„Ich bin gerne offen für Neues“
Der neue katholische Pfarrer Sebastian Tanneberger freut sich über das Wohlwollen in seinen ersten Tagen „Am Dreifaltigkeitsberg“
SPAICHINGEN - Mit dem „Schwabenalter“, also dem „Gescheitwerden“mit 40 (am 10. Oktober) hat sich der neue Pfarrer für Spaichingen, Balgheim und Dürbheim noch nicht näher beschäftigt. Doch die „Goldene Mitte“zwischen Jung und Alt kommt gerade recht für einen, der es mit allen Generationen zu tun hat und ihnen gerecht werden soll.
„Ich bin zwar in Sindelfingen zur Welt gekommen, doch meine Heimatstadt ist Leonberg“, sagt Sebastian Tanneberger, der dort das AlbertSchweitzer-Gymnasium bis zum Abitur besucht hat. „Den Zivildienst habe ich in der Betriebsseelsorge absolviert, genauer gesagt im Arbeiterzentrum Böblingen.“Eingeweihte werden das mit dem Namen Paul Schobel verbinden und Hiesige mit Thomas Maile, den er dort in jener Zeit kennengelernt hat. „Dass sich die Kirche für die Arbeiter und Arbeitslosen interessiert und engagiert“habe ihm imponiert und deswegen gerne als „Mädchen für alles“fungiert.
Danach musste er am Ambrosianum in Tübingen zuerst die alten Bibelsprachen erlernen, um an der dortigen Universität Theologie studieren zu können. „Im dritten Semester ist ein Auslandssemester Pflicht“, erzählt Tanneberger weiter, das habe ihn an die „Gregoriana“in Rom geführt, wo er sich mit der „Christlichen Archäologie“beschäftigte („nicht zuletzt wegen der interessanten Exkursionen und dem Zugang zu besonderen Leckerbissen“). In das Priesterseminar in Rottenberg ist er mit 34 eingetreten („als Spätberufener,
wenn Sie so wollen“).
„Meine fünfköpfige Herkunftsfamilie, die bei der Investitur am letzten Sonntag zugegen war, ist bis auf die Oma nicht von Haus aus gut katholisch, wie man zu sagen pflegt“, sagt Tanneberger augenzwinkernd. Denn sein Vater ist evangelisch, und seine Mutter ist erst bei seiner Erstkommunionvorbereitung auf den Geschmack gekommen und gehört heute dem Diözesanrat in Rottenburg an.
„Am 7. September bin ich umgezogen“, so der stolze Neu-Spaichinger, „und geniesse nach vielen Jahren als möblierter Herr endlich ein eigenes Zuhause“. Von der ersten Nacht an hat er dort gut geschlafen, obwohl in den ersten Tagen noch die Vorhänge
gefehlt haben.
„Ich bin autark“, antwortet er auf die Frage, wer ihm den Haushalt macht. Ob das selber Kochen, Waschen und Bügeln bei einer fordernden Sechstage-Woche auf Dauer so bleibt, wird sich weisen müssen. „Jedenfalls hatte ich schon beim Erstgespräch Anfang dieses Jahres ein gutes Gefühl“, sagt Tanneberger, der anschließend noch auf den Dreifaltigkeitsberg fuhr, wo ihm die Erinnerung an eine Wallfahrt dorthin im Alter von etwa zehn Jahren kam.
„Die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation ist mitentscheidend für die Zukunft der Kirche“, sagt der ernst werdende Geistliche, der die Erfahrung gemacht hat, dass es oft die Großeltern sind, die elementares religiöses Wissen und die Praxis an die Enkel weitergeben. „Die Elterngeneration fühlt sich oft unsicher und nicht mehr sattelfest.“Weswegen er in der Vorbereitung auf die Sakramente darauf setzt, die Erwachsenen zu befähigen und zu ermutigen.
„Ein gutes Miteinander von bürgerlicher und kirchlicher Gemeinde liegt mir am Herzen“, so der Geistliche. Wozu für ihn eine Kirche gehört, deren Vertreter nahbar sind und glaubwürdig rüberkommen in ihrem Bestreben, Gutes zu tun.
Zu den Hobbys des neuen Pfarrers zählen Spazierengehen, Wandern („gerade jetzt im Herbst“) und das Lesen („Lieblingsfach ist Geschichte“). Und zu seinen Vorbildern zählt der Hl. Sebastian, „denn dessen Standhaftigkeit und sein Mut, für seine Überzeugung sogar in den Tod zu gehen, haben mich tief beeindruckt.“