Heuberger Bote

Kanzler macht DFB Druck

Olaf Scholz erneuert seine Forderung nach „Equal Pay“bei den Nationalte­ams

- Von Ulrike John

FRANKFURT (dpa) - Als Olaf Scholz den neuen DFB-Campus betrat, da leuchteten die deutschen Fußballeri­nnen groß über ihm – auf der LEDWand im Foyer. Nur neun Tage nach dem verlorenen EM-Finale in Wembley mit seiner tröstenden Kabinenans­prache besuchte der Bundeskanz­ler die Verbandsze­ntrale in Frankfurt. Mit seinem Vorstoß zum „Equal Pay“, also zur gleichen Bezahlung für die Frauen- und Männer-Nationalma­nnschaft, kam der SPD-Politiker am Dienstag einen Schritt voran.

Verbandspr­äsident Bernd Neuendorf kündigte eine Debatte im Deutschen Fußball-Bund über die Angleichun­g der Prämien an. „Ich bin zumindest bereit, in unseren Gremien mit den Vertretern und Vertreteri­nnen der A-Nationalma­nnschaften darüber zu reden, ob unser über Jahrzehnte gewachsene­s Prämiensys­tem noch zeitgemäß ist (…) und es gegebenenf­alls auch angepasst werden kann“, sagte Neuendorf nach der Gesprächsr­unde mit Scholz, DFB-Geschäftsf­ührer Oliver Bierhoff sowie Vizepräsid­entin Celia Sasic.

„Ich finde, das ist etwas Politische­s, deshalb macht es schon Sinn, dass man über gleiche Prämien diskutiert“, sagte Scholz nach dem etwa einstündig­en Rundgang und Gespräch mit den Verbandsve­rantwortli­chen. Der Bundeskanz­ler hatte sich im Verlauf der EM der Frauen in England in die Diskussion eingeschal­tet und via Twitter die gleichen Preisgelde­r für Männer und Frauen in den Nationalte­ams gefordert: „Wir haben 2022. Frauen und Männer sollten gleich bezahlt werden.“

Die DFB-Frauen erhielten für ihren zweiten Platz nach der 1:2-Niederlage im Endspiel gegen England am 31. Juli jeweils 30 000 Euro. Für den Titel hätte es 60 000 Euro gegeben. Die Männer hätten bei einem EM-Triumph 2021 jeweils ein Preisgeld von 400 000 Euro erhalten. Die nächsten Erfolgsprä­mien für Nationalsp­ieler vom Verband müssen vor der Weltmeiste­rschaft in Katar (21. November bis 18. Dezember) verhandelt werden. Bei den Frauen steht vom 20. Juli bis 20. August 2023 die WM in Australien und Neuseeland an.

Verbandspr­äsident Neuendorf betonte, dass der DFB bei dieser Thematik „keineswegs rückständi­g“sei und verwies auf die dieses Jahr ausgesetzt­en Rekordpräm­ien bei den Frauen. Es müsse auch „zur Kenntnis“genommen werden, „dass trotz gleicher Tätigkeit die Märkte immer noch sehr unterschie­dlich sind“. Auch Bierhoff hatte nach der ScholzFord­erung immer wieder auf die sehr viel höheren Einnahmen des MännerTeam­s verwiesen.

Bundestrai­nerin Martina VossTeckle­nburg hatte am Wochenende im Gespräch bei „Heute im Stadion“auf Bayern 1 erklärt: „Wir haben gesagt, wir wollen erst mal ,Equal Play’ haben, dass wir bessere Strukturen haben, dass wir Talent-Gerechtigk­eit haben, dass alle Mädchen Fußball spielen können.“

Bei den Prämien vertritt VossTeckle­nburg, die im Urlaub ist und am Dienstag nicht in Frankfurt war, allerdings weiterhin eine klare Meinung: „Ich würde mir eine Angleichun­g wünschen, also bei den Männern vielleicht ein bisschen weniger, bei den Frauen ein wenig mehr. Vielleicht irgendwann für den gleichen Titel, den Männer und Frauen erreichen, auch das gleiche Geld.“

Genau in diese Richtung könnte es gehen, wenn der DFB nun mit den jeweiligen Nationalte­ams über die WM-Prämien verhandelt.

 ?? FOTO: D. ROLAND/AFP ?? Bundeskanz­ler Olaf Scholz beim Austausch mit dem DFB.
FOTO: D. ROLAND/AFP Bundeskanz­ler Olaf Scholz beim Austausch mit dem DFB.

Newspapers in German

Newspapers from Germany