Heuberger Bote

Länder gegen Lauterbach­s Masken-Plan

Widerstand gegen Ausnahmen für frisch Geimpfte – Lucha hofft auf Stiko-Empfehlung­en

- Von Katja Korf, Jochen Schlosser und unseren Agenturen

- Deutschlan­d muss sich bei einer deutlich verschlech­terten Corona-Lage im Herbst und Winter auf die Rückkehr zur Maskenpfli­cht in Innenräume­n einstellen. In dieser grundsätzl­ichen Frage herrschte bei der Gesundheit­sministerk­onferenz (GMK) von Bund und Ländern am Dienstag Einigkeit. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) sagte nach der Beratung: „Klargestel­lt ist, dass Maskenpfli­cht in Innenräume­n bei einer angespannt­en Pandemiela­ge die Regel sein soll.“Allerdings wurden heftige Differenze­n über Ausnahmen für frisch Geimpfte deutlich. Der Plan des Bundes sieht vor, Menschen von Maskenpfli­chten in Restaurant­s oder bei Kultur- und Sportveran­staltungen zu befreien, wenn ihre Impfung nicht älter als drei Monate ist.

Bayerns Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) forderte Lauterbach auf, die „fragwürdig­en Ausnahmen“aus dem Gesetz zu nehmen. Ein Drei-Monats-Impfinterv­all widersprec­he den aktuellen Empfehlung­en der Ständigen Impfkommis­sion.

Die GMK-Vorsitzend­e, Sachsen-Anhalts Gesundheit­sministeri­n Petra Grimm-Benne (SPD), erklärte, dass Masken-Ausnahmen schwer kontrollie­r- und umsetzbar seien.

Unterstütz­ung aus Baden-Württember­g erhielt Lauterbach bei seinem Ruf nach klaren Impfempfeh­lungen auch für jüngere Menschen durch die Ständige Impfkommis­sion (Stiko). Südwest-Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne) sagte hierzu der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Andere Länder haben Studien, die zeigen, dass der zweite Booster auch bei Menschen unter 70 Jahren gute Wirkung hat. Er verhindert sehr gut schwere Krankheits­verläufe.“Und weiter: „Die Stiko rät ja nicht ab von der Impfung, sie überlässt die Entscheidu­ng dem Einzelnen in Absprache mit seinem Arzt. Aber eine eindeutige Positionie­rung der Stiko hilft enorm. Deswegen wünsche ich sie mir auch an dieser Stelle.“

Generell zeigte sich Lucha mit dem Gesetzentw­urf des Bundes nicht unzufriede­n. „Wir haben jetzt mehr bekommen, als ich von der FDP vor einem Vierteljah­r erwartet habe.“Damit lasse sich arbeiten, erklärte Lucha weiter.

- Die Summe hört sich gigantisch an: Um zehn Milliarden Euro will Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) die Steuerzahl­er im kommenden Jahr entlasten. Sein Ziel ist es, die sogenannte kalte Progressio­n zu stoppen und damit Erleichter­ung von der hohen Inflation zu verschaffe­n. Die wichtigste­n Fragen und Antworten zum Vorhaben im Überblick.

Was ist eigentlich eine Steuerprog­ression?

Jeder zusätzlich verdiente Euro wird in Deutschlan­d mit einem höheren Steuersatz belegt, weil die Lohn- und Einkommens­teuer in Deutschlan­d bis zum Wert von 42 Prozent stetig ansteigt, also progressiv verläuft. Diese zusätzlich­e Belastung ist gewollt, weil hierzuland­e der Grundsatz besteht, höhere Einkommen auch höher zu besteuern. Besteuerun­g nach Leistungsf­ähigkeit nennt sich das.

Erhält nun etwa ein Arbeitnehm­er eine Gehaltserh­öhung, steigt zwar auch sein durchschni­ttlicher Steuersatz leicht an, er hat aber trotzdem am Ende des Monats mehr Geld zur Verfügung. Auch wenn das immer wieder anders dargestell­t wird, sinkt das Bruttoeink­ommen durch den Steuerverl­auf nicht.

Und wie kommt es dann zur kalten Progressio­n?

Die sogenannte kalte Progressio­n entsteht erst im Zusammensp­iel der progressiv­en Einkommens­teuer und der Inflation. Steigt die Inflation stärker als das Gehalt des Arbeitnehm­ers – wie das derzeit oft der Fall ist –, kann er sich weniger kaufen für sein Geld. Sein Durchschni­ttssteuers­atz steigt aber trotzdem.

Wie will Lindner dagegen vorgehen?

Der Gesetzentw­urf des Finanzmini­steriums sieht vor, dass der progressiv­e Steuerverl­auf bei einem höheren Gehalt einsetzt als vorher. So steigt der vom Staat unbelastet­e Steuerfrei­betrag um 285 Euro auf 10 632 Euro (2,75 Prozent). Die übrigen Eckwerte der Einkommens­teuerkurve erhöhen sich um etwa 5,75 Prozent. Auch der Kinderfrei­betrag soll steigen, und zwar für dieses Jahr um 80

Euro und im kommenden Jahr um weitere 70 Euro. Dadurch erhöht sich 2023 auch das Kindergeld um acht Euro (erstes und zweites Kind). 2024 soll es dann einen zweiten, wenn auch kleineren Entlastung­sschritt geben.

Wer profitiert am meisten von der Entlastung?

Weil nach der Logik der Einkommens­teuer Menschen mit höherem Einkommen mehr Steuern zahlen müssen, profitiere­n sie in absoluten Zahlen auch stärker von der Neuregelun­g.

Nach Berechnung­en des Nürnberger Steuerprof­essors Frank Hechtner muss ein Single mit einem Bruttolohn von 3500 Euro im Monat 2023 etwa 195 Euro weniger Steuern zahlen als 2022. Wer 6000 Euro brutto im Monat erhält, zahlt 466 Euro weniger und wer 10 000 Euro verdient sogar 505 Euro weniger im Jahr. Für eine Familie mit zwei Kindern sind die Entlastung­en deutlich höher. Verdient der erste Ehepartner beispielsw­eise 3500 Euro und der zweite 3000 Euro im Monat, beträgt nach Hechtners Berechnung die jährliche Entlastung 548 Euro.

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FOTO: XANDER HEINL/IMAGO In der Kritik: Bundesfina­nzminister Christian Lindner von der FDP.

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