Heuberger Bote

Kautionsen­tscheidung im Mordfall Strobel verschoben

Anklage in Australien sieht den Ex-Freund der Rucksackto­uristin klar als Täter

- Von Carola Frentzen

SYDNEY (dpa) - Im Fall der im Jahr 2005 in Australien getöteten 25-jährigen Deutschen Simone Strobel hat das Gericht die Entscheidu­ng über eine Freilassun­g auf Kaution für ihren Ex-Freund vertagt. Der Gerichtste­rmin sei nun für Donnerstag um 12.00 Uhr (Ortszeit) angesetzt, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus Gerichtskr­eisen. Der ebenfalls aus Deutschlan­d stammende heute 42-Jährige ist vor einer Woche aus seinem Haus im westaustra­lischen Perth abgeführt und nach Sydney geflogen worden. Dort wurde er des Mordes angeklagt. Im Gericht wurden nun erstmals Details bekannt.

Anklage und Verteidigu­ng trugen Richterin Margaret Quinn ihre Argumente und Gegenargum­ente für eine vorläufige Freilassun­g des Verdächtig­en vor. Dieser nahm per Videoschal­te aus der Haft an der Anhörung teil.

Der Deutsche ist in Australien verheirate­t und hat den Namen seiner Frau angenommen. Diese habe 200 000 Australisc­he Dollar (etwa 136 000 Euro) als Sicherheit angeboten, um ihren Mann aus den „unmenschli­chen Bedingunge­n“zu befreien, denen er in Haft ausgesetzt sei, berichtete die Nachrichte­nagentur AAP unter Berufung auf das Gericht. Seine Festnahme ist eine überrasche­nde Wendung in dem Fall, der trotz eingehende­r Ermittlung­en bis heute ungelöst blieb. Die 25-jährige Erzieherin Simone Strobel aus Unterfrank­en war 2005 mit ihrem damals 24-jährigen Freund per Wohnmobil in Australien unterwegs. Später kamen die Schwester des Freundes und deren Freund aus Deutschlan­d dazu. Die vier waren auf einem Campingpla­tz in Lismore nördlich von Sydney, als Strobel plötzlich verschwand.

Wenige Tage später wurde ihre Leiche in der Nähe des Campingpla­tzes unter Palmwedeln gefunden. Schnell war klar, dass sie einem Gewaltverb­rechen zum Opfer gefallen war. Ihr Freund hat immer seine Unschuld beteuert, galt jedoch all die Jahre als Hauptverdä­chtiger.

Der Polizei zufolge soll Strobels Ex-Freund sie in dem Wohnmobil in Lismore erstickt und ihre Leiche in der Nähe versteckt haben. „Es gibt aber keine direkten oder indirekten Beweise dafür, dass er sie in dem Van angegriffe­n hat“, sagte sein Verteidige­r Tim Game. Es wäre eine „irrsinnige Sache“, wenn jemand eine Leiche 100 Meter von dem Ort ablege, an dem sie ermordet worden sein soll – um dann zu dem Campingpla­tz zurückzuke­hren, sagte er vor Gericht.

Game warf der Anklage vor, sich nur auf Theorien und Ideen ohne konkrete Beweise zu berufen. Sein Mandant habe erst kürzlich seine DNA zur Verfügung gestellt und nichts habe darauf hingedeute­t, dass sie ihn belasten würde. Auf einem in der Nähe des Leichenfun­dorts entdeckten schwarzen Kleidungss­tück sei hingegen 2019 genetische­s Material einer anderen Person, „eines unbekannte­n Mannes“nachgewies­en worden, so der Anwalt. Es gebe keine Erklärung für die Festnahme von Strobels Ex-Freund.

Die Staatsanwa­ltschaft forderte hingegen, den Angeklagte­n nicht auf Kaution freizulass­en. Der Verdächtig­e habe die Polizei zu Geschehnis­sen kurz vor Strobels Verschwind­en belogen. Es gebe dazu nun neue Zeugenauss­agen aus Deutschlan­d.

 ?? FOTO: JASON O'BRIEN/DPA ?? Eine Gedenktafe­l vor dem Lismore Centra Tourist Park erinnert an die getötete deutsche Rucksackto­uristin Simone Strobel.
FOTO: JASON O'BRIEN/DPA Eine Gedenktafe­l vor dem Lismore Centra Tourist Park erinnert an die getötete deutsche Rucksackto­uristin Simone Strobel.

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