Was sonst noch läuft
Nicht ganz koscher
Ein weltfremder orthodoxer Jude aus Brooklyn soll der jüdischen Gemeinde in Alexandria aus der existenzbedrohenden Verlegenheit helfen, das Paschafest nicht feiern zu können, da ihnen der zehnte Mann dazu fehlt. Auf der Anreise strandet er jedoch in der Wüste Sinai und wird von einem schroffen Beduinen gerettet, mit dem er sich bald auf einer Odyssee befindet, auf der die kulturellen Differenzen der beiden allmählich aufweichen. Eine märchenhafte Komödie, die sich Schritt für Schritt zur Ode an die Möglichkeit einer Verständigung entwickelt. Ohne das Minenfeld der Vorurteile auszublenden, stellt der Film von Regisseur Stefan Sarazin mit leisem Humor das Menschliche der Figuren ins Zentrum. (KNA)
Busters Welt
Ein elfjähriger Junge ist begeisterter Hobbyzauberer und will einen Talentwettbewerb gewinnen. Beim Training hilft ihm ein pensionierter Zirkusartist, von dem er auch Tipps erhält, wie er die Zuneigung einer Mitschülerin gewinnen kann. Doch dann muss der alte Herr ins Krankenhaus. Die geradlinige Neuverfilmung eines dänischen Kinderbuchklassikers (Regie: Martin Miehe-Renard) verlegt die Handlung in die Gegenwart und macht den jungen Außenseiter zum sympathischen Helden mit großem Identifikationspotenzial. Für Schwächen wie die Vorhersehbarkeit der Story entschädigt das unaufdringliche Plädoyer für Werte wie Toleranz, Rücksichtnahme, Liebe und Humanität. (KNA)
Der laute Frühling
Offen aktivistischer Dokumentarfilm, der in einem Mix aus Archivbildern, Animationen und Experteninterviews die angesichts der Klimakrise desaströse Lage skizziert und eine radikale „Utopie“dagegensetzt: Eine im Jahr 2024 startende Revolution in Deutschland, bei der die Bevölkerungsmehrheit gegen „das System“auf die Barrikaden geht und die Gesellschaft dezentral, diskriminierungsfrei und ohne Hierarchien umgestaltet. In seinem Glauben an die Verwirklichung dieses Programms ist der teils improvisiert wirkende Film von Johanna Schellhagen äußerst optimistisch und tendenziell naiv. Allerdings bietet er interessante Denkanstöße und präsentiert sich nicht gänzlich eindimensional. (KNA)
Warten auf Bojangles
In den 1950er-Jahren lernen sich ein Mann und eine Frau auf einer Party kennen und fühlen sich durch ihre geteilte rebellische Ader und Spontaneität sofort zueinander hingezogen. Sie heiraten und fügen den bald geborenen Sohn ihrer unkonventionellen Beziehung hinzu, doch mehr und mehr stellt sich die aufgekratzte Stimmung der Frau als psychische Krankheit heraus, die zu ihrer Einweisung in eine Klinik führt. Ein zuerst mitreißend vitales Drama über einen leidenschaftlichen Tanz am Abgrund, in dem die dunklen Töne zunehmend dominanter werden. Zwischen positiver Exzentrik und ernster Krankheit findet der Film von Regis Roinsard aber keine Haltung, die über das Private und Schicksalhafte hinausginge. (KNA)