Keine Hinweise auf Einsatz russischer Nuklearwaffen
Militärexperten widersprechen Spekulationen – Ukraine vermeldet weitere Erfolge bei Gegenoffensive
(dpa) Die Ukraine vermeldet nach der völkerrechtswidrigen Annexion mehrerer Gebiete durch Russland weitere Erfolge bei ihrer Gegenoffensive. In der Südukraine habe die Armee fünf weitere Orte zurückerobert, schrieb der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Dienstag beim Nachrichtendienst Telegram. Die ukrainische Gegenoffensive bereitet den russischen Einheiten nach ExpertenAnsicht gleich an mehreren Fronten enorme Probleme.
„Die Ukraine diktiert im Moment das Tempo“, sagte ein Vertreter westlicher Sicherheitskreise in einem Briefing zu Journalisten in London. Einige russische Einheiten stünden so unter Druck, dass sie sich zum Rückzug gezwungen sähen – teilweise gegen den Willen der russischen Führung. Mit Blick auf den möglichen Einsatz von Nuklearwaffen hieß es von dem westlichen Beamten, man sehe keinerlei Anzeichen dafür, dass Moskau einen solchen Schritt vorbereite. Zuvor hatten Videoaufnahmen eines russischen Güterzuges für Spekulationen gesorgt. In Medien wurde unter anderem gemutmaßt, die auf dem Zug transportierten Fahrzeuge könnten zu einer
Abteilung gehören, die für die Wartung des russischen Atomwaffenarsenals verantwortlich ist. Belege dafür gab es nicht.
Russland war am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert und hat inzwischen vier Gebiete in der Südund Ostukraine annektiert.
Auch britische Militärexperten sehen Probleme auf russischer Seite – Moskau ist demnach nicht mehr in der Lage, ausreichend Ausrüstung und militärisches Training für eine große Zahl an Rekruten bereitzustellen. Ein Anzeichen dafür sei, dass der Einberufungszyklus in diesem Jahr einen Monat später als üblich beginnen solle, hieß es.
Russlands Präsident Wladimir Putin will nach offizieller Darstellung rund 300 000 Reservisten einziehen lassen. Er hatte deshalb eine Teilmobilmachung angeordnet, was bei vielen Russen Panik auslöste – viele verließen das Land. Russlands Nachbarland Kasachstan vermeldete etwa, dass bereits mehr als 200 000 russische Staatsbürger eingereist seien. Moskau sieht die Teilmobilmachung dagegen als Erfolg: Nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu wurden bereits mehr als 200 000 Menschen eingezogen.