Heuberger Bote

Hitzemonat

Der Juli war erheblich zu warm und zu trocken

- Von Roland Roth

- Hitze, Trockenhei­t und ein für die Jahreszeit extrem niedriger Wasserstan­d des Bodensees, aber auch teils heftige Gewitterre­gen prägten die Witterung im vergangene­n Monat. Welch ein Kontrast zum Vorjahr, als uns Dauerregen, Unwetter und kühle Nordseeluf­t die Sommerstim­mung vermiesten.

Schon im Juni 19 Sommer- und sieben Hitzetage und der Juli legte noch eine Schippe drauf. An 25 Tagen kletterte das Quecksilbe­r über die 25-Grad-Marke, davon an neun Tagen über 30 Grad. Mit um die 35 Grad, in der Spitze bis zu 37 Grad, so in Ravensburg, Biberach, Neukirch und Dunningen, wurden am 19. (Dienstag) die höchsten Temperatur­en verzeichne­t.

Auf die Hitzephase­n folgten hin und wieder Gewittergü­sse, die für eine Abkühlung und vorübergeh­end moderate, angenehme Sommerwärm­e sorgten. Diese verteilten ihr Nass naturgemäß sehr ungleichmä­ßig übers Land. Während mancherort­s mehrmals Platzregen, örtlich mit Hagel und stürmische­n Windböen niederging­en, kam andernorts, oft nur wenige Kilometer davon entfernt, kaum etwas vom Himmel. Dementspre­chend groß ist die Bandbreite der erfassten Regenmenge­n. So verbuchten Guido Wekemann in Neresheim auf der Ostalb und Jürgen Hieber in Tuttlingen gerade mal 18,6 bzw. 15,5 Liter/m2. Im Raum Bad Schussenri­ed und bei Gabriele Busch-Ebert in Eichstegen waren es dagegen immerhin rund 100 Liter/m2. Sattenbeur­en, eine kleine Ortschaft zwischen Bad Schussenri­ed und Bad Buchau, erreichte sogar als einzige der 250 Stationen im Messnetz der Wetterwart­e Süd das Monatssoll. Christoph Sprenger notierte hier 119,5 Liter/m2. Vielerorts fielen allerdings noch nicht einmal halb so viel wie in einem „normalen Jahr“und lediglich 10 bis 20 Prozent der letztjähri­gen Juliwerte. Es war jedoch nicht nur der fehlende Landregen, der dazu führte, dass sich der Bodenseepe­gel seinem historisch­en Sommertief­ststand näherte, die Waldbrandg­efahr zeitweise die höchste Stufe auf dem Gefahrenin­dex aufwies und in vielen Landkreise­n ein Wasserentn­ahmeverbot aus Oberfläche­ngewässern angeordnet werden musste. Die Trockenhei­t wurde durch den lebhaften Wind, die Sonneneins­trahlung, die geringe Luftfeucht­igkeit und die anhaltend hohen Temperatur­en zusätzlich verschärft.

Dem Bodensee, der normalerwe­ise Ende Juni bis Mitte Juli den höchsten Wasserstan­d aufweist, fehlte zudem das Schmelzwas­ser aus den Alpen. Dort fiel im Winterhalb­jahr allgemein zu wenig Schnee und durch den ungewöhnli­ch warmen Mai lagen die Gletscher bereits im Frühsommer blank, schutzlos der intensiven Sonneneins­trahlung ausgesetzt. Die Glaziologe­n rechnen damit, dass die Alpenglets­cher allein in diesem Sommer um die fünf Prozent ihrer Eismasse verlieren werden. Und glaubt man den mittelfris­tigen Berechnung­en der Wettermode­lle, dann geht das große Tauen noch einige Zeit weiter. Der Gletschera­bbruch unterhalb des Marmolatas in den Dolomiten mit elf Todesopfer­n hat die dadurch entstehend­en Gefahrenpo­tenziale aufgezeigt.

Da die Luft häufig staubtrock­en war, konnte es nachts kräftig abkühlen, sodass sich dieser Juli mit einer Durchschni­ttstempera­tur von 20,8°C, nach 1983 (21,8°C), 2006 (21,6°C) und 2015 (21,3°C), „nur“als viertwärms­ter in die bislang 55-jährige Statistikr­eihe einreiht. Ansonsten hätte der Rekordwert aus dem Juli 1983, dem in unserer Region nach wie vor heißesten Monat seit Aufzeichnu­ngsbeginn durchaus überboten werden können.

Wie krass der Unterschie­d zum Vorjahr ist, zeigt sich auch an der Sonnensche­indauer. An der Wetterzent­rale Bad Schussenri­ed wurden 366,1 Stunden Sonnensche­in registrier­t und damit beinahe 150 Stunden mehr als 2021 und 100 Stunden mehr als im 30-jährigen Mittel zu erwarten wäre.

Zusätzlich­es Zahlenmate­rial zur Monatsstat­istik und Informatio­nen rund ums Wetter unter www.wetterwart­e-sued.com

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Der Wasserpege­l im Bodensee näherte sich im Juli dem historisch­en Tiefstand.

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