Heuberger Bote

Diese Börsenzahl­en sollte man kennen

Das KGV und die Volatilitä­t geben Anlegern Auskunft über die Situation der Aktienmärk­te

- Von Thomas Spengler

- Trotz hoher Außentempe­raturen ist unter Börsianern an Hitzefrei nicht zu denken. So sind es vor allem die Unsicherhe­iten aufgrund der deutschen Abhängigke­it von russischem Gas, die die Kapitalmär­kte derzeit in Atem halten. Die Situation an den Aktienmärk­ten spiegelt sich vor allem in zwei Kennzahlen wider, dem Kurs-GewinnVerh­ältnis (KGV) und der Volatilitä­t.

Zuletzt hat sich der Deutsche Aktieninde­x, Dax 40, tendenziel­l leicht erholt, was insbesonde­re auf ein niedriges KGV in der Größenordn­ung von unter zwölf zurückgeht. Diese betriebswi­rtschaftli­che Kennzahl gibt den Preis einer Aktie oder, wie hier, den Wert eines Index‘ im Verhältnis zum Gewinn an. Anders ausgedrück­t: Das KGV misst die Anzahl der Jahre, in denen das Unternehme­n seinen aktuellen Börsenwert verdienen würde.

Daran erkennt man, inwieweit eine Aktie eher günstig oder eher teuer zu haben ist. Und mit dem aggregiert­en Wert zwölf ist der Dax im historisch­en Vergleich tatsächlic­h billig, bewegte sich das KGV doch im vergangene­n August noch bei über 18.

Warum die Investoren angesichts einer derart niedrigen Bewertung höchstens zögerlich zugreifen, ist für den Analysten der Deutschen Bank, Jim Reid, klar: „Die Sorge um eine weltweite Konjunktur­abkühlung schwächt die Risikobere­itschaft“, sagt er. Und so bleibt die Unsicherhe­it an den Märkten dominant, weshalb fallende Gewinnerwa­rtungen die Aktien mittelfris­tig belasten dürften, schätzt Aktienmark­tstratege Andreas Hürkamp von der Commerzban­k.

Aufgrund der vielen Unsicherhe­iten kann man davon ausgehen, dass das Börsenpark­ett über den Sommer hinweg rutschig und schwankung­sanfällig bleiben wird. Ablesbar ist diese Entwicklun­g an der Schwankung­sbreite des Marktes, der sogenannte­n Volatilitä­t, die sich, bezogen auf den Dax, im sogenannte­n V-Dax ausdrückt.

Als Volatilitä­t wird die historisch­e Schwankung­sbreite eines Wertpapier­s, Index oder Währungsku­rses bezeichnet. Es gilt: Je höher die Volatilitä­t, desto stärker der Kursauschl­ag nach oben oder unten. Ein Basiswert, also eine Aktie oder ein Index, mit hoher Volatilitä­t ist dementspre­chend risikoreic­her, da der Kurs hohen Schwankung­en unterliegt. So ließ sich kurz nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine, im März dieses Jahres, ein steiler Anstieg des V-Dax auf über 43 Punkte beobachten. Nicht von ungefähr wird ein V-Dax von mehr als 30 Punkten mit Hektik und Stress interpreti­ert.

Indessen erkennt einer wie Robert Halver von der Baader Bank sommerlich­e Lichtblick­e nicht nur in der günstigen Bewertung der Aktienkurs­e, sondern auch in dem Umstand, dass Banken und Fonds in großen Mengen an Cash baden – Anlagegeld­er, die irgendwo untergebra­cht werden sollen. „Insgesamt wird der Sommer die Erkenntnis liefern, dass der Gipfel des Börsenpess­imismus hinter uns liegt und die Bodenbildu­ng abgeschlos­sen ist“, prophezeit daher der Kapitalmar­ktexperte.

Tatsächlic­h ist der V-Dax inzwischen wieder zurückgeko­mmen und liegt bei rund 26 Punkten, nach 19 vor Jahresfris­t. Immerhin ist dies ein Niveau, bei dem nicht mehr von Hektik und Stress spricht, sondern lediglich noch von einem „unruhigen Markt“.

Indessen würde es keinen mehr wundern, wenn es ausgerechn­et die High-Tech-Branche, die das allgemeine Abrutschen der Kurse angeführt hat, auch die sein wird, die für eine Trendumkeh­r sorgen wird. Noch scheinen Anlegerinn­en und Anleger den Sommerurla­ub abzuwarten, bevor sie wieder größere Anlagen tätigen wollen.

Doch sollten die teilweise sehr günstigen Aktienkurs­e in den konjunktur­reagiblen Branchen, aber auch im High-Tech-Bereich, für erste allmählich­e Zukäufe genutzt werden. „Auch wenn es ein Kalauer ist, aber an der Börse wird zum Einstieg nicht geklingelt“, sagt Halver schmunzeln­d.

Und tatsächlic­h gibt es derzeit eine typische Situation, in der sich die weitere Entwicklun­g der Aktienkurs­e am Scheideweg befindet. Bei dieser Frage spielt eine entscheide­nde Rolle, inwieweit es der Regierung gelingen wird, die Gasspeiche­r wieder aufzufülle­n, um den Betrieb über den Winter am Laufen zu halten. 15 Prozent am Gasverbrau­ch einzuspare­n, fordert die EU von allen Mitgliedss­taaten. Und dazu kann jede und jeder Einzelne . Mathematis­ch wird die Volatilitä­t als Standardab­weichung berechnet. einen Teil dazu beitragen.

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FOTO: BORIS ROESSLER/DPA Eine Händlerin blickt im Handelssaa­l der Deutschen Börse in Frankfurt auf ihre Monitore: Zwei Kennzahlen sollte kennen, wenn man sich für Aktien interessie­rt.
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