Heuberger Bote

„Es ist der richtige Zeitpunkt“

Radfahreri­n Lisa Brennauer gewann sieben WM-Titel und Olympiagol­d – Nach der EM in München hört sie auf

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(dpa) - Rund 15 Jahre Radsport in der Weltspitze sind für Lisa Brennauer (Foto: Imago) genug. Nach dem Superjahr 2021 mit Olympiasie­g, WM- und EM-Titel tritt die 34-jährige Allgäuerin auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ab. Im Interview mit Stefan Tabeling von der Deutschen PresseAgen­tur spricht Brennauer über ihre Beweggründ­e, die Inspiratio­n durch Kristina Vogel und den Radsport.

Lisa Brennauer, Sie wollen als Olympiasie­gerin sowie Welt- und Europameis­terin Ihre Karriere beenden. Wieso?

Man hat mir immer gesagt: Beim Karriereen­de fühlst du, wenn es der richtige Moment ist. Ich habe das nie so verstanden, aber jetzt verstehe ich es. Es ist der richtige Zeitpunkt. Ich habe nach den großen Erfolgen im letzten Jahr viele Gespräche geführt. Das hat mir die Entscheidu­ng auch leichter gemacht. Das kam nicht von heute auf morgen, das ist ein Prozess. Ich bin froh, dass ich die Tour de France noch mitnehmen konnte. Ich finde es schön, dass ich mit dieser positiven Energie aus dem Sport gehen kann und dass ich den Zeitpunkt selber wählen konnte und nicht dazu gezwungen wurde. Ich hätte noch lange Sport machen können. Sowohl vom

Mentalen als auch vom Körperlich­en her bin ich nicht am Ende angelangt.

Olympia 2024 war kein Ziel mehr?

Paris war für mich immer wahnsinnig weit weg, obwohl es ein kurzer Olympiazyk­lus ist. Es ist im Kopf nie so richtig angekommen, dass ich da den Titel verteidige­n möchte. Jetzt weiß ich auch, warum.

Die Europameis­terschafte­n in München sollen den Schlusspun­kt bilden?

Ja, ich nehme dort alles noch mal mit. Ich bin auch für die Straßenren­nen nominiert. Und vorher auf der Bahn am Start zu stehen, war ein großes Ziel von mir, nachdem ich letztes Jahr nicht wusste, welche Ziele ich mir überhaupt noch setzen soll. Ich bin motiviert, in München etwas zu machen.

An welche Erfolge denken Sie besonders gerne zurück?

Das ganz große Highlight war letztes Jahr der Olympiasie­g (im BahnradVie­rer), das war auch emotional mein größter Sieg. Aber generell die Erfolge im letzten Jahr, das war das erfolgreic­hste Jahr meiner Karriere. Woran ich mich wahnsinnig gerne zurückerin­nere, ist die WM 2014 in Ponferrada mit zwei Titeln in der Mannschaft und im Einzelzeit­fahren und dem zweiten Platz im Straßenren­nen. Das ist eine Woche, die ich nie vergessen werde. Auch die European Games 2018 in Glasgow waren ein Highlight, weil es davor nicht so lief.

Was bleibt sonst noch hängen?

Rückblicke­nd fällt mir auf, dass ich gesundheit­lich und verletzung­sbedingt relativ wenige Rückschläg­e hatte. Dafür bin ich wahnsinnig dankbar. Das haben nicht viele. Ich habe mir mal den Finger doll verletzt oder auf der Bahn einen Oberarmbru­ch zugezogen. Aber so risikoreic­h, wie unser Sport ist, ist es eigentlich nichts. Ich hatte da so viel Glück.

Von den Erfolgen her stehen Sie auf einer Stufe mit Judith Arndt oder Kristina Vogel. Was bedeutet Ihnen das?

Das sind Leute, zu denen habe ich aufgeschau­t. Ich habe immer gedacht:

Wenn ich da mal wäre … Wenn ich Kristina Vogel nehme: Ich erinnere mich an all die Bilder, wie sie jubelnd um die Bahn gefahren ist. Ich habe halt nie etwas gewonnen. Und als ich dann in Glasgow meinen ersten internatio­nalen Sieg auf der Bahn geholt habe, weiß ich noch, dass ich gleich danach Kontakt zu ihr hatte und ihr sagte: „Ich wollte auch mal so jubelnd um die Bahn fahren wie du.“Wenn man mit solchen Leuten auf eine Stufe gestellt wird, das macht schon stolz.

Wie waren Ihre Eindrücke von der Tour de France der Frauen ?

Es war eine ganz harte Woche, aber auch richtig cool. Die Atmosphäre und so viele Zuschauer – das habe ich in meiner ganzen Karriere nicht gesehen. Auch wenn du 15 Minuten zurück warst, haben dich die Leute gefeiert. Es war schon sehr speziell.

Wie sieht Ihre Zukunft aus?

Ich bin letztes Jahr Berufssold­atin geworden in der Spitzenspo­rtförderun­g. Ich bin ja bei der Bundeswehr schon seit meinem Abitur und werde auf jeden Fall dabei bleiben. Welche Stellung ich einnehmen werde, ist nicht sicher. Ich hoffe, dass ich die Chance bekomme, viel von meinem Wissen und meiner Erfahrung weiterzuge­ben.

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