5 Dinge, die den „Neuen“antreiben
Seit 1. Oktober ist Uwe Keller Erster Bürgermeister – Knifflige Themen warten auf ihn
TUTTLINGEN - Das Potenzial der Donau besser ausschöpfen, die Energieversorgung Tuttlingens umkrempeln und in einigen Jahren noch einen Marathon laufen: Uwe Keller, seit dem 1. Oktober neuer Erster Bürgermeister Tuttlingens, hat viel vor. Im Gespräch mit Redakteurin Sabine Krauss verrät der 52-Jährige, welche Dinge ihn in den kommenden Wochen und Monaten beschäftigen werden und welche Projekte er konkret angehen möchte.
1 Der Haushaltsplan
Zwölf Jahre war Uwe Keller Kämmerer der Stadt Tuttlingen – und führt dieses Amt auch in den nächsten Wochen fort. Denn: Sein Nachfolger wird frühestens Anfang des neuen Jahres ins Tuttlinger Rathaus einziehen. Sechs Bewerbungen von Externen waren für die Stelle des StadtKämmerers eingegangen, davon „mehrere gute und kompetente“, wie Keller verrät. Aktuell laufen die letzten Gespräche, Ende Oktober soll der neue Kämmerer im Gemeinderat vorgestellt werden. „Für mich bedeutet das in den kommenden Wochen eine Doppelbelastung“, so Keller. Auf Hochtouren arbeitet er derzeit mit seinem Team am Haushaltsplan, der Mitte November im Gemeinderat vorgestellt wird. Und dieser ist so knifflig wie selten zuvor: „Die Energiekosten werden uns im Haushalt extrem belasten. Es ist schwierig zu planen bei den aktuell unsicheren Zeiten.“Er schätzt: Etwa die Hälfte seiner Arbeitszeit wird er zunächst weiter als Kämmerer arbeiten. Diverse Antrittsbesuche bei Firmen und Institutionen müssen ebenso warten, wie auch der Umzug seines Büros vom Rathaus-Nebengebäude hinüber ins Hauptgebäude.
2 Tuttlingens Energieversorgung
Die städtische Energieversorgung nachhaltig und eventuell sogar komplett autark zu machen: Diese Aufgabe wird den neuen Ersten Bürgermeister nicht nur in den kommenden Monaten, sondern möglicherweise während seiner gesamten Amtszeit beschäftigen. So ist Uwe Keller mit in das große Themengebiet eingebunden, an dem die Stadtverwaltung gerade mit den Stadtwerken feilt: Der Anteil an fossilen Brennstoffen soll in Tuttlingen reduziert werden. „Wie sieht es aus mit Photovoltaik, Windkraft und Holzhackschnitzelanlagen?“, benennt Keller, um was es konkret geht.
Besonders bei letzterem Punkt seien die Planungen schon weit fortgeschritten und sollen noch in diesem Jahr im Gemeinderat öffentlich vorgestellt werden. Im Fokus stehen Tuttlingens zwölf kleine Blockheizkraftwerke, die neben den städtischen Gebäuden auch einige private mit Energie versorgen.. Elf von ihnen laufen aktuell mit Gas. Sie sollen so umgerüstet werden, dass sie künftig mit Holzhackschnitzeln betreiben werden. Dazu wiederum braucht es eine kleine Anlage in Waldnähe, in
der die Hackschnitzel hergestellt werden. „Es geht nicht darum, dass wir stärker in den Holzeinschlag einsteigen, sondern darum, dass wir Baumkronen oder Unterstämme besser verwerten“, erklärt Keller. Bei der Anlage handle es sich auch um kein großes Gebäude, „dort wird auch nichts verbrannt, sondern ist eine Art Häckselanlage“, so Keller. Wo genau der Bau erfolgen soll, möchte er indes noch nicht verraten. Und auch in eine Photovoltaik-Anlage möchte die Stadt Tuttlingen investieren: „Das Liegenschaftsamt ist daran, mögliche Flächen zu suchen.“
3 Der Bahnhof und sein Vorplatz
Ein Aushängeschild für Tuttlingen ist der Bahnhof und sein Vorplatz wahrlich nicht – dieser Meinung ist auch Uwe Keller. Er findet: Vor allem, wenn der Bahnhof der erste Eindruck ist, den jemand von Tuttlingen erhält, komme die Donaustadt schlecht weg. So will er als Erster Bürgermeister vertieft mit in das Thema Neugestaltung einsteigen. Nachdem über Jahre wenig vorwärts ging, ist Tuttlingen für die Neugestaltung des Bahnhofvorplatzes nun zumindest ins Förderprogramm des Landes aufgenommen worden. Auch der Name des Investors ist seit Juni öffentlich bekannt: die Schoofs Immobilien GmbH aus Frankfurt hat den Zuschlag für die Entwicklung des Bahnhofvorplatzes bekommen.
Dennoch kann sich die Stadtverwaltung nicht zurücklehnen: Aktuell laufen Verhandlungen und Abstimmungen mit dem Investor, sagt Keller. Auch die Auseinandersetzungen mit der Deutschen Bahn sind noch nicht beendet: Unter anderem geht
es darum, wie Fahrradfahrer die Ebenen barrierefrei überwinden können. Im Falle des Bahnhofvorplatzes rechnet Uwe Keller damit, dass die Bauarbeiten ab Frühling 2023 nach und nach ausgeschrieben werden können. „Bis zum Jahr 2025 sollte er fertig sein“, so Keller.
4 Das Donauufer
Bislang hatte er mit dieser Thematik noch nicht so viel zu tun, doch das wird sich ändern: Wie geht es rund um den Auf- oder Abstau der Donau weiter? „In den nächsten vier bis acht Wochen wird mich das zwar noch nicht beschäftigen, aber es wird sicher ein großer Punkt meiner Amtszeit“, ist sich Keller sicher. Aktuell wartet man auf die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs in Mannheim. Sie soll demnächst im Rathaus eintreffen. Dabei geht es darum, ob der Stadt Tuttlingen genehmigt wird, in Berufung gehen zu dürfen. So war ihr Antrag, bis zur endgültigen Entscheidung aufstauen zu dürfen, abgelehnt worden. Keller jedenfalls findet: „Wir müssen uns mit der Entscheidung arrangieren, ob sie uns gefällt oder nicht – und dann machen wir bitte das Beste daraus.“
Wenig zielführend hält er einen jahrelangen Rechtsstreit. Mit Blick auf die Donau selbst möchte er als Erster Bürgermeister ihre Potentiale besser ausschöpfen. „Bei uns in Tuttlingen ist die Donau doch nur am Golem und bei der SC04-Lounge direkt erlebbar“, sagt er. Dabei gäbe es so viele Ideen und Möglichkeiten, wie man die Donau schöner ins Tuttlinger Leben einbinden könnte. Im Falle eines Abstaus will er sich dafür einsetzen, dass auch das Land in die
Pflicht genommen wird „und uns beim Umbau entsprechend hilft“.
5 Der Athen-Marathon
Neben einer Reihe von beruflichen Zielen hat der neue Erste Bürgermeister auch ein ganz besonderes privates: Irgendwann in den nächsten Jahren möchte er den AthenMarathon laufen, der in der Geschichte als erster Marathonlauf überhaupt gilt. „Ich bin geschichtsbegeistert, deshalb reizt mich der Athen-Marathon ganz besonders. Einmal im Leben möchte ich das Original laufen“, erklärt Keller, warum es ausgerechnet nach Griechenland gehen soll. In den vergangenen Jahren absolvierte der 52-Jährige bereits zwei Marathons in Ulm und München, bei run&fun ging er in Tuttlingen schon mehrfach beim Halbmarathon oder Zehn-Kilometer-Lauf an den Start. So schnell wird aus seinem Vorhaben jedoch nichts werden: „Momentan klappt es zeitlich nicht“, so Keller