Wie weiter nach dem Neun-Euro-Ticket?
Landkreistag gegen Neuauflage der billigen Monatskarte – Ruf nach Ausbau des Angebots
(dpa) - In der Diskussion um günstigere Fahrkarten für Busse und Bahnen spricht sich der Deutsche Landkreistag gegen weitere Rabattaktionen aus. „Dies wäre keine nachhaltige Investition“, teilte Präsident Reinhard Sager (CDU) am Dienstag mit. Die Tarife des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) seien im Vergleich zu den Kosten eines eigenen Autos nicht zu teuer. Eine zusätzliche Subventionierung sei nicht notwendig.
Das Neun-Euro-Monatsticket für den Nahverkehr ist im August letztmalig zu haben. Die insgesamt dreimonatige Aktion sollte Pendler angesichts hoher Energiepreise unterstützen und für einen Umstieg vom Auto auf Busse und Bahnen werben.
Finanzminister Christian Lindner (FDP) bekräftigte am Dienstag seine Absage an eine Verlängerung. Die Entgelte der Nutzer seien notwendig für eine sinnvolle Lenkung, teilte er mit. Gratis sei nicht besser. „Begrenzte Steuermittel brauchen wir für Investitionen in die Netzinfrastruktur.“Lindner hatte Kritik auf sich gezogen, als er in der Debatte von „Gratismentalität“sprach.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland warf Lindner am Dienstag vor, Menschen zu verhöhnen, die mit ihren Steuern Dienstwagen für Besserverdienende und den Autobahnbau finanzierten. Notwendig seien mehr Bus- und Bahnlinien mit engeren Takten besonders auf dem Land, um mehr Menschen für den ÖPNV zu gewinnen. „Dafür braucht das Neun-Euro-Ticket ein Nachfolgeangebot und das ÖPNVAngebot deutliche Verbesserungen.“Verbandsgeschäftsführerin Antje von Broock unterstützte die Idee eines 365-Euro-Jahrestickets. Für den massiven Angebotsausbau seien auch Bundesmittel notwendig. „Nur so wird der Verkehr seine Klimaziele überhaupt einhalten können.“Auch der Landkreistag forderte, den ÖPNV außerhalb der Großstädte zu einer „alltagstauglichen Mobilitätsalternative“zu machen.
Seit dem Verkaufsstart Ende Mai bis einschließlich Montag dieser Woche sind nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen bundesweit rund 38 Millionen Neun-Euro-Tickets verkauft worden. Außerdem erhielten monatlich etwa zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten einen entsprechenden Rabatt.
„Das Neun-Euro-Ticket hat wie mit einem Brennglas die Probleme im Regionalverkehr aufgezeigt“, sagte der Chef des Gesamtbetriebsrates von DB Regio, Ralf Damde, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Es gibt nicht genügend Personal und insbesondere zu wenig Fahrzeuge, um den Anstieg der Fahrgastzahlen auch in Zukunft aufzufangen“, sagte er. „Der Bund muss einen zentralen Fahrzeugpool finanzieren, der mit mindestens 300 Fahrzeugen bestückt ist und an mehreren Standorten in Deutschland steht.“
Die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats DB Station & Service, Heike Moll, macht sich für einen runden Tisch stark. Eine direkte Fortsetzung des Neun-Euro-Tickets lehnt sie ab: „Wir brauchen erst einmal ein, zwei Monate, damit wir sortieren und auswerten können. Was lief gut, wo tauchten Probleme auf?“, sagte Moll.