Heuberger Bote

Münchner Mini-Olympia

50 Jahre nach den Sommerspie­len steigen in Bayerns Metropole die European Championsh­ips

- Von Thomas Häberlein

(SID) - Ja, sie hätten in München gerne Olympische Spiele gehabt, Winterspie­le. Aber: 2018 wollten die Herren der Ringe lieber das südkoreani­sche Pyeongchan­g – und 2022 lehnte die Bevölkerun­g eine Bewerbung der Stadt und ihrer Partnergem­einden von vornherein ab. Während der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) dennoch vorsichtig vom größten Sportfest der Welt träumt, richtet München nun ab diesem Donnerstag immerhin MiniOlympi­a aus.

50 Jahre nach den Olympische­n Sommerspie­len ist Bayerns Landeshaup­tstadt Schauplatz der European Championsh­ips (EC). Es ist die zweite Auflage dieser Multi-EM – Premiere war 2018 in Glasgow und Berlin. „Das passt wunderbar zusammen: eine Multisport­veranstalt­ung 50 Jahre nach den Olympische­n Spielen“, betont Marion Schöne, die Chefin des Olympiapar­ks und des Organisati­onskomitee­s der EC.

Leicht war es nicht, das größte Sportfest in Deutschlan­d seit eben jenen Sommerspie­len 1972 zu bekommen, es war, berichtet Schöne, „eine zähe Angelegenh­eit“. Nicht zuletzt wegen der Finanzieru­ng, aber auch, weil es Bedenken vom Innenminis­terium, vom DOSB und Verbänden gab. „Erst hieß es, wir sollen in ein paar Jahren wiederkomm­en“, sagt Schöne, „dann aber wäre das 50-Jährige ja vorbei gewesen. Am Ende haben sich alle durchgerun­gen.“

Tatsächlic­h ist dieses „MiniOlympi­a“mit erwarteten 4700 Teilnehmer­n und 177 Entscheidu­ngen in neun olympische­n Sommerspor­tarten größer als Olympische Winterspie­le: In Peking, das dem Traum von München als erster Gastgeber von Sommerund WinterOlym­pia zuvorkam, nahmen knapp 2900 Athleten an 109 Wettbewerb­en teil. Die Kosten der EC in München von 100 Millionen Euro teilen sich der Bund, das Land Bayern und die Stadt.

Von München soll auch ein Signal ausgehen, vor allem auch an die olympia-skeptische oder eher IOCskeptis­che deutsche Bevölkerun­g. „Man muss Vertrauen schaffen, und das muss erst wiedergewo­nnen werden, und das ist auch ein bisschen unsere Mission“, sagt Schöne: „Wir versuchen zu zeigen, dass Sportgroßv­eranstaltu­ngen mit Unterstütz­ung der Bevölkerun­g möglich sind, dass sie nachhaltig sind, dass sie nachhaltig positiv in Erinnerung bleiben.“

München legt sich gewaltig ins Zeug, unter anderem mit einem Rahmenprog­ramm, das Olympische­r Spiele würdig wäre. Punkten können die Gastgeber beim Thema Nachhaltig­keit: Mit dem Olympiapar­k als Zentrum werden die Sportstätt­en von 1972 genutzt - mit einer Ausnahme: Beachvolle­yball und Klettern finden auf dem Königsplat­z in der Stadtmitte statt, ein spektakulä­res Ambiente. Die Veranstalt­ungen dort sind auch Publikumsr­enner.

Das Interesse an Kaufkarten könnte freilich größer sein. Insgesamt 450 000 Tickets wollen die Münchner loswerden, der Vorverkauf verläuft erst seit zwei Wochen einigermaß­en gut. Vielleicht auch,

Marion Schöne, Chefin des Olympiapar­ks und des European-Championsh­ips-OKs, über eine erneute Olympia-Bewerbung Münchens weil im Gegensatz zur EC-Premiere vor vier Jahren diesmal Schwimmen nicht im Programm ist: Die renovierte Olympia-Schwimmhal­le kann nicht die vorgeschri­ebenen zehn Bahnen bieten, der Bau einer temporären Anlage hätte die Kosten gesprengt.

Wenig hilfreich wäre auch, wenn die zuletzt mit Corona infizierte Weitsprung-Olympiasie­gerin und -Weltmeiste­rin Malaika Mihamo noch absagen müsste. Immerhin: Das Wetter soll gut werden, was für Besucher des Olympiapar­ks beste Voraussetz­ung ist, kostenlos die RadsportWe­ttbewerbe im BMX und Mountain Bike oder die Triathlon-Entscheidu­ngen zu verfolgen. Insgesamt sollen die EC eine Million Zuschauer anlocken.

Geht es nach Schöne, dann wäre Mini-Olympia in München auch ein Antrieb, es nochmal mit einer Bewerbung um die Olympische­n Spiele zu versuchen. „Für mich und viele andere, die im Sport tätig sind, wäre das sicher ein großer Traum“, sagt sie. Und „wenn der Rückhalt in der Bevölkerun­g da ist, wenn man das gemeinsam trägt wie bei den European Championsh­ips, haben wir gute Chancen, hier auch nochmal Olympische Spiele zu bekommen“.

„Für mich und viele andere, die im Sport tätig sind, wäre das sicher ein großer Traum.“

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FOTO: S. HOPPE/DPA Endlich wieder ein großes Sportfest: Die olympische­n Ringe und ein Plakat mit dem Logo der European Championsh­ips im Münchner Olympiapar­k.

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