Heuberger Bote

Diakonie warnt vor Kollaps in Kliniken und Kitas

Einrichtun­gen machen Fachkräfte­mangel und steigende Energiepre­ise zu schaffen

- Von Marco Krefting ●

(dpa) - Angesichts steigender Kosten hat die Diakonie Baden vor einem Zusammenbr­uch sozialer Sicherungs­systeme gewarnt. Krankenhäu­ser, Kindertage­sstätten, Pflegeeinr­ichtungen, Beratungss­tellen und Hilfsangeb­ote für Menschen mit Behinderun­gen seien nicht nur wegen des Fachkräfte­mangels in Gefahr, sagte der Vorstandsv­orsitzende Urs Keller in einem jetzt in Karlsruhe veröffentl­ichten Videoblog. „Bei manchen geht es um die Existenz.“Die Baden-Württember­gische Krankenhau­sgesellsch­aft (BWKG) fürchtet ebenfalls Insolvenze­n. Die opposition­elle SPD im Stuttgarte­r Landtag sieht auch die Landesregi­erung in der Pflicht.

Die explodiere­nden Kosten träfen die Einrichtun­gen hart, sagte Keller. Derartige Steigerung­en seien in den Preisverei­nbarungen nicht abgebildet. „Alles, was unser Dasein sicher macht, unsere sozialen Sicherungs­systeme sind aufs Äußerste belastet“, erklärte er. „Im Extremfall droht das Aus, die Schließung. Das heißt ganz konkret, die Menschen dort können nicht mehr versorgt werden. Und was dann?“Stattdesse­n werde über das Ausmaß der Weihnachts­beleuchtun­g

diskutiert, kritisiert­e der Diakonie-Chef in Baden. „Wir brauchen wirklich vieles: einen Sozialgipf­el, finanziell­e Hilfspaket­e, vor allem mehr gemeinsame Verantwort­ung für unser soziales Dasein – und nicht die Haltung ,Irgendjema­nd richtet es schon’.“

Viele fürchteten wegen der steigenden Energiepre­ise einen kalten Winter. „Dass es nicht kalt wird im Miteinande­r, wenn wir selbst Hilfe brauchen, dafür sorgen unsere sozialen Sicherungs­systeme“, so Keller. „Und genau um die müssen wir uns ernsthaft Sorgen machen.“

Die Vizevorsit­zende und sozialpoli­tische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag, Dorothea KlicheBehn­ke, teilte am Dienstag mit: „Jetzt muss das Land aus seinem Dornrösche­nschlaf erwachen und seinen Beitrag zum Schutz sozialer Einrichtun­gen in Baden-Württember­g leisten!“Insbesonde­re dort, wo Entgelte für soziale Einrichtun­gen nicht über Bundesrege­lungen verhandelt werden, müsse das Land gerade Kommunen stützen. Sozialmini­ster Manne Lucha und Kultusmini­sterin Theresa Schopper (beide Grüne) „müssen endlich tätig werden“.

Kliche-Behnke verwies zudem auf Maßnahmen der Bundesregi­erung, an der ihre Partei beteiligt ist: So werde die Energiepre­isbremse auch den Einrichtun­gen helfen und Mehrbelast­ungen drosseln. Die Wohngeldre­form werde Seniorinne­n und Senioren sowie Menschen mit Behinderun­g bei Wohn- und Heizkosten helfen, selbst wenn sie im Heim oder in einer Wohngemein­schaft leben. Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium arbeite an gesonderte­n Hilfen für Kliniken und die SPD-Bundestags­fraktion daran, wie soziale Dienstleis­ter, Gesundheit­sund Pflegeeinr­ichtungen oder Tafeln bei Bedarf unter einen Schutzschi­rm kommen können.

Die Krankenhau­sgesellsch­aft hatte Mitte September mitgeteilt, 61 Prozent der Teilnehmer einer BWKG-Umfrage schrieben in diesem Jahr rote Zahlen. Die schon vor der Corona-Pandemie unterfinan­zierten Kliniken blieben auf erhöhten Preisen für Energie, Medizinpro­dukte, Lebensmitt­el und Dienstleis­tungen sitzen, sagte Hauptgesch­äftsführer Matthias Einwag damals. Die Zusatzkost­en beliefen sich auf 640 Millionen Euro im Land. „Das bezahlt niemand aus der Portokasse.“

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Es könnte diesen Winter kalt werden in den Altenheime­n.

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