Wenn Plastik in der Sonne brät
Der Urlaub – egal ob daheim oder irgendwo im Süden – ist auch die Zeit der Liege- und Gartenstühle. Unter diesem speziellen Mobiliar hat sich ein weißer Klassiker aus Plastik herauskristallisiert, praktisch und preiswert sowie stapelbar. Die Formensprache lässt freilich zu wünschen übrig. Aber wenn eine sommerliche Sitzgelegenheit nicht viel mehr als fünf Euro kostet, drückt man schon mal das eine oder andere Auge zu. Oder wird gleich ganz blind auf dem Auge, das sonst für die Wahrnehmung von Ästhetik und Schönheit zuständig ist.
Wie alles auf der Welt hat aber auch ein solcher Kunststoffstuhl seine Tücken. Zum Beispiel neigt er zur Verformung. Eine gewichtstechnische Belastungsgrenze wird unglücklicherweise auch nicht angegeben, sodass es für Menschen unbestimmter Schwere schwierig ist, sich angstfrei und vorbehaltlos in besagten Plastikstuhl sinken zu lassen.
Gerade in südlichen Gefilden, wo exakt dieses Mobiliar bisweilen über Jahre in der unbarmherzigen Sonne brät, steigt die Gefahr des Zerberstens eklatant. Denn die permanente Hitzeeinwirkung bedingt es, dass Plastikstühle porös werden. Wenn dann die Materialermüdung und die Ermüdung eines Ruhebedürftigen nach einem anstrengenden Ferientag unheilvoll zusammentreffen, kann es zur Implosion kommen. Und man sitzt auf dem Hosenboden, während der Kunststoff unter dem Druck eines ahnungslosen Körpers atomisiert wird.
Wenn das jedoch das größte Problem dieses Sommers wäre, so hätte selbst ein die Grätsche machender Stuhl etwas sehr Tröstliches.