Diese Börsenzahlen sollte man kennen
Das KGV und die Volatilität geben Anlegern Auskunft über die Situation der Aktienmärkte
- Trotz hoher Außentemperaturen ist unter Börsianern an Hitzefrei nicht zu denken. So sind es vor allem die Unsicherheiten aufgrund der deutschen Abhängigkeit von russischem Gas, die die Kapitalmärkte derzeit in Atem halten. Die Situation an den Aktienmärkten spiegelt sich vor allem in zwei Kennzahlen wider, dem Kurs-GewinnVerhältnis (KGV) und der Volatilität.
Zuletzt hat sich der Deutsche Aktienindex, Dax 40, tendenziell leicht erholt, was insbesondere auf ein niedriges KGV in der Größenordnung von unter zwölf zurückgeht. Diese betriebswirtschaftliche Kennzahl gibt den Preis einer Aktie oder, wie hier, den Wert eines Index‘ im Verhältnis zum Gewinn an. Anders ausgedrückt: Das KGV misst die Anzahl der Jahre, in denen das Unternehmen seinen aktuellen Börsenwert verdienen würde.
Daran erkennt man, inwieweit eine Aktie eher günstig oder eher teuer zu haben ist. Und mit dem aggregierten Wert zwölf ist der Dax im historischen Vergleich tatsächlich billig, bewegte sich das KGV doch im vergangenen August noch bei über 18.
Warum die Investoren angesichts einer derart niedrigen Bewertung höchstens zögerlich zugreifen, ist für den Analysten der Deutschen Bank, Jim Reid, klar: „Die Sorge um eine weltweite Konjunkturabkühlung schwächt die Risikobereitschaft“, sagt er. Und so bleibt die Unsicherheit an den Märkten dominant, weshalb fallende Gewinnerwartungen die Aktien mittelfristig belasten dürften, schätzt Aktienmarktstratege Andreas Hürkamp von der Commerzbank.
Aufgrund der vielen Unsicherheiten kann man davon ausgehen, dass das Börsenparkett über den Sommer hinweg rutschig und schwankungsanfällig bleiben wird. Ablesbar ist diese Entwicklung an der Schwankungsbreite des Marktes, der sogenannten Volatilität, die sich, bezogen auf den Dax, im sogenannten V-Dax ausdrückt.
Als Volatilität wird die historische Schwankungsbreite eines Wertpapiers, Index oder Währungskurses bezeichnet. Es gilt: Je höher die Volatilität, desto stärker der Kursauschlag nach oben oder unten. Ein Basiswert, also eine Aktie oder ein Index, mit hoher Volatilität ist dementsprechend risikoreicher, da der Kurs hohen Schwankungen unterliegt. So ließ sich kurz nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine, im März dieses Jahres, ein steiler Anstieg des V-Dax auf über 43 Punkte beobachten. Nicht von ungefähr wird ein V-Dax von mehr als 30 Punkten mit Hektik und Stress interpretiert.
Indessen erkennt einer wie Robert Halver von der Baader Bank sommerliche Lichtblicke nicht nur in der günstigen Bewertung der Aktienkurse, sondern auch in dem Umstand, dass Banken und Fonds in großen Mengen an Cash baden – Anlagegelder, die irgendwo untergebracht werden sollen. „Insgesamt wird der Sommer die Erkenntnis liefern, dass der Gipfel des Börsenpessimismus hinter uns liegt und die Bodenbildung abgeschlossen ist“, prophezeit daher der Kapitalmarktexperte.
Tatsächlich ist der V-Dax inzwischen wieder zurückgekommen und liegt bei rund 26 Punkten, nach 19 vor Jahresfrist. Immerhin ist dies ein Niveau, bei dem nicht mehr von Hektik und Stress spricht, sondern lediglich noch von einem „unruhigen Markt“.
Indessen würde es keinen mehr wundern, wenn es ausgerechnet die High-Tech-Branche, die das allgemeine Abrutschen der Kurse angeführt hat, auch die sein wird, die für eine Trendumkehr sorgen wird. Noch scheinen Anlegerinnen und Anleger den Sommerurlaub abzuwarten, bevor sie wieder größere Anlagen tätigen wollen.
Doch sollten die teilweise sehr günstigen Aktienkurse in den konjunkturreagiblen Branchen, aber auch im High-Tech-Bereich, für erste allmähliche Zukäufe genutzt werden. „Auch wenn es ein Kalauer ist, aber an der Börse wird zum Einstieg nicht geklingelt“, sagt Halver schmunzelnd.
Und tatsächlich gibt es derzeit eine typische Situation, in der sich die weitere Entwicklung der Aktienkurse am Scheideweg befindet. Bei dieser Frage spielt eine entscheidende Rolle, inwieweit es der Regierung gelingen wird, die Gasspeicher wieder aufzufüllen, um den Betrieb über den Winter am Laufen zu halten. 15 Prozent am Gasverbrauch einzusparen, fordert die EU von allen Mitgliedsstaaten. Und dazu kann jede und jeder Einzelne . Mathematisch wird die Volatilität als Standardabweichung berechnet. einen Teil dazu beitragen.