Heuberger Bote

Credit Suisse kämpft gegen Gerüchte an

Das Schweizer Bankhaus steht auf solidem Fundament - Anleger zweifeln

- Von Mischa Ehrhardt ●

- Am Montag sind Aktien der Schweizer Credit Suisse an der Börse unter die Räder geraten. Das lag auch an Gerüchten in OnlineFore­n, das Geldhaus komme ins Wanken. Analysten sehen das so nicht, die Bank versucht die Lage zu beruhigen.

Am Montag ging es für die Aktien der Schweizer Credit Suisse kräftig in den Keller. Zeitweise verloren die Papiere zehn Prozent, Investoren waren also ziemlich nervös. Grund für den Kursrutsch waren Spekulatio­nen darüber, wie krisenfest die Bank ist. Und das wiederum liegt daran, dass sich das Kreditinst­itut in den vergangene­n Jahren ziemlich konsequent in eine eigene Krise hineinmanö­vriert hat.

Der Fall erinnert ein wenig an die schlechten Zeiten der Deutschen Bank in den vergangene­n Jahren. So hat die Credit Suisse im zweiten Quartal des Jahres einen Verlust von 1,6 Milliarden Franken ausgewiese­n. Der Hauptgrund dafür: Sonderfakt­oren wie Rückstellu­ngen für Rechtsstre­itigkeiten, aber auch Wertberich­tigungen. Jedenfalls war das Ergebnis auch ohne diese besonderen Posten tiefrot. Und wie bei der Deutschen Bank war es vor allem das Investment­banking, das tiefe Löcher in die Bilanz geschlagen hat.

Aus diesem Grund hatte die Bank ihren Chefposten neu besetzt. Der ehemals Freiburger Manager Ulrich Körner führt die Bank nun – und soll sie aus ihrer Krise führen. Das grundlegen­de Rezept hatte bereits die Deutsche Bank angewendet: Sparen, umstruktur­ieren und verkleiner­n, vor allem das Investment­banking.

Mittelfris­tig will Credit Suisse auf diese Weise 1,5 Milliarden Franken einsparen. Deswegen ist die Unsicherhe­it in der Belegschaf­t gerade besonders groß. Denn erst Ende Oktober will der seit Juli amtierende Chef des Instituts seine neue Strategie vorstellen.

Nach über zwei Jahren Skandalen und gescheiter­tem Risikomana­gement ist das bitter nötig.

Zunächst unterminie­rte seit 2019 eine Beschattun­gsaffäre das Vertrauen in die Bank. Das Geldhaus ließ führende Manager von einer Detektei bespitzeln, deswegen gab es 2020 einen Führungswe­chsel bei der Bank. Im März vergangene­n Jahres musste die Bank dann eingestehe­n, vier Fonds auf Eis legen zu müssen. Sie waren angefüllt mit allerlei toxischen Wertpapier­en der Greensill Bank, die zu jenem Zeitpunkt in die Pleite schlittert­e. Auch bei der Insolvenz der Vermögensa­nlagegesel­lschaft Archegos im vergangene­n Jahr war Credit Suisse federführe­nd dabei, das Abenteuer mit dem Hedgefonds hat die Bank zwischen vier und fünf Milliarden Franken gekostet.

Ein interner Untersuchu­ngsbericht attestiert­e – wenig überrasche­nd – grobe Fehler und fehlende Kontrollen im Risikomana­gement der Bank. Diese finanziell­en Desaster verbunden mit Strafzahlu­ngen in gerichtlic­hen Auseinande­rsetzungen haben das Vertrauen in die Bank systematis­ch

untergrabe­n. Der Aktienkurs hat sich seit Jahresbegi­nn mehr als halbiert.

Seit Tagen kursieren nun Gerüchte, wie es um die Stabilität der Bank bestellt ist. Schlechte Kommunikat­ion hat dem ganzen zusätzlich Nahrung gegeben. Das kulminiert­e zu Wochenbegi­nn dann in einer TwitterNac­hricht, in der offen spekuliert wurde, dass eine große Investment­bank kurz vor dem Fall stünde. So kursierten in Internetfo­ren wie Reddit schnell Gerüchte, es müsse sich um Credit Suisse handeln.

Diesen Spekulatio­nen versucht die Bank nun den Wind aus den Segeln zu nehmen und verweist unter anderem auf die vergleichs­weise starke Kapital- und Liquidität­ssituation des Hauses. Dem Pflichten Analysten bei. So heißt es bei Analysten von JP Morgan, die Credit Suisse sei finanziell solide aufgestell­t. Das dürfte einigen Investoren nicht reichen. Sie befürchten eine Kapitalerh­öhung, damit die Bank die Kosten für den fälligen Umbau stemmen kann. Das allerdings würde die Anteile der alten Anteilseig­ner verwässern.

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FOTO: FABRICE COFFRINI/AFP Am Montag ging es für die Aktien der Schweizer Credit Suisse kräftig in den Keller. Grund dafür sind Gerüchte.

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