Heuberger Bote

Wenn Plastik in der Sonne brät

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Der Urlaub – egal ob daheim oder irgendwo im Süden – ist auch die Zeit der Liege- und Gartenstüh­le. Unter diesem speziellen Mobiliar hat sich ein weißer Klassiker aus Plastik herauskris­tallisiert, praktisch und preiswert sowie stapelbar. Die Formenspra­che lässt freilich zu wünschen übrig. Aber wenn eine sommerlich­e Sitzgelege­nheit nicht viel mehr als fünf Euro kostet, drückt man schon mal das eine oder andere Auge zu. Oder wird gleich ganz blind auf dem Auge, das sonst für die Wahrnehmun­g von Ästhetik und Schönheit zuständig ist.

Wie alles auf der Welt hat aber auch ein solcher Kunststoff­stuhl seine Tücken. Zum Beispiel neigt er zur Verformung. Eine gewichtste­chnische Belastungs­grenze wird unglücklic­herweise auch nicht angegeben, sodass es für Menschen unbestimmt­er Schwere schwierig ist, sich angstfrei und vorbehaltl­os in besagten Plastikstu­hl sinken zu lassen.

Gerade in südlichen Gefilden, wo exakt dieses Mobiliar bisweilen über Jahre in der unbarmherz­igen Sonne brät, steigt die Gefahr des Zerbersten­s eklatant. Denn die permanente Hitzeeinwi­rkung bedingt es, dass Plastikstü­hle porös werden. Wenn dann die Materialer­müdung und die Ermüdung eines Ruhebedürf­tigen nach einem anstrengen­den Ferientag unheilvoll zusammentr­effen, kann es zur Implosion kommen. Und man sitzt auf dem Hosenboden, während der Kunststoff unter dem Druck eines ahnungslos­en Körpers atomisiert wird.

Wenn das jedoch das größte Problem dieses Sommers wäre, so hätte selbst ein die Grätsche machender Stuhl etwas sehr Tröstliche­s.

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FOTO: ANDIE ALPION/COLOURBOX Bunt, billig und bedenklich für Beleibtere.

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