Der entmündigte Autolenker
Während die einen behaupten, dass Autofahren immer komplizierter werde, beteuern die anderen das genaue Gegenteil. Tatsächlich war der Besitz und das Führen eines Vehikels mit vier Rädern, vom Leiterwagen einmal abgesehen, früher eine handwerkliche Angelegenheit. Selbstverständlich nahm den Radwechsel der wackere Automobilist selbst in der Garage vor. Heute ist das so gut wie unmöglich, weil sonst die digitale Reifendruckanzeige nicht richtig kalibriert wird. Und der Fahrer den Verlust der Luft nicht live am Bildschirm
miterlebt – sondern den Platten erst beim Rumpeln bemerkt.
So eine Zumutung will sich heute niemand mehr zumuten lassen. Vorbei die Zeiten, als man im Kofferraum immer noch ein paar Ersatzzündkerzen hatte, um im Notfall selbst sein eigener Pannenhelfer zu sein. Im Zeitalter des Elektroautos ist das mit den Zündkerzen naturgemäß nicht mehr so einfach.
Verbraucherschützer klagen schon seit Jahrzehnten, dass die Automobilhersteller alles dafür täten, damit ja kein Fahrzeugbesitzer noch irgendwas selber machen könne. Selbst das Nachfüllen von Scheibenwischwasser solle man besser dem Profi überlassen. Weil die Öffnung so angebracht ist, dass man nur als Schlangenmensch zu ihr gelangt. Und wenn man dann doch einen Deckel findet, ist’s jener für die Bremsflüssigkeit. Sodass es bei jedem Bremsvorgang nach Meister Proper im Auto riecht. Weil Menschen in Maschinen eh nur stören, ist die nächste Stufe der Entmachtung des Fahrers nur eine Frage der Zeit. Sie heißt: autonomes Fahren.