Mindestens 125 Menschen sterben in Fußballarena
Eine der schwersten Stadionkatastrophen der Geschichte erschüttert Indonesien – Auch Kinder unter den Opfern
MALANG/FRANKFURT (SID) - Tausende Menschen getrieben von Panik, um sie herum Aggression, Zerstörung und Tod, über allem ein Schleier aus Tränengas. Die erschütternden Szenen aus der Fußballarena im indonesischen Malang erinnerten an Bürgerkrieg – und führten zu einer der schwersten Stadionkatastrophen der Geschichte.
Mindestens 125 Menschen starben bei der Tragödie in der Provinz Ostjava, 323 Personen wurden verletzt. Unter den Opfern befinden sich auch mindestens 32 Kinder, wie ein Behördensprecher der französischen Nachrichtenagentur AFP bestätigte.
„Ich bedauere dieses Unglück zutiefst und hoffe, dass diese Fußballtragödie die letzte unserer Zeit sein wird“, sagte Indonesiens Präsident Joko Widodo. Der Regierungschef genehmigte eine finanzielle Unterstützung für die Hinterbliebenen der Todesopfer von umgerechnet jeweils 3200 Euro.
Staatliche Ermittlungen zu den Abläufen der Tragödie sollen in dieser Woche beginnen. Sicherheitsminister Mohammad Mahfud Mahmodin kündigte an, binnen 24 Stunden eine Task Force zu bilden. „Wir gehen davon aus, dass die Untersuchung in den nächsten zwei oder drei Wochen abgeschlossen werden kann“, sagte der Politiker.
Doch erste personelle Konsequenzen gab es bereits am Montag. Der örtliche Polizeichef wurde mit
sofortiger Wirkung seines Amtes enthoben, neun weitere Beamte wurden bis auf Weiteres suspendiert.
Der Fußballverband PSSI unterbrach den Spielbetrieb in der ersten Liga. Dem gastgebenden Verein Arema FC wurde die Austragung von Heimspielen für den Rest der Saison untersagt. Zudem hat auch die Föderation eine Untersuchungskommission eingesetzt, die der Polizei bei der Aufklärung der Katastrophe helfen soll. Unter Tränen bat der Präsident von Arema FC am Montag um
Vergebung für die tragischen Ereignisse. „Als Präsident möchte ich mich bei allen Opfern, deren Angehörigen, allen Indonesiern und der Liga entschuldigen“, sagte Gilang Widya Pramana vor laufenden TVKameras.
Die Polizei beschrieb das, was sich im mit 42 000 Zuschauern ausverkauften Kanjuruhan-Stadions ereignete hatte, als „Aufruhr“. Nach dem 2:3 Aremas gegen Persebaya FC, der ersten Niederlage der Gastgeber gegen den Erzrivalen seit mehr als 20
Jahren, hätten 3000 Arema-Fans wutentbrannt das Spielfeld gestürmt. Dabei seien zwei Polizisten getötet worden.
Als Reaktion setzte die Polizei Tränengas ein. Das löste eine Panik aus, wodurch zahlreiche Menschen zu Tode getrampelt wurden. In einer Stellungnahme wies die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch darauf hin, dass laut FIFA-Statut der Einsatz von Tränengas in Stadien nicht erlaubt sei.
Die TV-Bilder aus dem Stadion zeigen regelrechte Schlachten zwischen Polizisten und einem wütenden Mob, dabei wurden die Arena und Polizeifahrzeuge demoliert. Dazwischen waren Menschen zu sehen, die sich in Sicherheit bringen wollten und Verletzte trugen. Gewaltsame Auseinandersetzungen spielten sich auch vor dem Stadion ab. Davon zeugten 13 ausgebrannte Fahrzeuge, darunter ein Polizeilaster.
Als Reaktion auf die Tragödie forderte Amnesty International eine Untersuchung des Tränengas-Einsatzes. Die Zuständigen müssten im Falle von Rechtsverstößen vor Gericht gestellt werden.
Die Liebe zum Fußball schlägt in Indonesien regelmäßig in Gewalt um. In der Vergangenheit kam es bereits mehrfach zu tödlichen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Fanlagern. Auch die Profis werden immer wieder zur Zielscheibe von Attacken und stehen teilweise unter Polizeischutz.