Credit Suisse kämpft gegen Gerüchte an
Das Schweizer Bankhaus steht auf solidem Fundament - Anleger zweifeln
- Am Montag sind Aktien der Schweizer Credit Suisse an der Börse unter die Räder geraten. Das lag auch an Gerüchten in OnlineForen, das Geldhaus komme ins Wanken. Analysten sehen das so nicht, die Bank versucht die Lage zu beruhigen.
Am Montag ging es für die Aktien der Schweizer Credit Suisse kräftig in den Keller. Zeitweise verloren die Papiere zehn Prozent, Investoren waren also ziemlich nervös. Grund für den Kursrutsch waren Spekulationen darüber, wie krisenfest die Bank ist. Und das wiederum liegt daran, dass sich das Kreditinstitut in den vergangenen Jahren ziemlich konsequent in eine eigene Krise hineinmanövriert hat.
Der Fall erinnert ein wenig an die schlechten Zeiten der Deutschen Bank in den vergangenen Jahren. So hat die Credit Suisse im zweiten Quartal des Jahres einen Verlust von 1,6 Milliarden Franken ausgewiesen. Der Hauptgrund dafür: Sonderfaktoren wie Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten, aber auch Wertberichtigungen. Jedenfalls war das Ergebnis auch ohne diese besonderen Posten tiefrot. Und wie bei der Deutschen Bank war es vor allem das Investmentbanking, das tiefe Löcher in die Bilanz geschlagen hat.
Aus diesem Grund hatte die Bank ihren Chefposten neu besetzt. Der ehemals Freiburger Manager Ulrich Körner führt die Bank nun – und soll sie aus ihrer Krise führen. Das grundlegende Rezept hatte bereits die Deutsche Bank angewendet: Sparen, umstrukturieren und verkleinern, vor allem das Investmentbanking.
Mittelfristig will Credit Suisse auf diese Weise 1,5 Milliarden Franken einsparen. Deswegen ist die Unsicherheit in der Belegschaft gerade besonders groß. Denn erst Ende Oktober will der seit Juli amtierende Chef des Instituts seine neue Strategie vorstellen.
Nach über zwei Jahren Skandalen und gescheitertem Risikomanagement ist das bitter nötig.
Zunächst unterminierte seit 2019 eine Beschattungsaffäre das Vertrauen in die Bank. Das Geldhaus ließ führende Manager von einer Detektei bespitzeln, deswegen gab es 2020 einen Führungswechsel bei der Bank. Im März vergangenen Jahres musste die Bank dann eingestehen, vier Fonds auf Eis legen zu müssen. Sie waren angefüllt mit allerlei toxischen Wertpapieren der Greensill Bank, die zu jenem Zeitpunkt in die Pleite schlitterte. Auch bei der Insolvenz der Vermögensanlagegesellschaft Archegos im vergangenen Jahr war Credit Suisse federführend dabei, das Abenteuer mit dem Hedgefonds hat die Bank zwischen vier und fünf Milliarden Franken gekostet.
Ein interner Untersuchungsbericht attestierte – wenig überraschend – grobe Fehler und fehlende Kontrollen im Risikomanagement der Bank. Diese finanziellen Desaster verbunden mit Strafzahlungen in gerichtlichen Auseinandersetzungen haben das Vertrauen in die Bank systematisch
untergraben. Der Aktienkurs hat sich seit Jahresbeginn mehr als halbiert.
Seit Tagen kursieren nun Gerüchte, wie es um die Stabilität der Bank bestellt ist. Schlechte Kommunikation hat dem ganzen zusätzlich Nahrung gegeben. Das kulminierte zu Wochenbeginn dann in einer TwitterNachricht, in der offen spekuliert wurde, dass eine große Investmentbank kurz vor dem Fall stünde. So kursierten in Internetforen wie Reddit schnell Gerüchte, es müsse sich um Credit Suisse handeln.
Diesen Spekulationen versucht die Bank nun den Wind aus den Segeln zu nehmen und verweist unter anderem auf die vergleichsweise starke Kapital- und Liquiditätssituation des Hauses. Dem Pflichten Analysten bei. So heißt es bei Analysten von JP Morgan, die Credit Suisse sei finanziell solide aufgestellt. Das dürfte einigen Investoren nicht reichen. Sie befürchten eine Kapitalerhöhung, damit die Bank die Kosten für den fälligen Umbau stemmen kann. Das allerdings würde die Anteile der alten Anteilseigner verwässern.