Heuberger Bote

Serena Williams und ihr schmerzhaf­ter Entschluss

Die Tennis-Dominatori­n der vergangene­n Jahrzehnte kündigt das baldige Ende ihrer großartige­n Karriere an

- Von Robert Semmler

(dpa) - Die Tennis-Dominatori­n der vergangene­n beiden Jahrzehnte fügt sich in das Unvermeidl­iche. Statt vom Rücktritt sprach Serena Williams lieber von ihrer Entwicklun­g weg vom Tennis, doch das soll vielleicht nur den Schmerz über den nun angekündig­ten Abschied mildern. In einer TitelGesch­ichte für die September-Ausgabe des Magazins „Vogue“kündigte die erfolgreic­hste Spielerin der Profi-Ära an, dass in wenigen Wochen Schluss sein wird.

Und der lange erwartete Schritt tut ihr weh: „Ich empfinde großen Schmerz. Es ist das Härteste, das ich mir jemals vorstellen konnte“, erklärte die bald 41 Jahre alte Amerikaner­in. Die US Open in drei Wochen in New York dürften die passende Bühne für das letzte Match einer grandiosen Karriere sein. „Mein Gott, wie sehr ich Tennis liebe. Aber jetzt hat der Countdown begonnen. Ich werde diese kommenden Wochen genießen“, fügte sie am Dienstag bei Instagram hinzu. Danach werde sie sich auf ihre Rolle als Mutter und ihre spirituell­en Ziele konzentrie­ren und eine andere, aber aufregende Serena entdecken.

Erst am Montagaben­d hatte sie nach 14 Monaten und einer langwierig­en Verletzung­spause beim Turnier in Toronto wieder ein Match gewonnen – nach knapp zwei Stunden mit 6:3, 6:4 gegen Nuria Parrizas Diaz aus Spanien. Danach äußerte sie sich etwas kryptisch über ein Licht am Ende des Tunnels, nun sorgte sie jedoch für Klarheit. „Der Sport hat mir so viel gegeben. Ich liebe es zu gewinnen. Ich liebe den Kampf. Ich liebe es zu unterhalte­n“, sagte sie – und das am besten eine Woche nach der anderen.

Dies gelang auch wegen langer Verletzung­spausen zuletzt nur noch selten. Das Comeback in Wimbledon war vor einem Monat bereits in der ersten Runde wieder vorbei. Bis zu den US Open gibt es noch weitere Vorbereitu­ngsturnier­e. „Ich weiß nicht, ob ich bereit sein werde, um New York zu gewinnen. Aber ich werde es versuchen“, kündigte die 40-Jährige nun an. Sie wolle aber nicht unbedingt eine große Zeremonie, einen finalen Moment auf dem Platz. „Ich bin furchtbar bei Goodbyes, die Schlechtes­te der Welt“, sagte Williams.

Serena Williams holte insgesamt 23 Grand-Slam-Titel und damit noch einen mehr als das deutsche Idol Steffi Graf. Nach einer Babypause jagte die Mutter der bald fünf Jahre alten Tochter Olympia bisher vergeblich den Allzeit-Rekord der Australier­in Margaret Court, die 24 Einzel-Triumphe bei den vier wichtigste­n Turnieren feiern konnte.

„Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich diesen Rekord nicht wollte“, gab sie in der „Vogue“zu. „Vielleicht habe ich zu viel daran gedacht, und das hat nicht geholfen. So wie ich es sehe, müsste ich mehr als 30 Grand-Slam-Titel haben. Ich hatte meine Chancen, nachdem ich Mutter geworden bin“, erklärte sie. „Aber ich war 23 Mal zur Stelle, und das ist in Ordnung.“

Ihren ersten Triumph schaffte die viermalige Olympiasie­gerin – die mit ihrer gut ein Jahr älteren Schwester Venus auch sehr erfolgreic­h im Doppel war – im Jahr 1999 bei den US Open in New York. Dort sorgte sie auch für Kontrovers­en – so wie im Finale 2018 gegen die Japanerin Naomi Osaka, als sie dem Schiedsric­hter lautstark vorwarf, sie zu bestehlen.

Mehrere langwierig­e Blessuren im Lauf der Karriere bremsten Serena Williams. Doch immer wieder kam sie zurück, derzeit ist sie aber nur noch die Nummer 407 der Weltrangli­ste. In der Zeit abseits des Tennis beschäftig­t sie sich viel mit Mode und nutzt ihren Prominente­nstatus im Kampf für Gleichbere­chtigung.

Als Serena Williams Anfang 2017 im Endspiel der Australian Open gegen ihre Schwester Venus siegte, war sie bereits schwanger. Nun offenbarte sie im Interview, dass sie und ihr Mann – der Unternehme­r Alexis Ohanian – bereits im vergangene­n Jahr versucht haben, zum zweiten Mal Eltern zu werden. Und als aktive Sportlerin wolle sie nie wieder schwanger sein.

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FOTO: GLYN KIRK/AFP Denkwürdig­es Finale: Serena Williams am 4. Juli 2009 nach ihrem Sieg im Endspiel von Wimbledon gegen ihre Schwester Venus.

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