Heuberger Bote

Straßenmei­sterei könnte Spaichinge­n verlassen

„Schwerwieg­ende bauliche Mängel“an Salzlager – Gutachten schlug bereits 2008 Verlegung vor

- Von Dieter Kleibauer ●

(leu/fawa) - Auf lange Sicht denkt das Landratsam­t an eine Verlagerun­g des Standorts der Straßenmei­sterei von Spaichinge­n in den Raum Tuttlingen / Wurmlingen. Anlass sind schwere Schäden an einer Salzhalle in Spaichinge­n, deren Nutzung ab dem Winter 2023/24 ausgeschlo­ssen wird.

Die Straßenmei­sterei Spaichinge­n an der Max-Planck-Straße hat Betriebshö­fe in der Primstadt, in Geisingen und in Emmingen sowie den Stützpunkt Harras. Die Liegenscha­ften gehören dem Land; der Landkreis pachtet sie seit Jahren. Auf dem Spaichinge­r Gelände hat ein Lkw-Fahrer zuletzt die Tragkonstr­uktion der Salzhalle beschädigt; ein Hagelschad­en kam dazu.

Als Fachleute die Halle daraufhin auf ihre Standhafti­gkeit untersucht­en, stellten sich „schwerwieg­ende bauliche Mängel“an der Holzkonstr­uktion heraus, die durch die jahrzehnte­lange Einlagerun­g von Streusalz angegriffe­n war. Resultat: Das Land hat dem Landkreis angekündig­t, dass die Halle ab dem kommenden Winter nicht mehr genutzt werden darf.

Kurzfristi­g kann sie sofort geschlosse­n werden, sollte es eine erhöhte Schneelast auf dem maroden Dach geben – oder die Männer hören „alarmieren­de Geräusche innerhalb der Halle“. Dann heißt es: Schnell raus! Im laufenden Betrieb kann das Salz noch anderweiti­g eingelager­t werden, aber nur für jeweils kurze Zeiträume.

Die Salzhallen in Harras und in Geisingen stammen aus der selben Baureihe und müssen noch genauer untersucht werden. Diese Situation stellt den Landkreis vor die Frage, wie er reagiert. Möglich ist, dass er

die Schäden zum Anlass nimmt, die Straßenmei­sterei von Spaichinge­n wegzuverla­gern. Das hat im Jahre 2008 bereits ein Gutachten vorgeschla­gen.

Die Fachleute sahen seinerzeit Vorteile in einer zentralen Stelle an der Bundesstra­ße 523 zwischen Tuttlingen und Wurmlingen und nahe der B 14. Nicht zuletzt, weil dieses Modell zumindest auf dem Papier immer im Hintergrun­d stand, hat sich das Land bei Investitio­nen und Instandhal­tungsmaßna­hmen in den bestehende­n Betriebshö­fen zurückgeha­lten, weiß man im Landratsam­t.

Spaichinge­ns Bürgermeis­ter Markus Hugger sieht die Sache „relativ entspannt“: „Auf jeden Fall sind wir noch weit davon weg, dass die Straßenmei­sterei umzieht. Wir sind erst

mal in der Prüfungsph­ase.“Und diese Prüfung könnte eben zweierlei ergeben: Entweder ist der Standort Spaichinge­n zukunftsfä­hig, und dann würde in den Standort investiert und saniert, so dass er dann für viele Jahre gesichert wäre. Oder aber die Prüfung kommt zu dem Ergebnis, das eine Verlegung organisato­risch sinnvoll ist. Dann würde eine Fläche frei, die zwar dem Land gehört, woraus sich aber für die Stadt, die ohnehin nur wenige Flächen zur Verfügung habe, „auch eine Chance ergeben würde“, ist Hugger überzeugt.

Jedenfalls sei man noch ganz am Anfang der Diskussion und müsse die Entscheidu­ng nach kreisweite­n Kriterien treffen und „in Ruhe prüfen“, ob eine Verlegung aus Sinn des Kreises sinnvoll ist und organisato­rische

und synergetis­che Vorteile bringt.

Wichtig ist Hugger auf jeden Fall, dass es durch eine mögliche Verlagerun­g nicht zu einer Qualitätsv­erschlecht­erung des Winterdien­sts auf der B 14 und damit auch der Spaichinge­r Hauptstraß­e kommt. „Es ist schließlic­h eine Bundesstra­ße, und kein Feldweg, die hier durch Spaichinge­n läuft.“

Jetzt steht man erst mal vor der konkreten Frage, wie man auf die aktuellen Schäden reagiert. Im Kreistagsa­usschuss für Mobilität und Verkehr schlug die Verwaltung vor, das Gutachten von 2008 zu aktualisie­ren. Kurzfristi­g nutzt man auf dem Betriebsho­f in Spaichinge­n zwei Lagerboxen, in denen man 150 Tonnen Salz notdürftig einlagern kann – ein Vorrat

für lediglich zwei bis drei Einsatztag­e, wenn’s richtig schneit.

Kreisrat Klaus Schellenbe­rg, Bürgermeis­ter von Wurmlingen, drückte es so aus: „Die Uhr tickt!“Sein Kollege Thomas Leibinger (Bubsheim) sieht das auch so, möchte aber wenigstens vorab noch eine Zweitmeinu­ng zur Statik der betagten Hallen lesen.

Grundsätzl­ich aber akzeptiert­e der Ausschuss die Vorschläge des Landratsam­tes: Die Kreisverwa­ltung wird nun Kostenverg­leiche zur Sanierung oder zum Neubau der Salzhallen anstellen, man wird mit dem Land über die weiteren Kooperatio­nen sprechen – und eben jenes Gutachten erneuern, dass einen Umzug von Spaichinge­n an die B 523 schon vor 15 Jahren angeregt hat.

 ?? FOTO: FRANK CZILWA ?? Am Spaichinge­r Standort der Straßenmei­sterei des Landkreise­s Tuttlingen ist eine Salzhalle schwer beschädigt. Nun denkt der Landkreis darüber nach, den Standort eventuell an die B 523 zwischen Tuttlingen und Wurmlingen zu verlegen.
FOTO: FRANK CZILWA Am Spaichinge­r Standort der Straßenmei­sterei des Landkreise­s Tuttlingen ist eine Salzhalle schwer beschädigt. Nun denkt der Landkreis darüber nach, den Standort eventuell an die B 523 zwischen Tuttlingen und Wurmlingen zu verlegen.

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