin und von den verpackten Bäumen in Basel (beide von Christo und Jeanne-Claude) ausgestellt. „Dabei handelt es sich ja auch um „Textiles“, bemerkte Elisabeth Hengge. In ihrer Begrüßung der mehr als 50 erschienenen Kunstinteressierten, Freunden und Textilbegeisterten freute sich Galeristin Heide Streitberger, dass man nach langer Zeit endlich wieder einmal eine Vernissage unter normalen Bedingungen erleben könne. Auf Wunsch umrahmten die Musiker Andris Ruf (E-Piano) und Marco Schorer (Saxofon, Querflöte und Gesang) die Veranstaltung mit Jazzmusik.
Künstlerin Elisabeth Hengge führte selbst in die Ausstellungen ein, wozu sie den künstlerischen Werdegang der Eheleute Hengge bis ins kleinste Detail beleuchtete. Nach dem Krieg versuchten beide sich in einem Beruf zu behaupten, der ihren Neigungen entsprach. Im richtigen Augenblick wurde die Kunsthandwerkschule in Bonndorf im Schwarzwald gegründet. Beide studierten an dieser Schule und lernten sich und die moderne Kunst kennen. Dann heirateten sie. Felix wurde Grafikdesigner und Elisabeth studierte Modezeichnen und Textiles Werken.
Als die Familiengründung abgeschlossen war, gründete Elisabeth Hengge einen kleinen Kunsthandwerkladen
„S’Lädele“in Aldingen mit Werkstatt. Mit Stoff zu arbeiten war ihre große Leidenschaft. Sie begann zu patchworken. Die erste Ausstellung in Bonndorf wurde zu einem großen Erfolg. „Von da an blieb ich dran“, erzählte die Künstlerin mit Begeisterung. Viele Ausstellungen folgten. Die Arbeiten wuchsen. Vor allem das Quilten hat sich bei ihr zu einer Liebe und Leidenschaft entwickelt. Seit Jahren arbeite sie auch sehr gerne mit Papier und dem Ipad. „ Die Collagen, die dabei entstehen, sind eine gute Vorarbeit für die Quilts, da kommt dann einfach noch die räumliche Komponente dazu“, erläutert sie.
Im Laufe der Jahre hat sich Hengge aber von den traditionellen Mustern verabschiedet und immer mehr zu einer eigenen Gestaltung gefunden. In dem Wandbehang „Stufen“lehnt sich die Künstlerin zu Beispiel an das gleichnamige Gedicht von Hermann Hesse. Für ihre Werke benutzt sie nicht nur Stoffe jeglicher Struktur, Farbe und Material, sondern auch mit Vorliebe alte gesammelte Dinge wie Spitzen, Stickereien und Ähnliches aus ihrem Fundus. Dies soll letztendlich die Fantasie der Betrachter anregen. Auch ihre eigenen Ideen werden dadurch beflügelt. „Stoff ist eines der ältesten Materialien und wichtig für Menschen seit Urzeiten. Warum also nicht künstlerisch damit arbeiten?!“, lautete eine bedeutende Aussage der Künstlerin. Die Gedanken fließen und die Hände sorgen dafür, dass sie Gestalt annehmen.
Und dieser spannenden Sache wollten ein paar Besucherinnen beim Besichtigen der Ausstellung auf den Grund gehen. Auf alle Fragen gab Elisabeth Hengge eine erschöpfende Auskunft. Wie zum Beispiel solch ein Gegenstand entsteht, wollen die meisten wissen. „Verschiedene Stoffreste werden kunstvoll zusammengenäht (Patchwork). Diese Schauseite nennt man das sogenannte Top. Dann folgt eine Schicht aus Vlies oder Wattierung und als Rückseite ein Stoff als Futter. Alle drei Schichten werden gut zusammengeheftet, damit keine Lage verrutscht. Nun beginnt das Quilten. Mit akkurat gleich großen Steppstichen auf der Vorder- und Rückseite werden die drei Stofflagen zusammengenäht. Durch das Quilten kann man dem Stoff ein zusätzliches Bild geben.